Heilsamer Neubeginn in der Idylle Cornwalls
„Der Strickladen am Meer“ ist der dritte Teil der „Hollywell Hearts“-Reihe von Jennifer Wellen. Das gut zwölf Stunden dauernde Hörbuch wird von Lisa Rauen gelesen.
Grace, die nach dem Tod ihres Mannes ...
„Der Strickladen am Meer“ ist der dritte Teil der „Hollywell Hearts“-Reihe von Jennifer Wellen. Das gut zwölf Stunden dauernde Hörbuch wird von Lisa Rauen gelesen.
Grace, die nach dem Tod ihres Mannes in ein tiefes Loch gefallen ist, wird von ihren Freundinnen zu einem ausgedehnten Aufenthalt in Cornwall ermuntert. Zusammen mit ihrer dreijährigen Tochter kehrt sie den quälenden Erinnerungen in London den Rücken und findet auf der Ziegenfarm der Freundinnen neue Hoffnungen und Ziele. In Cornwall trifft Grace auch wieder auf Elliot, der ihre Gefühle bereits bei ihrem ersten stürmischen Zusammentreffen in London verwirrt hat. Doch es gibt einen Zusammenhang zwischen Elliot und dem verstorbenen Joe. Etwas, dass Grace auf keinen Fall erfahren soll.
Bereits das Cover vermittelt den paradiesischen Eindruck ländlicher Idylle, was trotz verschiedener Spannungsmomenten ausgesprochen gut zum Inhalt des Romans passt.
Auf die Lesung und Stimme von Lisa Rauen konnte ich mich nach kurzer Zeit gut einstellen. Etwas gestört hat es mich allerdings, dass sie den verschiedenen Charakteren manchmal ziemlich übertriebene Stimmlagen gegeben hat.
Der Schreibstil von Jennifer Wellen ist sehr ansprechend und flüssig. In ihrem Buch spricht sie viele Themen an, wie Familie und Freundschaft, Trauer, Hoffnung und Neubeginn, Nachhaltigkeit, Medizin und Gesundheit, Häkeln und natürlich die Liebe. Die Kapitel sind abwechselnd aus Graces und Elliots Sicht erzählt, was dem Leser bzw. Hörer einen guten Einblick in die Gefühle und Beweggründe der beiden Hauptcharaktere liefert. Es gibt einige wenige Situationen, z. B. Jennas plötzlicher Charakterumschwung, die nicht gänzlich logisch oder authentisch wirken, der Freude an dem Roman aber keinen Abbruch tun. Der Spannungsbogen bleibt die meiste Zeit über auf einem eher typischen Feel-Good-Niveau. Einige spannungsgeladene Höhepunkte hat das Buch beim Konkurrenzkampf um das Cottage, der Beinahe-Katastrophe um Charly und der Krise zwischen Grace und Elliot jedoch auch zu bieten.
Die beiden Hauptcharakter Grace und Elliot kommen beide aus London, wo sie auf einer Hochzeit bereits einen aufrührenden Moment geteilt haben.
Grace findet in Cornwall immer mehr zu ihrem Lebensmut zurück und plant ihre Leidenschaft fürs Häkeln und nachhaltige Bioprodukte zu ihrem Beruf zu machen. Sie knüpft schnell neue Kontakte und auf ihre Freundinnen und ihre Eltern in London kann Grace sich jeder Zeit verlassen. Der wichtigste Mensch in ihrem Leben ist aber Charly, ihre dreijährige Tochter. Fairness ist Grace sehr wichtig, selbst wenn andere Menschen sich unfair verhalten. In einigen Momenten erscheint sie mir ihren Mitmenschen gegenüber ein wenig zu belehrend, was sie aber authentischer und menschlicher macht. Ihre unternehmerischen Pläne wirken dagegen auf mich eher ein wenig blauäugig, zumal sie als Ergotherapeutin aus einer ganz anderen Branche kommt.
Elliot ist als Neurochirurg von seiner Arbeit vollkommen überlastet und ausgelaugt. Auch seine Affäre mit seiner Arbeitskollegin Paige ist mittlerweile für ihn zum Störfaktor geworden und in seinen Augen quasi beendet. Leider „vergisst“ er Paige dies mitzuteilen und verletzt damit nur umso mehr. Mit seiner eher konfliktscheuen und manchmal ziemlich feigen Art lässt er eben einiges unausgesprochen oder verdreht ein wenig die Wahrheit. Dabei ist nicht nur seine schlitzohrige Tante Martha sehr daran interessiert ihn endlich unter die Haube zu bringen. Dass Elliot in seinem so dringend benötigten Urlaub plötzlich aus reiner Gutmütigkeit die komplette Vertretung für einen, ihm unbekannten Kollegen übernimmt, erscheint mir ein wenig weit hergeholt. Ein paar Stunden täglich hätte ich eher nachvollziehen können. Trotz einiger kleiner Fehler wirkt Elliot überaus sympathisch, hilfsbereit und gutmütig. Bei seinen Mitmenschen hat er dementsprechend schnell einen Stein im Brett. Nur bei Grace beißt er auf Granit – zumindest vorerst.
Insgesamt ist „Der Strickladen am Meer“ ein schöner Wohlfühlroman der Mut macht einen Neubeginn zu wagen. In der idyllischen Kulisse Cornwalls und der Ziegenfarm wirkt zwar nicht alles authentisch, aber nach ihrer schweren Zeit dürfen die Charaktere mich gern ins Paradies mitnehmen.