Ella ist 17 und lebt als Ausreisser nach dem Tod ihrer Grosseltern und einem Zwischenfall mit ihrem Vater alleine in einer Ruine von einem Haus.
Sie versucht, trotz der widrigen Umstände, ein normales Leben mit Schule und Alltag auf die Reihe zu kriegen, ist aber ein Aussenseiter, dessen ungepflegtes Äusseres sie zur Zielscheibe ihrer Mitschüler macht.
Urplötzlich wird sie von einem Fremden aus ihrem Haus gerissen und in eine alte Villa entführt. Ihr Entführer - Crys - verlangt von ihr, dass sie den Haushalt führen, kochen und putzen soll, einen Fluchtversuch würde sie mit dem Leben bezahlen.
Ella will sich mit ihrer Lage nicht abfinden, wehrt sich verbal und gerät immer wieder mit Crys aneinander - im Gegensatz zu seiner Freundin Summer, mit der sie sich ungeahnt gut verseht. Summer ist bildhübsch, freundlich und schwer verliebt in Crys.
Doch sie verändert sich, ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich über die Monate, sie wirkt verwirrt, wird aggressiv … um schliesslich zu verschwinden und durch Honey, eine neue Freundin, ersetzt zu werden.
Ella, die als „Hausmädchen“ alles mitansehen muss befürchtet das Schlimmste: gibt Crys den Mädchen Drogen, macht er sie süchtig um sie gefügig zu halten? Was haben seine geheimnisvollen Freunde, die ab und an in der Villa auftauchen mit der Situation zu tun?
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„Räuberherz“ ist eine etwas andere Version von „die Schöne und das Biest“. Ganz anders um genau zu sein.
Wir haben das Biest, wir haben die Schöne (gut, zu Beginn noch sehr verpickelt), wir haben Bücher und wir haben sprechende Mitbewohner (keine Uhren, aber Tiere).
Aber ansonsten geht es anders zu bei Julianna Grohe. Modern, eingängig und mit so manchen Überraschungen, die man nicht erwartet hätte.
Ella - oder Bella, wie Crys sie gerne nennt - hat eine spitze Zunge, ist schlagfertig, witzig und intelligent. Sie bringt nicht nur ihn, sondern auch den Leser mit ihren ironischen und oft derben Äußerungen laut zum Lachen und bleibt das gesamte Buch über ein liebenswerter und interessanter Charakter.
Sie ist zwar noch ein halbes Kind, hat aber Feingefühl und ein großes Herz, mehr, als so mancher in ihrem Alter.
Crys wiederum braucht, um zu wirken. Positiv meine ich. Er ist aggressiv, brutal, fordernd und egoistisch. Er bedroht, er schreit, er verängstigt Ella.
Es braucht, um mit ihm warm zu werden, nur langsam funkeln kleine positive Momente durch, geschickt eingeflochten in das Gesamtbild. Es werden mehr, seine Fassade bröckelt und man lernt nach und nach den wahren Menschen kennen hinter dem „Biest“, das er vorgibt zu sein (oder besser gesagt: sein muss).
Sein „Räuberherz“ ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte - und das, was das große Fragezeichen in der ersten Hälfte des Buches ist. Lange bleibt die Frage offen, warum er sie entführt hat, was es mit dem gesundheitlichen Verfall seiner Freundinnen auf sich hat, warum er ist wie er ist.
Die Lösung ist ebenso überraschend wie ungewohnt - ich möchte hier nichts vorweg nehmen, daher nur soviel: diese Art von „Biest“ gab es bisher noch nicht.
Seine und Bellas Geschichte ist eingängig geschrieben, gut strukturiert, mit interessanten Wendungen und für Jemanden, der gerne romantische Fantasy mag sehr geeignet.