Zwischen Märchen und grausamer Realität..
Klappentext:
Ein Mädchen erhebt ihre Stimme, um die zu retten, die man zum Schweigen bringen will ... Ein mitreißender und zugleich poetischer Roman für alle Leser von »Die Bücherdiebin« und »Der Schatten ...
Klappentext:
Ein Mädchen erhebt ihre Stimme, um die zu retten, die man zum Schweigen bringen will ... Ein mitreißender und zugleich poetischer Roman für alle Leser von »Die Bücherdiebin« und »Der Schatten des Windes«.
»Das Gefährlichste, was man in unserem Land tun konnte, war: zu schreiben.«
Ileana sammelt Geschichten. Manche sind Märchen, andere handeln von der Vergangenheit, und die gefährlichsten erzählen die Wahrheit. Wie die Gedichte von Ileanas Onkel Andrei. Doch die Wahrheit kann tödlich sein im kommunistischen Rumänien des Jahres 1989, wo Lebensmittel, Strom oder warmes Wasser knapp sind und die Menschen in ständiger Angst leben. Als Andrei verschwindet, ist die ganze Familie in Gefahr. Ileanas Geschichtensammlung wird von ihrem Vater vernichtet, sie selbst zu den Großeltern aufs Land geschickt. Doch die Securitate folgt ihr bis in die Wälder der Karpaten. Nun braucht Ileana eine Geschichte, die Mörder aufhalten kann …
»Geschichten können Leben verändern. Dieser Roman ist der Beweis: Packend erzählt er von historischen Ereignissen, die wir nie vergessen sollten.« Jennifer A. Nielse
Meine Bewertung:
Zum Cover: Das Cover gefällt mir wirklich gut, denn es ist nicht voller Details gestaltet worden. Zu sehen ist ein Mädchen mit braunen Haaren, einem blauen Klein, weißem Hemd und Socken sowie schwarzen Schuhen auf einer Treppe sitzt. In ihrer Hand hält sie entweder ein Heft oder ein Manuskript. Zudem lassen sich Tintenkleckse auf dem Cover erkennen.
Zum Inhalt: Dieser Roman spielt in Rumänien im Jahre 1989. Der Diktator Ceaușescu herrscht über das kommunistische und von Armut betroffene Land. Lebensmittel, Wasser, Benzin und Strom sind streng rationiert. Doch viel gefährlicher ist die so genannte Securitate, die Geheimpolizei, welche überall im Volk seine Spitzel hat. Wer als gefährlich angesehen wird, als Regimefeind, der wird verschleppt, gefoltert oder gleich umgebracht. So ergeht es auch Ileana's Onkel, der nach der Veröffentlichung eines Gedichts, einfach verschwindet. Und so wird es auch plötzlich für Ileana und ihre Eltern zu gefährlich. Sogar die von dem Mädchen über alles geliebten "Gesammelten Werke", eine Ansammlung umgeschriebener und selbstgeschriebener Geschichten und Erlebnisse sowie Werke ihres Vaters und Onkels, werden von ihrem Vater sicherheitshalber vernichtet. Ileana wird aus Sicherheit und Vorsicht ganz allein auf die Reise zu ihren Großeltern am anderen Ende des Landes geschickt. Doch auch dort ist sie von der Securitate nicht sicher. Die Autorin Jessica Kasper Kramer erzählt in ihrem Debütroman eine tiefgründige und bewegende Geschichte darüber, dass Geschichten einem Menschen so viel Kraft geben und Freude bereiten können, die für andere jedoch eine Gefahr darstellen. Es geht um Knappheit, Armut, Bespitzelung, Angst, Krieg aber vor allem auch um die Leidenschaft und Stärke von Worten. Die Geschichte zeigt die politische Situation Rumäniens während dem Ceaușescu-Regime bis zur Rumänischen Revolution auf, wodurch geschichtliches Wissen einfließt. Auch handelt es von Freundschaft, dem Dorfleben und beinhaltet Träume, Hoffnungen, Wünsche und eine blühende Fantasie eines zehnjährigen Mädchens.
Zum Schreibstil: Der Schreibstil der Autorin Jessica Kasper Kramer ist flüssig, tiefgründig, ruhig und doch so intensiv. Diese bewegende Geschichte wird wortwörtlich aus Kindermund erzählt. Die Handlung wird aus der Sichtweise der zehnjährigen Ileana Revue erzählt. Diese Erzählweise ist sehr authentisch und lässt einen trotz der allgegenwärtigen bedrückenden Atmosphäre, welche super beschrieben wurde, manchmal schmunzeln lassen. Dies geschieht vor allem dank der Märchen aus Ileana's Fantasie, welche die erschreckenden Handlungen ab und zu unterbrechen. Die Autorin schafft es die Angst und den Terror auf eine märchenähnliche Art und Weise glaubhaft zu schildern, auch deswegen, dass dieser Roman auf wahren Begebenheiten, Tatsachenberichten aus dem Bekanntenkreis der Autorin, intensiver Recherche und einem Hauch schriftstellerischer Freiheit basiert. Die Orte, durch die man als Leserin geführt wird, sowie die Zustände, welche wir in diesem Roman erfahren, sind sehr detailliert und bildlich beschrieben worden, sodass man sich gedanklich im kommunistischen Rumänien wiederfand. Auch die Gefahr und die konstante Anspannung ließ auf keiner Seite nach. Um ehrlich zu sein, empfand ich ununterbrochen eine Beklemmung und Anspannung, während ich Ileana begleiteten durfte und die anderen Charaktere erlebte. Der Schreibstil der Autorin lässt die Charaktere sehr lebendig wirken. Ich hatte diese direkt vor Augen. Insgesamt sind alle Charaktere vorstellbar und authentisch beschrieben worden. Die zehnjährige Protagonistin ist eine sehr willensstarke Person, die sehr belesen ist und wenn es sein muss, auch mal stur ist. Sie hat ein gutes Gespür für ihre Mitmenschen, wirkt auf andere manchmal etwas altklug und zauberte mir beim Lesen immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Am allermeisten liebt Ileana das Schreiben von Geschichten, verarbeitet darin persönliche Ereignisse, lässt sich von den Erlebnissen anderer inspirieren oder schreibt daraus eigene Märchen. Häufig tauscht sie sich auch mit dem Vater darüber aus, der als Professor für Literatur und Textkomposition arbeitet. Daher sind dem Mädchen z.B. "Figurencharakterisierung" und "Spannungsaufbau" alles andere als unbekannt. Ihre "Gesammelten Werke", in denen all ihre Geschichten stehen, sind ihr absolutes Heiligtum, das sie überallhin mitnehmen würde. Ileana's Liebe zum Schreiben von Geschichten wird beim Lesen regelrecht spürbar und lässt sie zu einer unglaublich liebenswerten Figur werden, die ich gerne durch die Seiten begleitet habe. Daher konnte ich auch sehr mit ihr fühlen, als der Vater ausgerechnet ihre "Gesammelten Werke" vernichten muss und sie ganz allein zu den ihr völlig unbekannten Großeltern geschickt wird. Trotz ihrer jungen Jahre hielt sie der Beeinflussung von Propaganda stand, klammerte sich stattdessen an ihren eigenen Glauben, an Hoffnungen und Worte fest. Ihre Liebe zu Geschichten und dem Schreiben sprudelte förmlich auf mich über. Nicht unbedingt jedes einzelne Wort und jede einzelne Handlung passt zu einem zehnjährigen Mädchen, was mir tatsächlich nichts ausgemacht hat. Dennoch fesselt die Mischung aus Realität und Fiktion und lässt dieses Buch zauberhaft wirken, wodurch man das Buch gar nicht mehr loslassen möchte. Allerdings lassen sich sichtbare Spannungsmomente nicht erkennen. Diese geschehen jedoch auf eine leise, subtile und auch unterschwellige Weise. Mir gefällt es besonders gut, dass kurze Sätze vorhanden sind sowie Absätze, die für einen guten Leseverlauf sorgen. Insgesamt ist das Buch in Prolog und 35. Kapitel unterteil worden.
Mein Fazit:
Dieser Roman gehört zu meinem absoluten Lesehighlight! Es hat definitiv das gewisse Etwas, dazu etwas märchenhaften, mit der Protagonistin Ileana etwas liebenswertes und doch so viel ernstes dahinter. Die Autorin Jessica Kasper Kramer hat "Die Geschichtensammlerin" gekonnt erzählt. Es fesselt gerade aus der Mischung aus märchenartiger Fiktion und dem realistischen Fortgang des Geschehens.
Dementsprechend gebe ich diesem Roman fünf von fünf Sternen und spreche eine klare Leseempfehlung aus!!
Danke an Bloggerportal und dem Wunderraum - Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!