Uppsala im Mai: Bereits 2 Mädchen wurden in der letzten Zeit, immer um Mitternacht, vergewaltigt, jetzt gibt es die erste Tote – ausgerechnet die Tochter einer Freundin der Psychiaterin Nathalie Svensson. Die Einheit der operativen Fallanalyse wird eingeschaltet, der auch Nathalie angehört, und sie freut sich, trotz aller Trauer, Johan Axberg wiederzutreffen. Schnell sind drei Verdächtige ausgemacht, aber den wahren Täter zu finden, ist gar nicht so einfach – und die Uhr tickt, denn der hat sich schon sein nächstes Opfer ausgesucht.
Dies ist bereits der dritte Band der Natalie-Svensson-Reihe, man muss die Vorgänger nicht unbedingt gelesen haben, aber wie immer ist das Lesevergnügen sicher größer, wenn man die anderen Bände kennt. Ich kenne bisher nur den direkten Vorgänger, der mir gefallen hat, den ersten Band habe ich mir jetzt auch bestellt.
Die beiden Protagonisten – und auch einige der anderen Charaktere – sind keine einfachen Menschen, manche Leser haben womöglich ihre Schwierigkeiten mit ihnen. Vor allem im Privatleben gibt es bei beiden Dinge, die vielleicht nicht jeder mag, aber ich muss einen Protagonisten auch nicht mögen, ich muss ihn vor allem interessant finden und er muss die Handlung tragen können. Ein Protagonist/Charakter mit einem interessanten Privatleben kann einen Roman, auch einen Krimi, zusätzlich interessant gestalten. Meiner Meinung nach ist das hier gelungen.
Jonas Moström entführt den Leser dieses Mal nach Uppsala, eine geschichtsträchtige schwedische Stadt, und lässt ihre Geschichte direkt mit in das Geschehen mit einfließen. Ich finde das großartig und habe mich direkt auch ein bisschen weiter informiert. U. a. das Konzept der Studentennationen, das im Roman eine Rolle spielt, aber nicht erklärt wird (das ist ein kleiner Mangel, wie ich finde), hat mich interessiert, und natürlich bin ich auch hierzu bei Google fündig geworden.
Der Autor lässt den Leser gut am Geschehen teilhaben, man hat oft das Gefühl, direkt dabei zu sein. Sehr schön z. B., wenn wir im Prolog mit dem Hausmeister durch das Gustavianum laufen. Auch emotional berührt der Roman, vor allem die Emotionen des verwaisten Elternpaares sind sehr eindringlich dargestellt, als Leser kann man gar nicht anders, als mitzuleiden. Und auch die Perspektive des Täters lässt einen zumindest im Ansatz verstehen, wie er zu seinen Handlungen kam, auch wenn man natürlich nicht wirklich Verständnis aufbringen wird. Interessant fand ich auch die Perspektive eines möglichen weiteren Opfers, wobei erst am Ende klar wird, ob man diese richtig deutet.
Die Perspektivewechsel machen den Roman zusätzlich interessant, man erlebt das Geschehen somit aus mehreren Blickwinkeln, vorrangig aus denen Nathalies und Johan, aber, wie schon gesagt, auch aus anderen. Die Wechsel machen auch immer wieder kleine Cliffhanger möglich, und auch die vielen kurzen Kapitel tragen zur Spannung bei.
Mir hat „Mitternachtsmädchen“ wieder gut gefallen, es ist spannend, emotional berührend und hat interessante Charaktere zu bieten. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Band und vergebe gerne 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Krimifans, die Ermittler mit Privatleben mögen.