Ein berührender Roman über die wahre Liebe und gegen das Vergessen
Der Tod ihrer Großmutter Lou veranlasst Anna und ihre beiden Schwestern Judith und Greta zu einer Reise nach Seaborough, Neufundland. Dort wollen sie Lous Haus ausräumen und die Trauerfeier vorbereiten. ...
Der Tod ihrer Großmutter Lou veranlasst Anna und ihre beiden Schwestern Judith und Greta zu einer Reise nach Seaborough, Neufundland. Dort wollen sie Lous Haus ausräumen und die Trauerfeier vorbereiten. Beim Entrümpeln merken sie, wie wenig sie über das Leben ihrer Großmutter wissen. Sie finden ein altes Foto mit Lou und einem ihnen unbekannten Mann, scheinbar Lous großer Liebe. Dieses Foto wurde in den 30er Jahren in Hamburg aufgenommen, dort wuchs Lou auf, als Tochter jüdischer Eltern.
In diesem Roman lässt die Autorin zwei Handlungsstränge nebeneinander laufen, sie verteilen sich auf die 1930er Jahre und auf die Zeit nach Lous Tod 2016.
Schnell ist klar, dass Lou in einer schrecklichen Zeit gelebt hat, doch sie hat mit ihren Enkelinnen nie über die Erlebnisse gesprochen. Der Schmerz steckte tief und so blieben diese Dinge unter dem Mantel des Schweigens.
Mit sehr berührenden Szenen und einem eindringlichen und fesselnden Schreibstil erzählt Johanna Laurin eine fiktive, aber vorstellbare Geschichte von einer großen Liebe in der Zeit des Nationalsozialismus, die man emotional betroffen miterlebt. In Lous Leben gab es schlimme Ereignisse, die sie hinter sich lassen musste. Davon erfahren auch ihre Enkelinnent. Auch sie machen in Neufundland neue Entdeckungen, ihre Erlebnisse zeigen drei Frauenbilder, die mit ihrem Leben hadern und ihren Weg finden müssen.
Besonders eindrucksvoll erlebte ich die Beschreibungen der neufundländischen Küste, man macht in diesem Roman eine Reise in die raue Wildnis, duftet an Lupinen und sieht eine vielfältige Vogelwelt, die hier an der rauen See lebt.
Ich konnte mir die klar umrissenen Figuren gut vorstellen, mit ihnen fühlen und ihre persönlichen Beziehungen und Lebenspläne nachvollziehen. Die geschichtliche Aufarbeitung zeigt welche Schwierigkeiten Menschen hatten, sich gegen die Verfolgung von Juden aufzulehnen.
Ein wunderbarer, berührender Roman, der mit einer interessanten Story, einem bildgewaltigen Setting und liebenswerten Figuren perfekt unterhält.