Schwer ruht das Haupt, dass die Krone tragen soll...
"Der neue Titel lässt mich zusammen zucken - er ist eine brutale Erinnerung an diese seltsame neue Realität."
Mit "Golden Throne" bringt Julie Johnson den zweiten Teil der "Forbidden-Royals" - Trilogie ...
"Der neue Titel lässt mich zusammen zucken - er ist eine brutale Erinnerung an diese seltsame neue Realität."
Mit "Golden Throne" bringt Julie Johnson den zweiten Teil der "Forbidden-Royals" - Trilogie auf den Markt und knüpft gekonnt an den ersten Roman "Silver Crown" an.
Band zwei beginnt mit einem Aufatmen für alle Leser, denn (Achtung Spoiler) die neue Königsfamilie scheint gerade nochmal um einen weiteren Todesfall herumgekommen zu sein.
Jedenfalls hat sich Emilia Lancaster so langsam mit ihrer neuen Rolle als Kronprinzessin abgefunden, hat gelernt, wie sie ihre Position für sich nutzen kann und beginnt sich gezwungener Maßen am öffentlich-repräsentativen Leben der royalen Familie zu beteiligen: Einladungen zum Tee, Eröffnung eines Krankenhauses und, was ihr von allem am wenigsten behagt, die von Königin Octavia angeordnete Brautwerbung.
Problematisch ist jedoch nicht nur um ihr Herz, sondern auch um ihre Beziehung zu Stiefbruder Carter bestellt…
Die Handlung des Buches verläuft, wie auch schon in Band eins der Reihe, eher ruhig - das öde Leben innerhalb der Schlossmauern - gespickt durch das ein oder andere Ereignis: Emilia Lancaster beginnt sich zu entwickeln und sich mal mehr und mal minder gegen ihre vorgeschriebenen Pflichten und ihre schreckliche Stiefmutter aufzulehnen. Sie beginnt, die Dinge auf ihre Weise zu handhaben. Zum Ende hin erwartet den Leser dann ein ordentlicher Knall.
Die Autorin versteht es, durch eingearbeitete Spitzen die Spannung beim Leser immer aufrecht zu erhalten. Diesmal ist die Handlung jedoch nicht nur auf das Leben der Kronprinzessin gerichtet, sondern bringt weiterhin wichtige Themen wie Feminismus, Patriotismus oder Opposition, die zum Terror mutiert auf. Auch der gesellschaftliche Druck, Verrat und Trauerbewältigung finden ihre tragenden Rollen im Verlauf.
Es werden immer wieder neue Informationen - auch über Nebencharaktere - in Erfahrung gebracht, die vorherrschende Umstände und vergangene Geschehnisse in ein neues Licht rücken.
Die Autorin Julie Johnson beweist auch hier erneut ihr schriftliches Talent. Bei ihrem Schreibstil fühlt man sich als Leser vollkommen wohl und erlebt durch die Augen der Protagonistin alles hautnah mit. Man hat Zugang zu Geist und Emotionen der Kronprinzessin, erlebt ihre starken und ihre schwachen Stunden wortgewandt und realistisch mit ihr mit.
Johnson hält ihre Sprache verständlich und bodenständig, verleiht der Handlung eine gewisse Dynamik und bindet den Leser humorvoll mit ein.
Sie versteht es, Nebensätze so zu formulieren, dass sie eine Art Vorahnung beim Lesen implizieren und damit das Leseerlebnis um einiges fesselnder zu gestalten.
In Band zwei sieht man vor allem bei der Protagonistin Emilia eine stark Entwicklung, kann aber zu ihrem Verhalten in Band eins gut Parallelen ziehen. Sie beginnt zu lernen, wie man in royalen Kreisen spielt, testet ihre Grenzen aus und beginnt sich zu arrangieren. Jedoch ist ihr Verhalten teilweise etwas unvorhersehbar und scheint ab und zu in Richtung "launisch" abzurutschen. Wenngleich sie versucht rational zu handeln wird besonders zum Ende hin ersichtlich, wie weit sie die vergangenen Erlebnisse mitgenommen und ihr realistisches Denken beeinflusst haben.
Sie steht zwischen dem, was sie tun will und dem, was sie tun sollte und bricht damit nicht nur ihr eigenes Herz.
Carter ist zu beginn nur selten ein Faktor in der Handlung, aber auch er zeigt sich von einer neuen Seite. Der bislang unnahbare Playboy offenbart gelegentlich auch seinen weichen Kern und stellt für mich ein wichtiges Bindeglied der Storyline dar. Denn er macht Emilia klar, dass es weitaus größere Probleme auf der Welt gibt und, dass sie nicht die einzige ist, die jemand sein soll, der sie nicht ist. Er macht ihr klar, dass sich nichts bessert, wenn man nur jammert und konfrontiert sie mit den Tatsachen des Erwachsenwerdens.
Auch seine Schwester Chloe wirkt stellenweise erwachsener, als noch in Band eins, wenngleich sie weiterhin einen Kontrast zu Emilia bildet und so das ganze hervorragend ergänzt.
Die eingestreuten Auftritte bekannter und auch neuer Nebencharaktere gestalten alles abwechslungsreich und bringen Spannung auf Band drei.
Alles in allem ist Teil zwei ein gelungener Fortsatz der Reihe, wenngleich er für mich in einigen Punkten - vor allem auf emotionaler Ebene - schwächer als der erste Teil ist. Dennoch gibt es noch offen gebliebene Fragen, die Vorfreude auf das große Finale in "Diamond Empire" aufbauen.