Gillian und ihr kleiner Bruder Justin, haben in ihrem Leben Werte wie Sicherheit und Liebe bislang vermisst, denn ihre Eltern, zwei abgezockte Junkies, haben sich stets nur für sich interessiert. Nachdem ihre Mutter starb, versank ihr gewalttätiger Vater immer mehr im Alkohol und Drogensumpf und obwohl Gillian alle Hände voll damit zu tun hatte, Justin von ihrem Vater fernzuhalten, kam es eines Tages doch zur Eskalation. Ihr Vater, wieder mal im Drogenrausch, griff Justin an, der Todesangst hatte.
Gillian, die dazwischen ging, erstarrte ebenso, als ihr Vater plötzlich eine Waffe zog und sie beide bedrohte. In einem darauf folgenden Handgemenge bekam Gillian die Waffe zu fassen und erschoss ihren Vater in Notwehr. Dieser ergriff seine Tochter noch im Todeskampf und schleuderte sie aus dem Fenster, auf ein parkendes Auto, wobei sich Gillian schlimme Verletzungen zuzog.
Als Gillian erwacht, erfährt sie, dass ihr Vater tot ist und dass ihr Großvater, der fern in Montana auf einer Ranch lebt, sie aufnehmen möchte. Ohne Geld und ohne Aussicht darauf ihre überfällige Miete nachzahlen zu können, aber vor allem, weil das Jugendamt ihr Justin ansonsten wegnehmen würde, lässt sie sich auf den Vorschlag ein und reist mit ihrem kleinen Bruder, sobald sie wieder reisefähig ist, nach Montana. Gillian hat insgeheim Angst davor, dass der Vater ihrer verstorbenen Mutter ebenfalls gewalttätig sein könnte und ist überrascht, wie liebevoll ihr Großvater und seine zweite Frau mit ihr und Justin umgehen. Aber besonders der Cowboy Blake, der Anteile an der Ranch besitzt, hat es Gillian angetan. Blakes sanfte Art bringt ihre lang verschollenen Gefühle wieder zum Vorschein. Doch dann wird Gillian vom einem der Arbeiter auf der Ranch bedrängt und es stet zu befürchten, dass der Mann nicht so leicht aufgeben wird. Kann sich Gillian ihrem Großvater und Blake anvertrauen?
Nachdem mir der Vorgängerband „So wild wie das Land“, der die Geschichte über Blakes Bruder Gabe erzählt, nicht so gut gefallen hatte, wollte ich der Autorin dennoch eine zweite Chance einräumen. Und irgendwie bin ich auch froh, dass ich zu „So wild wie das Leben“ gegriffen habe, denn Jennifer Ryan, steigert sich in ihrem zweiten Teil gottlob. Man bekommt diesmal weniger Suspense geboten; stattdessen eine vom Schicksal schwer gebeutelte Heldin, die jedoch nie aufgibt und sich für ihrem kleinen Bruder regelrecht aufopfert. Ihr Beschützerinstinkt ist sehr ausgeprägt, was ihre Familie in Montana und den Cowboy Blake sehr beeindruckt. In Montana muss Gillian aber auch lernen, Menschen zu vertrauen und das fällt ihr verständlicherweise anfangs alles andere als leicht.
Ihre Familie geht äußerst behutsam mit ihr um und hier haben wir auch den ersten Kritikpunkt meinerseits. Ich fand es zwar wunderschön zu lesen, wie liebevoll Gillians und Justins Familie die beiden willkommen heißt, doch alles fügt sich auf recht schnelle Weise dermaßen zum Guten, dass man das Gefühl bekommt, man würde es hier mit einer Geschichte aus dem Disneyland-Universum zu tun bekommen. Nachdem was Gillian und Justin mitgemacht haben, erscheint es einfach unrealistisch, dass sie ohne mentale Probleme und vor allem ohne Therapeuten einfach so neu durchstarten können.
Und auch die Liebesgeschichte zwischen Blake und Gillian entwickelt sich ein wenig zu zahm, für meinen Geschmack. Es sind keine Reibungspunkte zwischen dem Paar vorhanden, da Blake wie ein Ritter in schimmernder Rüstung gezeichnet wurde. Ich hätte mir beim Helden ehrlich gesagt ein wenig mehr Ecken und Kanten gewünscht. Abgesehen von diesen erwähnten Kritikpunkten, lässt der zweite Teil aber eine eindeutige Steigerung erkennen und verspricht für ein paar Stunden, gute und spannende Unterhaltung.
Kurz gefasst: Mit dem zweiten Montana Dreams Band, gelingt es Jennifer Ryan, eine spannende und unterhaltsame Geschichte abzuliefern, die Fans von Linda Lael Miller oder Robyn Carr sicherlich ebenfalls gefallen wird. 4.5 von 5 Punkten.