Dax Finale
Der Roman "Warten auf den Wind" von Irma Joubert ist der letzte Teil der Neethling Trilogie, der seine Story in die Thematik der
Rassendiskriminierung und politischen Strömungen Südafrikas während der ...
Der Roman "Warten auf den Wind" von Irma Joubert ist der letzte Teil der Neethling Trilogie, der seine Story in die Thematik der
Rassendiskriminierung und politischen Strömungen Südafrikas während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verankert.
Die Handlung beginnt in Südafrika um das Jahr 1976. Katrien Neethling ist das Nesthäkchen in der Familie mit vier Geschwistern. Ihre Mutter schenkt jedem Kind die gleiche Nestwärme und sorgt sich täglich um ihre Lieben. Ein tödlicher Unfall wirft das Leben der Familie völlig aus der Bahn. Ganz besonders leidet Katrien, die jüngste Tochter. Sie ist erst zwölf Jahre alt und sehnt sich nach dem Verständnis und ganz besonders der Geborgenheit, die sie mit der Mutter verlor. Als Teenager eckt sie überall an. Schon bald beginnt sie in ihrem jugendlichen Engagement zu rebellieren und kämpft etwas später, um Gerechtigkeit für die schwarze
Bevölkerung zu erreichen.
Wladek Kowalski ist ein hervorragender Student und will seinem geliebten Polen im Jahr 1980 zur Unabhängigkeit verhelfen. Als die Solidarnosc auflebt, schließt er sich dieser eher per Zufall an und arbeitet schließlich im Untergrund für sie. Als ihm ein Studiennkollege verrät, dass er im Fokus von Untersuchungen steht, die von der Regierung beauftragt wurde, muss er sofort zu seinem Onkel Jakób und seiner Frau Grietje nach Südafrika fliehen, um der Verfolgung zu entkommen. Katrien und Wladek lernen sich dort kennen.
Mit dem Buch "Warten auf den Wind" verarbeitet Irma Joubert das Thema der Apartheid, Rassenhass und die damit verbundene unglaubliche Unterdrückung der ursprünglichen schwarzen Bevölkerung Südafrikas. Die Schilderungen, wie sich die Weißen über die Schwarzen erheben, diesen mit willkürlicher Gewalt und Hass begegnen, ist fast schon zu viel für mein Gemüt. Katrien war eine der wenigen Weißen, die gegen die Unterdrückung kämpfte. Sie schloß sich der "Black Sash" Bewegung an, die für die Freiheit der Schwarzen kämpften.
Katrien empfand sich schon seit ihrer Jugend als unverstanden. Sie fühlt sich als Außenseiterin in ihrer eigenen Familie. Ihr Motto lautet: "Gegen jedes Unrecht, gegen alles was Menschen in ihrer Freiheit und Menschenwürde einschränkt."
Dadurch bringt sie sich oft in Gefahr und nur durch die Hilfe der Familie engeht sie der Haft. Mit Wladek freundet sie sich allmählich an, denn in ihm erkennt sie einen Gesinnungsgenossen mit dem sie die aktuellen Gegebenheiten besprechen kann.
Wladek, als er noch in Polen aktiv war, hoffte etwas durch seine Arbeit im Untergrund zu bewirken. Er ist sehr intelligent und kann sich daher blitzschnell neuen Situationen anpassen. Als er in das ferne Südafrika fliehen musste merkte er, wie sehr ihm seine polnische Heimat fehlt.
Beide, sowohl Katrien und Wladek, wollten in der ungerechten Welt etwas verändern. Jeder auf seine Weise.
Irma Joubert schuf für ihre Botschaft wunderbare Charaktere, welche die Strory durch ihre überzeugenden Ecken und Kanten erstklassig transportierten. Die sehr schöne, bildhafte Sprache führt ihre Leser auf eindrucksvolle Weise in die Länder, in der die Protagonisten ihren Kampf gegen die Ungerechtigkeit führten. Ob es nun Polen oder Afrika ist, der Leser wird in eine unvergessliche, für das Land typische, Atmosphäre hineinversetzt und das Geschehen auf ganz besondere Weise mitempfinden.
Leider habe ich den christlichen Aspekt in dem Roman sehr vermisst. Die Geschichte berichtet aus meiner Sicht etwas zu viel von den politischen Begebenheiten, wohingegen Aspekte des christlichen Glaubens arg dabei unter gingen. Dies unterscheidet meiner Meinung nach diesen Teil von den Vorgängern der Trilogie.
Als sehr gut recherchiertes Buch beleuchtet die Story den mühsamen sozialen Aufbruch in den Ländern Polen und Afrika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Einen herzlichen Dank an Francke Verlag für dieses interessante Leseexemplar.