Nicht so gut wie Band 1, aber immer noch super! Ich liebe die ganz eigene Mythologie!
Auch dieser zweite Band konnte mich wieder mit einer eindrucksvoll geschriebenen Welt voller Magie und Überraschungen überzeugen!
Weil A Venom Dark and Sweet der zweite Band nach A Magic Steeped in Poison ...
Auch dieser zweite Band konnte mich wieder mit einer eindrucksvoll geschriebenen Welt voller Magie und Überraschungen überzeugen!
Weil A Venom Dark and Sweet der zweite Band nach A Magic Steeped in Poison ist, enthält diese Rezension eventuell Spoiler für den ersten Band!
Während ich in Band 1 A Magic Steeped in Poison noch recht enttäuscht von Kangs Darstellung war, hat sie mir hier wesentlich besser gefallen. Er ist nicht mehr nur der kleine Junge, der alles glaubt, was sein imposanter Vater ihm erzählt, sondern er fängt an selbst nachzudenken, Ungereimtheiten zu erkennen und letztlich auch für das einzustehen, was ihm wichtig ist. Und trotzdem ist da unterschwellig noch der verzweifelte Wunsch, an eine heile Welt zu glauben. Dieser Zwiespalt kam mir sehr realistisch vor, so sehr mich die häufige Erwähnung von „mein Vater wird bestimmt manipuliert, so etwas würde er doch nie tun“ irgendwann auch etwas genervt hat.
Ning war in Band 1 noch die unerfahrene Teemagierin, die irgendwie in fremde Machenschaften hineinstolperte, als sie eigentlich nur ihre todkranke Schwester retten wollte. Inzwischen weiß sie, was sie kann, und wie sie ihre Fähigkeiten nutzen muss, um ihre Ziele zu erreichen. Ning ist an ihren Erlebnissen enorm gewachsen und es hat mir richtig Spaß gemacht, ihrem weiteren Werdegang und Abenteuer zu folgen. Dabei habe ich auch große Freude an den kurzen Szenen gefunden, die ihre Begleiter*innen und Verbündeten in den Fokus stellen.
Neben der großen Rahmenhandlung „gut gegen böse“, die genauso gut geschrieben war wie im ersten Teil (ich betone das so oft, weil ich leider wiederholt die Erfahrung machen musste, dass Band 2 qualitativ nicht mit Band 1 mithalten kann), ist für mich jedoch die von chinesischen Legenden, Mythen und kulturellen Praktiken inspirierte Welt das besondere Element von A Venom Dark and Sweet, das mich so sehr fesseln konnte:
Gottheiten, die die Welt schufen und diese anschließend gegen einen von ihnen, der abtrünnig geworden ist, verteidigen müssen. Magische Wesen, die allgegenwärtig sind und durch bestimmte Rituale angerufen werden können – und die dann tatsächlich in Erscheinung treten und helfen können, wenn man sich als würdig erweist. Naturmagie, zum Beispiel lebendige Wälder, die entweder helfen können oder – nun ja, das Gegenteil. Menschen, die sich aus Gier nach Wohlstand und Macht von ihrem jahrhundertealten Glauben abgewandt haben und dann die Konsequenzen tragen müssen. Gegenstände, die sich unter den richtigen Bedingungen in andere Gegenstände verwandeln können. Albträume, die richtig körperlich und wahr werden können.
Und über all dem schwebt in A Venom Dark and Sweet ein zarter Schleier aus im leichten Wind schwebender, halbtransparenter Seide, langen dünnen Schwertern und fiesen kleinen Wurfsternen, kunstvollen Frisuren, Tee als Allheilmittel und magische Tinktur, Eleganz und grundlose Brutalität, Rechtschaffenheit gegen absolute Bösartigkeit – so viele Elemente, die ich aus anderen chinesischen Medien kenne und die für mich die entscheidenden Details ausmachten, durch die aus den einzelnen Erzählsträngen und Legenden ein Gesamtbild wurde.
Natürlich kann ich nur aus meiner europäischen Perspektive beurteilen, wie realistisch/historisch korrekt oder fiktionalisiert einige dieser Darstellungen in A Venom Dark and Sweet sind. Wahrscheinlich spielt auch eine große Portion Romantisierung für ein westliches Publikum hier eine Rolle. Trotzdem passt die Art und Weise, wie diese Geschichte über 2 Bände erzählt wurde, sehr gut in das Bild, das andere chinesische und taiwanesische Serien, Filme und Bücher bisher für mich aufgebaut haben – eingebaut in eine ganz eigene Welt der Tee-Magie.
Diese Fortsetzung zu lesen hat mir großen Spaß gemacht und mich ein bisschen aus meiner Leseflaute hervorgeholt. Insgesamt hat mich das Buch nicht so sehr vom Hocker gehauen wie Band 1 (vielleicht einfach deshalb, weil die Welt nicht mehr neu für mich war?) und es gab ein paar kurze Durchhänger, aber diese wurden schnell wieder von überraschenden Wendungen oder spannenden Momenten unterbrochen. Ich bin fast ein bisschen traurig, dass nach diesem zweiten Teil nun Schluss ist und könnte mir gut vorstellen, mit neuen Hauptfiguren und einem neuen Abenteuer noch einmal in diese Welt abzutauchen.