Cover-Bild Lieber Feind
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18,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Carlsen
  • Themenbereich: Belletristik - Sonstiges
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 21.03.2018
  • ISBN: 9783551560452
  • Empfohlenes Alter: 14 bis 99 Jahre
Jean Webster

Lieber Feind

Ingo Herzke (Übersetzer)

Ein Waisenhaus leiten? Sally McBride erklärt ihre beste Freundin Judy für komplett verrückt, als diese ihr die Leitung des John-Grier-Heims übertragen will. Hätte ihr Verlobter nicht schallend gelacht und damit ihren Ehrgeiz geweckt, Sally hätte niemals eingewilligt.

Plötzlich einhundert Kinder zu haben, ist keine leichte Aufgabe! Und die Zustände im Heim sind haarsträubend. Mit Verve geht Sally an die Arbeit, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch dabei macht sie sich nicht nur Freunde. Ihr liebster Feind allerdings ist und bleibt der betreuende Kinderarzt Dr. Robin MacRae.

Mit „Lieber Feind“ knüpft Jean Webster an „Lieber Daddy-Long-Legs“ an. Im Unterschied zu den Briefen von Judy an Daddy-Long-Legs, schreibt Sally an mehrere Adressaten, auch an Judy, so dass wir so auch erfahren, wie deren Geschichte weitergeht. Geistreich, anrührend und voller Charme, sollte man sich auch diesen wunderbaren Briefroman nicht entgehen lassen!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2018

Humorvoll, charmant und einfach nur schön!

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Von Jean Websters erstem Briefroman „Lieber Daddy-Long-Legs“ war ich hellauf begeistert, daher stellte sich mir auch gar nicht erst die Frage, ob ich ihren zweiten Roman „Lieber Feind“ lesen möchte. Obwohl ...

Von Jean Websters erstem Briefroman „Lieber Daddy-Long-Legs“ war ich hellauf begeistert, daher stellte sich mir auch gar nicht erst die Frage, ob ich ihren zweiten Roman „Lieber Feind“ lesen möchte. Obwohl dieser bereits 1915 das erste Mal erschienen ist, kannte ich diesen schönen Klassiker bisher noch nicht. Dies wollte ich schnellstmöglich ändern, daher habe ich mich auf die wundervolle Neuausgabe von „Lieber Feind“ aus dem Königskinder Verlag schon sehr gefreut.

Sally McBride erklärt ihre beste Freundin Judy für komplett verrückt, als diese ihr eröffnet, dass sie sie als die neue Leiterin des Waisenhauses John-Grier-Heim vorgesehen hat. Sallys Begeisterung hält sich anfangs sehr in Grenzen. Und sie wagt auch zu bezweifeln, ob sie wirklich geeignet für diese wichtige Stellung ist. Auch ihr Verlobter kann über Judys absurden Vorschlag nur laut lachen. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn er dies nicht getan hätte, denn sein schallendes Gelächter hat Sallys Ehrgeiz geweckt. Sie willigt daher ein und hatte sie vorher gar keine Kinder, um die sie sich kümmern muss, so hat sie nun gleich über einhundert an der Backe. Und als wäre es nicht schon Arbeit genug, sich um ihre neuen Schützlinge zu kümmern, so muss Sally bei ihrer Anreise auch noch feststellen, dass sich das Heim in einem katastrophalen Zustand befindet. Dies muss geändert werden! Sally möchte ihren Kindern das Bestmögliche bieten, allerdings sind nicht alle erfreut über Sallys neue Pläne. So wäre da zum plötzlich der Kinderarzt Robin MacRae, der regelmäßig ins Heim kommt, um nach den Kindern zu sehen. Er ist Schotte durch und durch und treibt Sally mit seiner Art, die nicht jedermanns Sache ist, des öfteren regelrecht in den Wahnsinn. Er ist wohl von allen ihr liebster Feind und macht ihr das Leben als neue Heimleiterin wahrlich nicht immer leicht…

In Jean Websters ersten Briefroman kamen wir in den Genuss von JudyAbbotts Briefen, die sie an ihren lieben Daddy-Long-Legs schreibt. In dem Folgeband „Lieber Feind“ spielt die liebe Judy ebenfalls eine Rolle, allerdings ist nicht sie dieses Mal die Briefeschreiberin, sondern die Empfängerin.
Wir bekommen in diesem Buch die wundervollen Briefe von Sally MacBride zu lesen, eine gute Freundin von Judy. Anders als in „Lieber Daddy-Long-Legs“, in dem es nur einen Adressaten gab, schreibt Sally an mehrere Leute. Darunter eben auch an Judy, an die sogar die meisten Briefe gehen.

Mir hat es richtig gut gefallen, dass wir so auch indirekt erfahren, wie es mit Judy weitergeht. Antwortbriefe von ihr bekommen wir zwar nicht zu lesen, aber da Sally immer sehr auf die Schreiben ihrer Freundin eingeht, werden wir doch mit recht vielen Infos versorgt.

Neben Judy schreibt Sally auch öfters an den Kinderarzt Robin MacRae, mit welchem sie immer wieder aneinander geregt. Für sie wird er dann auch zu ihrem Feind und spricht ihn sogar in ihren Briefen mit dieser Anrede an. Worüber dieser natürlich alles andere als begeistert ist. ;)

Mir hat „Lieber Feind“ richtig gut gefallen. Wie Judy, so besitzt auch Sally einen wunderbaren Humor, welcher auch sehr stark in ihren Briefen zu finden ist. Ich war beim Lesen immerzu am Schmunzeln und Grinsen, wobei mir, wenn ich die beiden Bücher vergleichen, „Lieber Daddy-Long-Legs“ schon etwas besser gefallen hat. In dem Buch hatte ich einfach mehr Zugang zu der Protagonistin. Sally ist mir natürlich auch sehr sympathisch, aber die liebe Judy ist mir da doch etwas mehr ans Herz gewachsen als Sally.

Dieser Punkt hat aber in keinster Weise dazu geführt, dass ich hier nicht großen Spaß beim Lesen gehabt hätte oder dass ich einen Stern abziehen würde. Für mich ist „Lieber Feind“ auf jeden Fall ein 5-Sterne Buch. Wie schon bei dem Vorgänger, so habe ich mich nun auch hier gefragt, wieso mir die Bücher bis kurzem gar nicht bekannt gewesen waren. Ich bin auf diese erst gestoßen, als der Königskinder Verlag diese wunderschönen Neuausgaben herausgebracht hat. Wer weiß, es kann sehr gut sein, dass ich diese beiden herrlichen Klassiker von Jean Webster vielleicht nie gelesen hätte, wenn diese nicht als Königskinder erschienen wären. Was wäre mir da Wundervolles entgangen! Also, lieber Königskinder Verlag, vielen, vielen Dank, dass ich dank euch nun endlich in den Genuss dieser zwei tollen Bücher kommen durfte!

„Lieber Feind“ ist großartig geschrieben! Humorvoll, liebenswert und etwas altmodisch, aber da die Geschichte über hundert Jahre alt ist, ist dieser Stil natürlich absolut passend. Der Schreibstil wird nicht jedermanns Sache sein und auch Sallys trockener Humor ist manchmal etwas eigen. Mir aber hat beides sehr gut gefallen.
Besonders schön fand ich, wie Sally ihre kleinen Schützlinge beschreibt. Unter denen sind nämlich so einige mit speziellen Eigenarten und obwohl Sally manchmal wirklich nicht weiß, wo ihr der Kopf steht und sie Judy in ihren Briefen regelrecht anfleht, doch bitte, bitte eine neue Heimleiterin zu suchen, liebt Sally die Waisenkinder und ihre Arbeit sehr. Das wird in ihren Briefen wirklich nur zu deutlich.

Für alle „Lieber Daddy-Long-Legs“-Liebhaber ist dieses Buch definitiv ein großes Muss! Man muss den ersten Teil übrigens nicht kennen, um in „Lieber Feind“ alles verstehen zu können.
Wer gerne Briefromane liest und auch ein großer Fan von Klassikern ist und zudem nichts gegen bissige Kommentare und einen trockenen Humor hat, dem kann ich dieses Buch sehr ans Herz legen. In meinen Augen ist „Lieber Feind“ nicht nur von außen eine Augenweide (unter dem Schutzumschlag sieht das Buch übrigens ebenfalls wunderschön aus!) - auch dass, was einem zwischen den Buchdeckeln erwartet, ist absolut bezaubernd.

Als letztes möchte ich dann noch die Illustrationen erwähnen. Wie bereits in „Lieber Daddy-Long-Legs“ so werden auch hier einige Szenen im Text mit sehr unterhaltsamen Zeichnungen begleitet, über die ich mich teilweise köstlich amüsiert habe.

Fazit: Ein wundervolles Buch, welches mich hellauf begeistern konnte und mir herrliche Lesestunden beschert hat! Der Vorgänger hat mir zwar ein bisschen gefallen, aber auch „Lieber Feind“ ist in meinen Augen ein großartiges Buch, welches ich absolut empfehlen kann. Es ist humorvoll, charmant und stellenweise wunderbar sarkastisch. Allerdings ist das Buch ab und an auch ernster und regt einem zum Nachdenken an. Mir hat „Lieber Feind“ richtig gut gefallen und ich vergebe volle 5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 14.07.2018

Liebenswürdig, charmant und voller trockenem Humor

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Klappentext
„Ein Waisenhaus leiten? Sally McBride erklärt ihre beste Freundin Judy für komplett verrückt, als diese ihr die Leitung des John-Grier-Heims übertragen will. Hätte ihr Verlobter nicht schallend ...

Klappentext
„Ein Waisenhaus leiten? Sally McBride erklärt ihre beste Freundin Judy für komplett verrückt, als diese ihr die Leitung des John-Grier-Heims übertragen will. Hätte ihr Verlobter nicht schallend gelacht und damit ihren Ehrgeiz geweckt, Sally hätte niemals eingewilligt.
Plötzlich einhundert Kinder zu haben, ist keine leichte Aufgabe! Und die Zustände im Heim sind haarsträubend. Mit Verve geht Sally an die Arbeit, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch dabei macht sie sich nicht nur Freunde. Ihr liebster Feind allerdings ist und bleibt der betreuende Kinderarzt Dr. Robin MacRae.“

Gestaltung
Was ich an der Aufmachung dieses Buches so toll finde, ist dass es sich sehr harmonisch neben „Lieber Daddy Long Legs“ einfügt. Der Königskinder Verlag hat für jedes Programm eine eigene ästhetische Klammer mit einem eigenen Thema und obwohl die beiden Bücher in verschiedenen Programmen erschienen sind, passen sie doch hervorragend zueinander. Die Blumen, die Schattenumrisse und sogar der Buchrücken sind super aufeinander abgestimmt. Zudem passt auch der pink-lilane Farbton zu dem Mint des Vorgängerbandes.

Meine Meinung
Nachdem mir „Lieber Daddy-Long-Legs“ so gut gefallen hatte, habe ich mich riesig gefreut, als ich erfuhr, dass auch die „Fortsetzung“ im Königskinder Verlag erscheinen wird. „Lieber Feind“ ist eine indirekte Fortsetzung der Geschichte aus „Lieber Daddy-Long-Legs“, denn nun geht es um Judys Freundin Sally, die auch Briefe schreibt, aber nicht wie Judy an nur einen Adressaten. Sally schreibt an viele verschiedene Personen: vor allem aber auch an Judy. So erfahren wir, wie es mit ihr weitergegangen ist, was mich persönlich sehr erfreut hat.

An dem ersten Briefroman, wo Judy die Verfasserin der Briefe war, hatte mir Judys freche, schlaue Art so gut gefallen und ich finde, dass Sally Judy in nichts nachsteht. Auch sie schreibt interessante Briefe, die mich vor allem immer wieder zum Grinsen oder Schmunzeln gebracht haben. Sally ist genauso wie Judy sehr humorvoll, witzig und nicht auf den Mund gefallen! Das liebe ich einfach an diesen beiden Figuren! Sallys charmante Art und ihr Charakter scheinen für mich durch ihre Briefe geradezu durch und lassen sie so sehr lebendig erscheinen.

Durch die Briefe erfuhr ich auch einiges über Judy und den weiteren Verlauf ihrer Geschichte, was ich richtig klasse fand. Es gibt zwar keine Antwortbriefe zu lesen, aber durch Sallys Bezugnahme auf bestimmte Ereignisse, ergibt sich dennoch ein stimmiges Bild, das eine einheitliche Geschichte mit rotem Faden erzählt. Das hat mich an diesem Briefroman wieder sehr begeistert, da es Autorin Jean Webster auch schon bei Judys Briefen in „Lieber Daddy-Long-Legs“ gelungen ist, mich an die Geschichte zu fesseln.

Im Vergleich muss ich aber sagen, dass mir bei „Lieber Feind“ ein wenig der Spannungsaspekt gefehlt hat. Während ich bei den Briefen von Judy auf die Auflösung des Geheimnisses um den ominösen Daddy-Long-Legs wartete, gab es hier bei Sallys Briefen so etwas nicht. Vielmehr drehte sich hier alles um Sallys Leben als Heimleiterin, ihre Liebe zu den Kindern und auch den Spaß an ihrem Job. Zwar war dies auch sehr unterhaltsam, aber im direkten Vergleich hat mir „Lieber Daddy-Long-Legs“ ein kleines bisschen besser gefallen.

Der trockene Humor von Sally und wie liebevoll sie ihre Heimkinder beschreibt, haben mir dennoch sehr schöne Lesestunden beschert, die ich nicht missen möchte. Ich fand es sehr unterhaltsam zu erfahren, wie chaotisch es im Heim zugeht und wie Sally manchmal nicht mehr weiß, wo ihr der Kopf steht. Auch habe ich mich riesig gefreut wieder kleine Zeichnungen unter manchen Briefen vorzufinden, die das Lesen auflockern und das Geschriebene schön visualisieren. Zudem war ich auch wieder sehr beeindruckt von dem Sprach- und Schreibstil des Buches. Es ist im Jahr 1915 das erste Mal veröffentlicht und auch wenn der Stil im Buch natürlich dieser Zeit entstammt, liest sich das Buch nicht wie ein verstaubter, altmodischer Klassiker, sondern jugendlich frisch und wirklich spritzig.

Fazit
Für mich war „Lieber Feind“ ein absolutes Lese-Muss, denn ich habe schon „Lieber Daddy-Long-Legs“ geradezu verschlungen und sehr geliebt. Auch „Lieber Feind“ ist charmant, witzig und super unterhaltsam, denn Sally steht ihrer Freundin Judy in nichts nach. Dieser Briefroman strotzt geradezu vor trockenem Humor und frechen Kommentaren, die den Leser erheitern und ihm ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Neben süßen Zeichnungen kann auch der aufgrund des Alters des Buches altmodisch angehauchte, aber trotzdem jugendlich-frisch gebliebene Schreibstil überzeugen. Für alle Fans von „Lieber Daddy-Long-Legs“, Briefromanen und Klassikern ist „Lieber Feind“ ein absolutes Muss!
Sehr gute 4 von 5 Sternen!

Reihen-Infos
1. Lieber Daddy Long Legs
2. Lieber Feind (kann aber auch unabhängig von „Lieber Daddy-Long-Legs“ gelesen und verstanden werden)

Veröffentlicht am 29.04.2018

Liebe Sally ...

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Ich war ja schon großer Fan von Judy in Lieber Daddy Long Legs und habe mich riesig gefreut , dass sie diesmal wieder vorkommt, wenn auch Sie nun die Briefe bekommt und zwar von ihrer Freundin Sally, ...

Ich war ja schon großer Fan von Judy in Lieber Daddy Long Legs und habe mich riesig gefreut , dass sie diesmal wieder vorkommt, wenn auch Sie nun die Briefe bekommt und zwar von ihrer Freundin Sally, von der Mann am Rande schon etwas im Vorgänger mitbekommen hat und die mehr oder weniger Freiwillig nun das John-Grier-Heim , das Kinderheim in dem Judy aufwuchs, leitet. Und das ist so gar nicht immer einfach , besonders wenn ihr liebster Feind mitmischt.

Das buch ist wieder in Briefen geschrieben, Briefe an verschiedene Personen in denen Sally von ihrem Alltag, ihren Sorgen, ihren Fortschritten aber auch ihren Hoffnungen erzählt. Und das mit unglaublich viel Charme und Liebenswürdigkeit. Man merkt richtig wie Sally von Brief zu Brief aus sich heraus kommt, wie sehr sie mit ihren Aufgaben erwachsen wird , stärker und vor allem unabhängiger. Sallys Charakterliche Entwicklung ist wirklich toll.

Das ganze Buch wirkt Erwachsener und Reifer als der Vorgänger, was auch am Alter der Protagonisten liegen mag , Jean Webster webt die Geschichte weiter aus neuen Blickwinkeln , bleibt sich treu und bringt doch Neues. Von Großen Gefühlen, Entwicklung, Pannen, Selbstzweifel und innerer Stärke ist das eine Geschichte einer Jungen Frau die über sich hinaus wächst und alles findet, was sie nie gesucht hat.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Das Waisenheim und die temperamentvolle Sally

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Das John-Grier-Heim benötigt eine neue Heimleiterin. Und Judy, die ehemalige Bewohnern des Hauses und nun Angetraute von einem der Treuhänder ("Lieber Daddy Long-Legs") könnte sich niemanden besser vor ...

Das John-Grier-Heim benötigt eine neue Heimleiterin. Und Judy, die ehemalige Bewohnern des Hauses und nun Angetraute von einem der Treuhänder ("Lieber Daddy Long-Legs") könnte sich niemanden besser vor stellen als ihre Freundin Sally McBride. Das diese nicht gerade freudestrahlend aus ihrem "leichten" Leben austreten und Verantwortung übernehmen möchte, zeigt sich schon auf den ersten Seiten. Umschwärmt von einem Politiker könnte sie einen einfachen Haushalt führen und sich dem widmen, was man als Leben im Wohlstand des beginnenden 20. Jahrhunderts bezeichnen würde. Allen Zweifeln zum Trotz nimmt sie die Herausforderung an und begibt sich auf ein Jahr der Weiterentwicklung ihres eigenen Wesens.

Sally wird mit Problemen konfrontiert, die typisch für Waisenhäuser dieser Zeit war. Mit Aufgaben, die sie sich im Traum nicht hätte vor stellen können und mit Personal, das sie in den Wahnsinn treiben würde, wäre nicht genau dies ein Thema, das oft zur Diskussion steht. Denn der schottische Kinderarzt Robin MacRae, auch oft als "Lieber Feind" bezeichnet ist nicht nur ein hagerer, mürrischer Mann mit der Einstellung alles liefe nur gut, wenn er es in die Hand nähme. Er versucht der jungen Heimleitung auch noch Studien einzutrichtern. So kommt es, dass oft der geistige Zustand der Kinder besprochen wird und auch die Theorie "Geistesschwäche, Alkoholismus oder ähnliche Zustände" dieser Zeit, den Erbanlagen zu entnehmen wäre. Es ist wirklich kontrovers.

Wobei ich aber anmerken darf, dass Sally McBride eine ungeheuer gewitzte und intelligente Person ist und das ganze Buch, dass ja in Briefform an drei Personen verfasst ist, ein Talent für versteckten trockenen Humor hat und ich mich oft über ihre Erzählungen amüsiert habe. Ironie und Sarkasmus ist ihr definitiv geläufig.

Schade empfand ich dieses Mal die fehlende Tiefe der Charaktere. Sie sind sympathisch und authentisch, aber ich habe zu Sally nicht so den Zugang gefunden, wie zu Judy damals aus dem ersten Band. Auch was die zwischen den Zeilen gesponnene Verbindung zu Robin MacRae angeht, tat ich mich etwas schwer. Wenn man genau hin sieht, fällt es auf, aber es war mir doch zu wenig für das Ende.

Dafür ging mir das Herz auf, wenn Sally über ihre Kinder sprach, über die Eigenarten, die schönen wie auch die schlimmen Momente. Man spürt, wie der jungen Frau das Heim ans Herz wächst und ich wollte natürlich erfahren, wie das ganze nach einem schockierenden Ereignis ausging. Die junge Frau entwickelt sich zu einer Größe, die man vorher nicht voraus gesehen hat. Es ist beeindruckend, wie sie temperamentvoll die Zügel in die Hand nimmt und alles gibt, was sie hat.

"Lieber Freund" ist ein zurückhaltendes, etwas trockenes Buch. Man muss sich drauf einlassen und die Botschaften zwischen den Zeilen finden. Dann ist die Geschichte sehr interessant. Mich hat die Schreibweise abgeholt und meistens auch ziemlich gefesselt, aber mit fehlt etwas die Leichtigkeit im Schreibfluss.

Fans von "Lieber Daddy Long-Legs" empfehle ich es trotzdem zu lesen. Ich hatte ein paar unterhaltsame Lesestunden.