Umfassende, vielfältige Informationen
Wenn ein Produkt sich selbst als „definitiv“ oder „ultimativ“ bezeichnet, werde ich misstrauisch und mache darum eher einen Bogen. Hier aber war ich neugierig. TBBT ist eine meiner absoluten Lieblingsserien ...
Wenn ein Produkt sich selbst als „definitiv“ oder „ultimativ“ bezeichnet, werde ich misstrauisch und mache darum eher einen Bogen. Hier aber war ich neugierig. TBBT ist eine meiner absoluten Lieblingsserien (zumindest die ersten Staffeln) und ich hoffte, mehr darüber zu erfahren, als ich bereits wußte. Das hat absolut funktioniert. Das Buch besteht aus nahezu 600 recht großformatigen Seiten und ist prallvoll mit Informationen. „Der definitive Insiderbericht“ ist hier also keine leere Versprechung, sondern als Bezeichnung vollauf berechtigt, denn umfassender wird man wohl nirgendwo über TBBT informiert werden.
Wir erfahren die Informationen durch Ausschnitte von Interviews, die die Autorin mit Schauspielern und anderen Mitarbeitern der Serie führte – so gibt es einen gelungenen Querschnitt an Erfahrungen, der u.a. auch über die Hintergrundarbeiten berichtet, die man als Zuschauer kaum oder gar nicht mitbekommt. So fand ich z.B. die Hingabe der Requisite (inkl. umfangreichen Kochens) und die Kostümüberlegungen sehr interessant, aber auch Informationen aus dem Autorenraum zu Überlegungen, warum und wie manche Handlungsstränge umgesetzt wurden, andere dagegen nicht, etc. boten einen neuen Blick auf TBBT.
Die Interviewausschnitte führen durch das gesamte Buch, verbunden durch Passagen mit Hintergrundinformationen oder Einleitungen. So ist der Leser mitten im Geschehen und man hat das Gefühl, mit der Belegschaft in einem Zimmer zu sitzen und alles erzählt zu bekommen. Das schafft eine einmalige Unmittelbarkeit. Manche Informationen wurden für meinen Geschmack zu ausführlich oder wiederholend präsentiert. Wenn z.B. vier oder fünf Personen ihre Versionen eines Ereignisses schildern, dann liest man letztlich immer wieder dasselbe, nur mit leichten Facetten. Auch wurde manches zu ausufernd erzählt, wie z.B. bei der Romanze von Kaley Cuoco und Johnny Galecki – ich muß nicht jede Uhrzeit jeder SMS wissen, nicht den Namen jedes Lokals, in dem sie sich trafen, etc. Oft hätte ich eine etwas straffere Erzählweise vorgezogen, insbesondere wenn es zu wiederholend wurde. Meistens aber sind diese direkten Einblicke und auch die Offenheit der Aussagen erfreulich und interessant.
Das Buch liest sich leicht und locker, der entspannte Plauderstil des Originals kommt in der Übersetzung gut rüber. Allerdings hat die Übersetzung auch für ein erhebliches Manko gesorgt. Sie ist streckenweise arg holprig, denn sie klammert sich immer wieder zu stark am Englischen fest, was zu seltsamen Satzstellungen oder der wörtlichen Übersetzung von Redewendungen führt, die es im Deutschen so nicht gibt. Hinzu kamen einige dicke Schnitzer, die einem Übersetzer einfach nicht passieren dürfen. So bedeutet „resign“ nicht „resignieren“, sondern „zurücktreten“ und somit etwas völlig anderes, womit der gesamte Satz verfälscht wird. „When“ kann eher selten als „wann“ übersetzt werden und „funny as hell“ kann man nicht einfach als „witzig wie die Hölle“ übersetzen, usw. Auch die Zeichensetzung folgt oft den englischen Grammatikregeln, nicht den deutschen, ist im Deutschen falsch und sorgt somit ebenfalls für Irritation. Da das Korrektorat hinsichtlich der Tippfehler und Rechtschreibung sehr sorgfältig war, wundert es mich, daß solche ständigen Zeichensetzungsfehler, sinnnehmenden oder holprigen Übersetzungen und durch die Übersetzung seltsamen Satzstellungen übernommen wurde. Mein Lesevergnügen hat dies leider erheblich beeinträchtigt. Auch die Angewohnheit, reichlich Denglisch zu verwenden, hat mir nicht zugesagt und wirkte etwas albern.
Insgesamt war es aber erfreulich, die einem durch den Bildschirm so vertrauten Schauspieler in ihren eigenen Worten zu hören und auch von den Mitarbeitern hinter den Kulissen so vielseitige und informative Informationen zu bekommen. Zahlreiche Fotos , einige sogar in einem Mittelteil in Farbe, zeigen sowohl Bekanntes wie auch Neues und dienen als willkommene Ergänzung zum Text (wenn es auch in manchen Fällen schön gewesen wäre, wenn sie durch ein wenig Aufhellung oder ähnliche Bearbeitung erkennbarer gemacht worden wären). Insgesamt boten sich durch das Buch neue Einblicke, die teils berührend persönlich waren. Und wenn auch der stetig geäußerte Enthusiasmus über fast alles manchmal überbordend amerikanisch rüberkommt, so merkt man doch: das gute Einvernehmen ist echt und die Leidenschaft, die in die Serie floss, ebenfalls. Das Buch wird dieser gerecht und zeigt den Lesern eindrücklich, was es war, das TBBT so besonders gemacht hat.