In der Bretagne, einige Seemeilen vor Concarneau, liegen die Glénan-Inseln, bekannt für den feinen weißen Sandstrand und dem karibikblauen, kristallklaren Wasser. Ein Paradies – bis dort nach einem nächtlichen ...
In der Bretagne, einige Seemeilen vor Concarneau, liegen die Glénan-Inseln, bekannt für den feinen weißen Sandstrand und dem karibikblauen, kristallklaren Wasser. Ein Paradies – bis dort nach einem nächtlichen Unwetter drei Leichen angeschwemmt werden. Obwohl alles auf Unfall hindeutet, muss sich Kommissar Dupin mit seiner Truppe darum kümmern. Ein Albtraum für ihn - hasst er doch nach vier Jahren an der bretonischen Küste immer noch Bootsfahrten. Vermisstenanzeige liegt nur eine vor, die aber auf keine der Leichen zutrifft, sodass Dupin jetzt den Fall von drei Toten zu bearbeiten hat, von denen bisher keiner vermisst wird und einem Vermissten, von dem nicht feststeht, ob er tot ist …
„Bretonische Brandung“ ist der zweite Fall für den kauzigen und oft misslaunigen Kommissar Dupin, den der Autor mit dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec zum Leben erweckt hat. Je länger man ihn jedoch kennt, desto sympathischer und liebenswerter wird Dupin. Er liebt das gute Essen und die Spezialitäten der Bretagne und braucht zum Nachdenken viel Kaffee und Spaziergänge an frischer Luft. Sehr gerne arbeitet er alleine und hasst es, wenn er beim Denken gestört wird. Oft vergisst er, gewollt oder ungewollt, seinen Vorgesetzten und seine Mitarbeiter über den Fortgang der Ermittlungen zu informieren. Ohne Hilfe seiner Sekretärin Nolwenn und ohne sein Handy, das auf den Inseln zu seinem Leidwesen nur ab und zu Empfang hat, ist er ziemlich hilflos, da er seine Fälle meist mehr intuitiv als durch sachlich fundierte Polizeiarbeit löst.
Der Schreibstil ist klar strukturiert, Landschaftsbeschreibungen sind von beeindruckender Intensität. Die Figur des Kommissar Dupin dominiert das Geschehen und ist sehr gut heraus gearbeitet. Man ahnt seine Stärken, wird aber hauptsächlich mit seinen Schwächen konfrontiert. Seine Sucht nach Koffein, sein Appetit nach gutem Essen und sein Unwohlsein bei Bootsfahrten machen ihn sehr menschlich. Etwas blass und klischeehaft hingegen erscheinen die anderen Personen. Der Plot ist interessant und zeitgemäß, geht es doch darum, eine wunderschöne Landschaft touristisch auszuschlachten. Mehrere Handlungsstränge laufen parallel, werden aber teilweise nicht fortgeführt und verlaufen buchstäblich im Sande. Die Auflösung der Morde erfolgt eher zufällig und ist zudem etwas unglaubwürdig, der Schluss eher seltsam und unwahrscheinlich.
Auch dieser zweite Band der Reihe (der siebte Band „Bretonische Geheimnisse“ wird am 26.6.18 beim Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheinen) ist wieder eine begeisterte Liebeserklärung an die Bretagne mit seinen Bewohnern und an das Meer mit seinen vorgelagerten Inseln. Das Buch macht Lust auf Sommer, Sonne, Urlaub und gutes Essen. Man möchte am liebsten sofort losfahren, um auf der kleinen Insel Saint Nicolas im „Les Quatre Vents“ einen Hummer oder frische Austern zu genießen.
Fazit: Kein rasanter Krimi, aber eine kurzweilige Geschichte und wunderschöne Einstimmung auf den Urlaub.