Was dieses Buch besonders macht, ist der sehr ruhige, unaufgeregte Schreibstil. Stellenweise recht nüchtern, aber punktgenau und kein Wort zu viel. Alles ist genau austangiert, jedes Wort sinnvoll gewählt und somit absolut klar. Es wird nichts ausgeschmückt, sondern mit einer extremen Präsens an Worten ausgedrückt.
Dadurch werden stellenweise innere Gefühle besser transportiert, aber die Personen bekommen weniger Sympathie und bleiben recht unantastbar.
Man muss sich absolut an diesen Schreibstil gewöhnen und oftmals war er so unaufgeregt, dass ich nur knapp 40 Seiten geschafft habe und dann eine Pause gebraucht habe.
Dieses Buch wird aus den Sichtweisen von Stella und Ellie erzählt, wodurch wir Einblick in ihr Innerstes erhalten, auch wenn sie laufen. In ihre Gedanken und Gefühle…
Demnach bleiben leider auch manche Protagonisten ein wenig auf der Strecke.
Was nicht schlimm ist, denn dieses Buch lebt von etwas anderem, seiner Message zum Thema Leistungsdruck im Sport. Nicht zwingend von den Protagonisten.
Zum einen haben wir Stella. Sie ist absolut ehrgeizig, eher nüchtern und wenig liebevoll, denn ihre Emotionen hält sie lieber zurück, bis sie sich sicher ist. Sie vertraut wahnsinnig schwer und ist lieber für sich. Im Laufen finde sie ihre absolute Erfüllung und ihre Ruhe. Das Laufen macht sie glücklich und zufrieden, sie ist bereit bis an ihre Grenzen zu gehen und weit darüber hinaus, um ihr Ziel ein Stipendium zu erreichen. Man merkt, wie glücklich und zufrieden sie ist, wenn sie läuft und welche Emotionen dies in ihr hervorruft. Stelle hat eine harte Zeit hinter sich, da sie im letzten Schuljahr beschuldigt wurde, eine andere Schülerin verletzt zu haben. Doch sie steht darüber, ist professionell und hat sich eine harte Schale zugelegt.
Ellie ist dagegen etwas anders. Sie läuft, weil sie es mag, aber sie hat nicht den Ehrgeiz wie Stella. Ihr fehlt der Biss, obwohl sie genauso talentiert und erfolgreich ist. Doch Ellie lässt sich von ihren Gefühlen leiten, vertraut einem Jungen, von dem sie nicht loskommt und baut auf seine Worte. Sie braucht lange um sie begreifen, dass dieser Junge ein vermeintlich falsches Spiel steht. Eines, bei dem sie bloß der Spielball ist und nicht mehr. Das stoppt sie beim laufen und beeinträchtigt ihren Realitätssinn.
Mila hingegen ist ein absoluter Sonnenschein. Sie sieht erst einmal das positive in allem, sieht das es mehr als laufen gibt und hat trotzdem ihre ganz eigene Einstellung dazu sich zu motivieren. Sie ist erfolgreich, weil sie anders an dieses Thema herangeht und sieht das laufen als ein Stück Freiheit an. Nicht als Zwang immer die Erste sein zu wollen und genau deswegen, ist sie so erfolgreich. Doch ihre Vergangenheit ist wenig rosig, da sich ihre Mutter gerade erst von ihrem Dad getrennt hat und sie dadurch ihre Heimat verlassen musste.
Die anderen Protagonisten muss man im Verlauf des Buches kennenlernen. Muss sie selber versuchen zu begreifen und schnell wird man stummer Zuseher in einer Gruppe von Läufern, wo der eine, dem anderen nichts gönnt, vor allem keinen Erfolg.
Ich mochte absolut die Story, denn sie ist recht authentisch und zeigt, was Menschen bereit sind zu Opfern, um in etwas erfolgreich zu sein. Das es nicht immer ohne Konkurrenz geht und dass der Druck oftmals von außen kommt, und nicht von einem selbst. Leistungsdruck im Sport ist etwas, was nicht ungefährlich ist, wo man selbst niedergemacht wird, man sich quält, man bereits ist seine Konkurrenz auszuschalten. Nur wer es schafft, sich selbst zu motivieren, sich aus dem Hamsterrad des Drucks zu befreien, kann erfolgreich sein. Auch dieser Läufer kann es an die Spitze schaffen.
In diesem Buch wird aufgezeigt, was Sportler bereit sind für den Erfolg zu tun, was sie bereit sind, anderen anzutun und was sie auf sich nehmen. Egal, ob man den Sport liebt oder nicht!?
Vieles wird hier aufgezeigt, angesprochen und ausgeführt. Jede Art der Qual, jede Art des Drucks, aber auch die innere Zerrissenheit ob man all dies wirklich will. Ob genau dieses Leben am Ende einen glücklich macht? Ob man nicht selbst daran zweifelt, das richtige zu tun?
Am Ende ist der Sportler bereit seine Konkurrenz auszuschalten, der stetig im Schatten läuft und keinen anderen Ausweg mehr sieht.
Dieser Einzelband ist in sich stimmig, bis auf eine kleine nicht wirklich gut ausgeführte Szene, die am Ende noch ein paar Fragen offen lässt. Ob dies bewusst gewählt wurde oder nicht, ist fraglich…
Es regt zum nachdenken an, über Sportler, die erfolgreich sind und ihren oftmals steinigen Weg dahin. Ihr Leiden, ihre emotionale Belastung um am Ende doch nicht der Erste sein zu können…
Meine Bewertung: 4 Sterne
Ein Buch, welches den Leser mitnimmt auf eine Reise in den Leistungssport. Ein Buch mit tollen Sichtweisen und Perspektiven, mit einer absoluten Nüchternheit geschrieben, was den Fokus auf das wesentliche lenkt. Für mich an einer Stelle zu schwach, aber für Andere ausreichend. Oer bewusst gewählt… Wer ein Buch lesen will, was vor allem durch seinen Schreibstil besticht und einen deswegen packt, ist hier genau richtig.