Cover-Bild Unterleuten
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 08.03.2016
  • ISBN: 9783641167295
Juli Zeh

Unterleuten

Roman
Der große Gesellschaftsroman von Juli ZehManchmal kann die Idylle auch die Hölle sein. Wie das Dorf "Unterleuten" irgendwo in Brandenburg. Wer nur einen flüchtigen Blick auf das Dorf wirft, ist bezaubert von den altertümlichen Namen der Nachbargemeinden, von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten, von den kleinen Häusern, die sich Stadtflüchtlinge aus Berlin gerne kaufen, um sich den Traum von einem unschuldigen und unverdorbenen Leben außerhalb der Hauptstadthektik zu erfüllen. Doch als eine Investmentfirma einen Windpark in unmittelbarer Nähe der Ortschaft errichten will, brechen Streitigkeiten wieder auf, die lange Zeit unterdrückt wurden. Denn da ist nicht nur der Gegensatz zwischen den neu zugezogenen Berliner Aussteigern, die mit großstädtischer Selbstgerechtigkeit und Arroganz und wenig Sensibilität in sämtliche Fettnäpfchen der Provinz treten. Da ist auch der nach wie vor untergründig schwelende Konflikt zwischen Wendegewinnern und Wendeverlierern. Kein Wunder, dass im Dorf schon bald die Hölle los ist …Mit „Unterleuten“ hat Juli Zeh einen großen Gesellschaftsroman über die wichtigen Fragen unserer Zeit geschrieben, der sich hochspannend wie ein Thriller liest. Gibt es im 21. Jahrhundert noch eine Moral jenseits des Eigeninteresses? Woran glauben wir? Und wie kommt es, dass immer alle nur das Beste wollen, und am Ende trotzdem Schreckliches passiert?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein beeindruckendes Stück Literatur und zugleich eine geniale Kritik an der Gesellschaft

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Normalerweise fasse ich zu Beginn einer Rezension einmal kurz den Inhalt des Buchs in meinen Worten zusammen. Bei diesem Buch fällt mir jedoch nichts ein, was dem gerecht werden würde ohne zu viel zu erzählen. ...

Normalerweise fasse ich zu Beginn einer Rezension einmal kurz den Inhalt des Buchs in meinen Worten zusammen. Bei diesem Buch fällt mir jedoch nichts ein, was dem gerecht werden würde ohne zu viel zu erzählen. Ich versuch es trotzdem in aller Kürze. Nähe Berlin liegt das kleine 200 Seelen Dorf Unterleuten. Wie jedes Dorf hat auch dieses hier, viele eigentümliche Bewohner mit alten und neuen Streitereien und altem und neuem Gerede. Als dann einige neue Bewohner hinzu kommen und auch noch ein Windpark gebaut werden soll, brechen alte Wunden auf und das idyllische Dörfchen ist mit einem mal, garnicht mehr so idyllisch. Juli Zeh hat es von Beginn an geschafft, mich in den Bann des Dörfchens Unterleuten zu ziehen. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Jedes Kapitel des Buchs schildert das Geschehen und den Fortschritt der Geschichte aus der Sicht eines anderen Dorfbewohners. Man lernt wirklich nach und nach die wichtigsten Personen des Dorflebens kennen, erfährt ihre Ängste, Wünsche, Verdächtigungen, Gedanken und erlebt ihre Taten. Für mich war es so, als wäre ich grade selbst nach Unterleuten gezogen und würde all die Charaktere grade kennen lernen. Das habe ich so noch nicht erlebt. Dazu gelingt es Juli Zeh einen Bogen zu schlagen zwischen den Eigenarten der Alten und denen der Jüngeren, zwischen alten Fehden und neuen Gefechten und zwischen den Nachbarn sowieso. Sie verknüpft die alten Sorgen des Dorfes (Ernte, Wetter, alter Zwist) mit denen der Jüngeren (Zukunftsplanlosigkeit bei absolutem Drang nach Zielstrebigkeit). Sie kritisiert immer wieder, dass die aktuelle Generation zu sehr auf Veränderung gepolt ist, zu sehr darauf es allen Recht zu machen und allem zu reichen. Jede ihrer Kritiken konnte ich aufgreifen und musste bei fast allen zustimmend nicken. Der Spannungsverlauf bleibt konstant hoch, da wir die Geschichte aus vielen Einzelperspektiven erfahren. Es gibt unfassbar viele Verstrickungen und Verschwörungstheorien, so dass ich zeitweise selbst nicht wusste, wer ist Freund oder Feind und wer meint es böse und wer gut. Zum Schluss löst sich alles auf eine sehr gelungene Weise auf und lässt mich als Leser befriedigt zurück. Ob in es sich in Wohlgefallen auflöst oder nicht, dass muss jeder selber herausfinden. Schön fand ich auch als zusätzlichen Bonus die verschiedenen Internetseiten und Facebookprofile, die es extra zu Unterleuten und seinen Bewohnern gibt. Es ist toll, wenn sich so viele Gedanken gemacht werden. Juli Zeh zeigt damit übrigens gewollt auf, das unsere Zeit sich durch digitale Medien sehr geändert hat. Auch hierzu gibt es einige Interviews der Autorin. Auch der viel zitierte Lebensratgeber ist im Handel erhältlich und auch hier halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass Juli Zeh selber dieses Buch geschrieben hat. Sowas gefällt mir. Ich muss sagen, ich bin wirklich begeistert von diesem Buch und kann es wirklich Jedem nur wärmstens ans Herz legen. Selten hat mich ein deutsches Buch so abgeholt und so lange nicht mehr losgelassen. Eine klare Kaufempfehlung!