„Nirgendwo ist man besser getarnt als auf einer Bühne im Zentrum der Aufmerksamkeit.“
(Hailee in From tokyo with love)
Worum geht’s?
Zwei ausgebuchte Konzerte in einem riesigen Stadion in Tokio - für die 19-jährige Hailee könnte das den lang ersehnten Durchbruch als Musikerin bedeuten. Als Warmup-Act ist sie mit dem hypererfolgreichen Sänger Finn Wolfcraft unterwegs. Doch leider findet sie den unnahbaren Finn mit seinen hysterischen Fans absolut furchtbar. Und auch Finn ist nicht sonderlich angetan von Hailee, denn er reagiert höchst allergisch auf Menschen, die ihn als Sprungbrett für ihre Karriere nutzen wollen. Aber manchmal sind die Dinge ganz anders, als sie auf den ersten Blick scheinen - und bei einer wärmenden Tasse Matcha entwickeln sich Gefühle, mit denen die beiden bestimmt nicht gerechnet hätten ...
From tokyo with love ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive durch Finn und Hailee in der Ich-Perspektive erzählt.
Meine Meinung
Haters to Lovers, Weihnachtsgeschichte, Musikbackground und Setting in Japan? Das ist eine Kombination, die mich auf den Plan ruft. Von der Autorin hatte ich bereits eine New Adult-Reihe gelesen, dieses Mal gibt es Young Adult, wobei die Charaktere schon volljährig sind. Aber bin ich in love mit dem Buch?
Die Geschichte beginnt mit Hailee, die als aufstrebende Sängerin eingeladen wurde, als Warm-Up-Act beim Weihnachtskonzert des Sängers Finn aufzutreten. Hierfür fliegt sie nach Tokio. Dort angekommen, trifft sie in einem Hotel auf einen Unbekannten und erzählt diesem, wie wenig Lust sie darauf hat, für Finn aufzutreten, da sie sich über die Medien und Berichtserstattung ein Bild von ihm als arrogant, überheblich und unfreundlich zu seinen Fans gemacht hat. Blöd nur: Ihr gegenüber sitzt Finn und der schaltet sofort um auf den Modus Haters. Entsprechend sind die nächsten drei Tage, die das Buch abdeckt, von viel Unmut und Spannung geprägt. Denn sowohl Finns als auch Hailees Manager bestehen darauf, dass beide sich für die Presse bei gewissen Ereignissen zusammen zeigen. Aber je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto mehr müssen sie feststellen, dass sie voneinander vielleicht ein falsches Bild haben.
Finn und Hailee könnten kaum unterschiedlicher sein. Hailee ist ein sehr offener Mensch, der unbedingt musikalisch durchstarten will. Bisher hat sie eine rockiges, leichtbekleidetes Bühnen-Ich, sie würde aber gern andere Lieder machen. Ihr Manager hat sie zu diesem Konzert gebracht und es ist ihre große Chance. Auf dem Weg muss sie aber auch Sachen machen, die ihr nicht gefallen. Entsprechend kriegt sie von Finn den Vorwurf, sie würde für den Ruhm alles machen – und man kann es nicht komplett verneinen. Es ist kompliziert, weil Hailee in der Situation steckt, es schaffen zu müssen, weil ihr Traum sonst platzt. Aber der Leser erfährt auch immer wieder, wie schwer es Hailee fällt, zu tun, was man von ihr verlangt und wie unglücklich sie teilweise mit dem Stempel, der ihr aufgepresst wurde, ist. Dafür ist Hailee sehr positiv, empathisch und man mag sie eigentlich von Anfang an. Finn hingegen ist verschlossen, wirkt sehr unglücklich und so, als hätte ihn der Ruhm aufgefressen. Erst nach und nach erfährt man, was passiert ist, wie übel ihm von Presse und seiner Ex-Freundin mitgespielt wurde und wieso er sich so zurückzieht. Hailee schafft es gelegentlich, seine Hülle aufzubrechen, aber immer wieder zieht er sich zurück. Auch hinter Finn steht mit seiner Managerin eine treibende Kraft, bei der man manchmal das Gefühl hat, sie vergisst ihn als Person dabei.
Die Handlung des Buches ist recht überschaubar. Finn und Hailee verbringen gezwungen Zeit miteinander, wobei sie immer wieder aneinander geraten, zugleich aber auch mehr voneinander erfahren. Es ist eine permanente Abwechslung zwischen Begeisterung und Abneigung, vor allem Finn erklärt sich immer wieder, er darf Hailee nicht mögen, er soll nur ihr Karrieresprungbrett sein. Hailee bemüht sich dafür sehr, Finn immer wieder aus der Schussbahn der Presse zu holen, auch wenn er ätzend zu ihr ist. Ein großes Thema des Buches ist hierbei die Frage des Vertrauens, denn Finn fällt das sehr schwer und so geschehen immer wieder Situationen, in denen er an Hailee und ihrer Ehrlichkeit zweifelt, was dann auch zum Bruch der beiden führt. Selbst mir als Leser ging es tatsächlich aber teilweise so, dass ich Zweifel an den Charakteren hatte, selten an Hailee, aber sehr große an beiden Managern. So hatte ich beim Lesen stets eine Art innere Unruhe und habe befürchtet, dass da noch ein großer Kracher kommt. Die gesamte Musikthematik wird hier auch ganz gut eingebaut, insbesondere da man mit Hailee und Finn ja zwei komplett unterschiedliche Berühmtheitsstufen hat. Während Finn oft sehr abgeklärt wirkt, ist Hailee an vielen Stellen tendenziell naiver und befördert sich so teilweise auch in kleinere Probleme.
Was mich wirklich nur sehr bedingt abholen konnte, war die Lovestory. Sofern man sie überhaupt so nennen kann. Denn eigentlich geht es nur um eine zarte Anziehung der Charaktere, dafür ist das Buch mit den wenigen Tagen auch zu kurz. Das hat mir gut gefallen, dass die Autorin die Charaktere nicht direkt in eine Beziehung gesteckt hat (das wäre unglaubwürdig gewesen), sondern sie lediglich Anziehung füreinander empfinden lässt. Wieso die aber da ist, blieb für mich doch zu sehr offen. Freundschaftlich finden die beiden schon irgendwie zueinander, aber woher dieses „mehr“ kommt, weiß ich nicht.
Dafür konnte mich aber das Setting sehr begeistern. Die Autorin hat sich unfassbare Mühe gegeben, das Tokio-Setting auszunutzen. Die Charaktere erkunden die Stadt, berichten von faszinierenden Einrichtungen, so lebhaft und greifbar, als wäre man selbst da. Es werden Einblicke in die japanische Kultur gewährt, es werden verschiedene Mythen und Höflichkeitssachen aufgeklärt. Ich fand es unfassbar toll, was man alles entdecken konnte: Von einem öffentlichen Badehaus über ein Katzencafe bis hin zu einem verrückten Monster Cafe, was wie eine abgedrehte Art von Disney World wirkt. Man merkt einfach, wie viel Recherche und Liebe hier eingeflossen sind und dafür ziehe ich wirklich sehr den Hut.
Mein Fazit
From tokyo with love ist eine leichtfüßige Geschichte, die leichte Haters to Lovers Tendenzen hat und leichte Einblicke in die komplizierte Musikbranche gibt. Finn und Hailee sind gelungene Charaktere, die Geschichte punktet vor allem mit den vielseitigen Einblicken in die japanische Kultur. Wunderbares Buch für Zwischendurch, nicht nur für junge Leser geeignet.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]