Klappentext:
„Nincshof, ein kleines Dorf an der österreichisch-ungarischen Grenze, soll vergessen werden. So der Plan dreier Männer, die sich »die Oblivisten« nennen und raus wollen aus der hektischen ...
Klappentext:
„Nincshof, ein kleines Dorf an der österreichisch-ungarischen Grenze, soll vergessen werden. So der Plan dreier Männer, die sich »die Oblivisten« nennen und raus wollen aus der hektischen Zeit. Wenn niemand mehr von ihnen weiß, können sie und das ganze Dorf in Freiheit und Ruhe leben. Laut Legende ist das in Nincshof schon einmal so gewesen. Ausgerechnet die alte Erna Rohdiebl soll dabei helfen, dass dieses Vorhaben gelingt, denn die drei Männer glauben, dass die alte Frau die Freiheit im Blut hat und daher genau die Richtige für ihre Bewegung ist. Erna Rohdiebl wiederum hat in ihrem langen Leben selten Dümmeres als die Idee zu verschwinden gehört, aber ihre Neugierde siegt. Abend für Abend poltern die Oblivisten an ihre Eckbank und plotten bei Speckbroten und Pusztafeigenschnaps ihr Verschwinden. Alles scheint nach Plan zu verlaufen. Wenn da nicht die Neuen aus der Stadt wären. Ein turbulenter Sommer nimmt seinen Lauf!“
Autorin Johanna Sebauer greift in ihrem Buch „Nincshof“ ein mehr als aktuelles Thema auf: der Rückzug aus dem Hier und Jetzt, das Verschwinden aus dem Alttag. Sie fragen sich jetzt warum das sinnvoll sein sollte? Der Ort NIncshof wünscht sich nichts mehr als seine alte Ruhe zurück, seinen „geregelten Gang“, seine Beschaulichkeit, seine Freiheit. Die großen Kämpfer nennen sich hier „Oblivisten“. Eine Art Guerillakämpfer nur eben von der österreichisch-ungarischen Grenze. Ich muss zugeben, mir fehlt hier der Tiefgang nach dem „Warum?“ - Warum und aus welchen Gründen will das Dorf ihre Ruhe und Freiheit zurück? Ein Stück dazu wird schon aufgeklärt, mir aber war es zu wenig. Ist es wegen den Touristen? Wegen der Politik? Ist die politische Gesinnung komplett in Nincshof im Wandel? Was ist das Bestreben der Menschen dort um diesen expliziten Wandel zu wollen? Stehen alle Bürger dahinter? Eine weitere Hauptfigur in der Geschichte ist Erna Rohdiebl. Ein wenig verschroben mit eigenen Ansichten und eben der Freiheit im Blut „erscheint“ Rohdiebl förmlich. Aus anfänglicher Skepsis wird bei Erna Neugier aus der Situation heraus. Irgendwie verständlich. Abstruse Pläne haben immer eine gewisse Faszination! Als die Pläne Gestalt annehmen machen aber die Neuen im Dorf den Oblivisten einen Strich durch die Rechnung. Gegenwind kommt auf - stellt sich die Frage „Stellt man sich diesem oder lässt man ihn vorüber ziehen?“. Johanna Sebauer beleuchtet ein wirklich spannendes Thema welches in kleinen Gemeinden und Dörfern keines Falls Humbug ist! Solche Ideen gibt es und fest steht, ein Dorf kann nicht ohne weiteres verschwinden oder sich in seine Blase zurück ziehen. Mir fehlte hier, wie bereits gesagt, der Tiefgang und ein wenig die psychologischen Hintergründe. Sebauer schreibt das auf, was viele genervte Dorfbewohner oft denken, macht aber auch deutlich, einerseits kann man es nicht jedem recht machen, andererseits stehen die eigenen Interessen doch bei jedem von uns an erster Stelle. Konflikte brechen auf und aus einem Kampf muss Demokratie werden. Auch hier fehlte mit ein wenig das philosophische bei Sebauer. Der Roman hat so enorm viel Potential welches nicht zu 100% ausgeschöpft wurde und ich sehr bedauerlich finde. Dennoch hat der Plot und die Grundidee sowie die Figuren mich wirklich stark unterhalten. Der Spannungsbogen ist da, die Gespräche haben mal etwas Humor mal etwas Zynismus im Ton und kurzweilig war die Story zudem auch. Ich vergebe 4 sehr gute Sterne für „Nincshof“!