Cover-Bild Die Rassistin
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Schöffling
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 25.01.2024
  • ISBN: 9783895613531
Jana Scheerer

Die Rassistin

Nora Rischer sitzt im Behandlungsstuhl einer Kinderwunschpraxis, als eine E-Mail sie erreicht: Rassistischer Vorfall an unserer Universität. Sie ist neugierig, vorauseilend empört – und sie stutzt: Ist da etwa ihr eigenes Seminar in der Germanistik gemeint? Rischer ist erschüttert. In ihrem Kopf werden kritische Stimmen laut, eine innere Anklage beginnt: Hat sie sich als Dozentin tatsächlich rassistisch verhalten? Soll sie sich entschuldigen? Und weshalb? Aus ehrlichem Schuldbewusstsein oder um sich zu retten? Wird sie gecancelt, obwohl sie kein alter weißer Mann ist, sondern eine queere Frau, die sich bislang für linksliberal gehalten hat?

Die Rassistin ist eine schwarze Komödie, die den Rückzug auf allzu bequeme Gewissheiten verweigert. Komisch und präzise nimmt die Autorin all die menschlichen Reflexe, Widersprüche und rhetorischen Geschütze unter die Lupe, die einen konstruktiven gesellschaftlichen Austausch über Diskriminierung so kompliziert machen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2024

Moralisches Gedankenkarussell

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Nora Rischer ist Dozentin für Germanistik, Mitte vierzig und zu Beginn der Geschichte gerade zur Behandlung in einer Kinderwunschpraxis. Sie erhält eine E-Mail, in der ein Rassismus-Vorwurf an ihrer Universität ...

Nora Rischer ist Dozentin für Germanistik, Mitte vierzig und zu Beginn der Geschichte gerade zur Behandlung in einer Kinderwunschpraxis. Sie erhält eine E-Mail, in der ein Rassismus-Vorwurf an ihrer Universität im Raum steht. Sie fühlt sich sofort, auch wenn die Mail an alle Professoren gerichtet ist, angesprochen und erinnert sich an einen Vorfall mit ausländischen Studenten, den sie vor einiger Zeit in einer ihrer Vorlesung hatte. Sofort beginnt sich ihr Gedankenkarussell zu drehen und sie findet sich schnell in einem persönlichen Dilemma wieder.

Aufgrund des Covers hätte ich eine andere Geschichte erwartet. Auch der Klappentext hörte sich sehr interessant an, mich konnte die Geschichte jedoch nicht völlig abholen.
Das Besondere an dem Buch ist der Erzählstil: es wird ein Monolog im Kopf der Protagonistin wieder gegeben, in dem sie sowohl ihre Sicht der Dinge erörtert als auch andere fiktive Beobachter zu Wort kommen lässt. Immer wieder sind auch Aussagen ihres Umfelds eingebaut, beispielsweise ihrer Lebensgefährtin, ihrer Kollegen oder der Studierenden.
Es wird eine Fülle an Themen wie Rassismus, Alltagsdiskriminierung und Frauenfeindlichkeit behandelt, mir war es oft zu viel des Guten und hat mich verwirrt und überladen zurück gelassen. Die Handlung und auch die Gedanken der Protagonistin sind sprunghaft, oft erschien es mühsam, dem Ganzen zu folgen.
Aus der Geschichte trieft geradezu der schwarze Humor und die Ironie, dies wird sprachlich gekonnt umgesetzt und die tiefgründige Bedeutung ist immer gut herauszulesen.
Die Idee des Buches finde ich sehr gut, weil es etwas ganz Anderes als das ist, was man normalerweise im Romanbereich liest. Auch sprachlich kann ich dem Ganzen etwas abgewinnen, aber es ist auch nicht wirklich meins, weil es oft mühsam zu lesen war.

Trotz einiger Schwachstellen kann man das Buch gut lesen, man muss sich an den Schreibstil jedoch erst gewöhnen. Empfehlenswert ist es für alle, die mal etwas anderes lesen wollen mit viel schwarzem Humor und einem einzigartigen Schreibstil.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Gedankenkarussell

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Jana Scheerer hat einen ziemlich originellen Ansatz für ein mittlerweile fast schon alltägliches Thema gefunden, der sich irgendwie trotzdem recht unbequem gelesen hat.

Nora Rischer, Dozentin am Lehrstuhl ...

Jana Scheerer hat einen ziemlich originellen Ansatz für ein mittlerweile fast schon alltägliches Thema gefunden, der sich irgendwie trotzdem recht unbequem gelesen hat.

Nora Rischer, Dozentin am Lehrstuhl für Sprachwissenschaft, liegt auf dem Behandlungsstuhl ihrer Babywunschpraxis, als sie eine Mail erreicht. An ihrem Lehrstuhl sind Rassismusvorwürfe laut geworden und sofort beginnen ihre Gedanken zu kreiseln. Ist sie damit gemeint?

Die Autorin fängt das Thema Alltagsrassismus sehr schön ein, inklusive der Zweifel, Unsicherheiten und Stolperfallen. Indem sie verschiedene Beteiligte zu Wort kommen lässt, führt sie sehr plastisch die verschiedenen Sichtweisen und Grautöne dieser Debatte ein. Es gibt kein Richtig und Falsch, Meinungen können verschwimmen und variieren.

Aber genau dieses Hin und Her hat es mir irgendwann sehr schwer gemacht, dieses Buch zu genießen. Es strotzt vor Wiederholungen, dreht sich wie ein Brummkreisel um immer wieder dieselben Fragen. Das ist ohne Frage realistisch, aber auch sehr enervierend.

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Veröffentlicht am 11.03.2024

Zwischen Sprachmacht und Diskurschaos: "Die Rassistin" im Universitätskarussell

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"Der verdammte Vorwurf! Für ein paar Minuten hat das Existentielle der Insemination das Existentielle des Vorwurfs überdeckt, und jetzt - Rischer stutzt, was ist eigentlich existentieller? Schwanger werden ...

"Der verdammte Vorwurf! Für ein paar Minuten hat das Existentielle der Insemination das Existentielle des Vorwurfs überdeckt, und jetzt - Rischer stutzt, was ist eigentlich existentieller? Schwanger werden oder gecancelt werden?" - S. 40

Nora Rischer, Dozentin in der Germanistik und inmitten der Behandlung in einer Kinderwunschpraxis, gerät durch eine rätselhafte E-Mail in einen Strudel von Selbstzweifeln und moralischen Abwägungen. Jana Scheerer entfacht in "Die Rassistin" eine schwarze Komödie, die nicht nur den Campus-Diskurs, sondern auch Nora's persönliche Identität auf den Prüfstand stellt.

Jana Scheerer, geboren 1978 in Bochum und lebend in Berlin, hat mit "Die Rassistin" einen Roman geschaffen, der sich dem Thema Diskriminierung und dem allgegenwärtigen Wunsch nach moralischer Reinheit auf ironische und tiefgründige Weise nähert. Mit einem Hintergrund in Germanistik, Amerikanistik und Medienwissenschaft sowie ihrer Erfahrung als akademische Mitarbeiterin an der Universität Potsdam, bringt sie eine einzigartige Perspektive in ihre literarische Arbeit ein.

Die Handlung des Romans nimmt Fahrt auf, als Nora Rischer, mitten in ihrer eigenen Lebenskrise, mit rassistischen Vorwürfen gegenüber ihrem Seminar konfrontiert wird. Die Erzählung wirft nicht nur Fragen nach persönlicher Verantwortung auf, sondern unterzieht auch den gesellschaftlichen Diskurs einer kritischen Analyse. In einer schwarzen Komödie aus menschlichen Reflexen und Widersprüchen entfaltet Scheerer eine Geschichte, die sich weigert, sich auf allzu bequeme Gewissheiten zurückzuziehen.

Meine Meinung zu "Die Rassistin" ist zweigeteilt. Auf der einen Seite schätze ich die auditive Darstellung verschiedener Perspektiven und Verhaltensweisen. Die Ironie und die bissigen Spitzfindigkeiten im Schreibstil sind nahezu genial, und die Autorin spielt geschickt mit den Erwartungen der Leser:innen. Andererseits war der Roman für meinen Geschmack etwas zu überladen, schwer zu verdauen und hat mich am Ende verwirrt&ratlos zurückgelassen.

Was mir persönlich gemischt aufstieß, war die Fülle an behandelten Themen. Obwohl die Vielfalt der Themen wie Rassismus, Alltagsdiskriminierung, Frauenfeindlichkeit und mehr ohne erhobenen Zeigefinger beleuchtet wird, fühlte ich mich zeitweise von der Überladung der Handlung überwältigt. Die ironischen und bissigen Spitzen im Schreibstil erforderten eine sorgfältige Verarbeitung, um die tiefgründige Bedeutung nicht zu übersehen.

Trotz der wichtigen Themen, die ohne erhobenen Zeigefinger behandelt werden, und der Anerkennung für die einzigartige Idee hinter dem Buch, konnte ich nur wenig aus dem Werk ziehen. Dies ist vor allem dem Schreibstil geschuldet, der nicht meinem persönlichen Geschmack entspricht, daher 3 von 5 Sternen.

"Das war weder eine Beleidigung noch rassistisch, glaubt mir doch, das war echt nicht rassistisch, wirklich nicht, überhaupt nicht rassistisch, rassistisch - jetzt empfindet Rischer sie doch, die semantische Sättigung, aber sie hilft gar nicht, das Wort kratzt ohne seine Bedeutung genauso schlimm, ihr wird kalt, ihr Herzschlag erhöht sich, das ist nicht auszuhalten, der Vorwurf muss aus der Welt, sofort..." - S. 47

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