Cover-Bild Die Zeit der Ruhelosen
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Buchverlage
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 10.03.2017
  • ISBN: 9783550081750
Karine Tuil

Die Zeit der Ruhelosen

Maja Ueberle-Pfaff (Übersetzer)

Furios erzählt Karine Tuil von Menschen, die getrieben sind von dem Wunsch nach Anerkennung, Geld und Macht – und beinah tragisch daran scheitern. Ein grandioses Gesellschaftspanorama unserer Zeit, aus der Feder einer der wichtigsten französischen Autorinnen der Gegenwart, nominiert für den Prix Goncourt.

Der Aufstieg des brillanten Managers François Vély scheint unaufhaltsam. Bis seine Exfrau sich aus dem Fenster stürzt, als sie erfährt, dass er wieder heiraten will. Der Tragödie folgt die Entdeckung, dass seine neue Lebensgefährtin in eine Affäre mit einem Offizier verstrickt ist, der völlig traumatisiert aus Afghanistan heimkehrt. Außerdem wird Vély ein Mediencoup zum Verhängnis, man bezichtigt ihn des Rassismus und Sexismus. Als er persönlich und beruflich am Ende ist, ergreift ausgerechnet der Politiker Osman Diboula Partei für ihn – dabei ist Diboula bekannt als Wortführer gegen eine weiße gesellschaftliche Elite. Wenige Wochen später kommt es im Irak zu einer Begegnung aller Beteiligten, die für Vély fatale Konsequenzen hat.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2017

Wirtschaftsgipfel

1

Romain Roller hat es als Soldat schon an schlimme, krisenreiche Plätze dieser Erde gebracht, er war im Kosovo, an der Elfenbeinküste, doch zerbrochen ist er am Einsatz in Afghanistan. Nun ist er auf dem ...

Romain Roller hat es als Soldat schon an schlimme, krisenreiche Plätze dieser Erde gebracht, er war im Kosovo, an der Elfenbeinküste, doch zerbrochen ist er am Einsatz in Afghanistan. Nun ist er auf dem Heimweg, in Zypern soll er sich erholen von den Kriegswirren. Hier lernt er die Journalistin Marion Decker kennen und beginnt eine Affäre mit ihr. Er weiß nicht, dass sie verheiratet ist, mit einem der erfolgreichsten und mächtigsten Manager Frankreichs – François Vély. Der, jüdischstämmige Mann, wird selbst gerade in einen Skandal verwickelt. Für ein Hochglanzmagazin posiert er vor einer Statue und wird als Rassist beschimpft. Von unerwarteter Seite erhält er jedoch Unterstützung: Osman Diboula. Ein Jugendfreund Romains, der inzwischen Kariere in der Politik gemacht hat. Auch er hat Probleme, fühlt sich im Élysée gemobbt. Sie alle treffen aufeinander im Irak auf einem Wirtschaftsgipfel.

Eine grandios erzählte Geschichte, fulminant, ergreifend. „Die Zeit der Ruhelosen“ könnte auch eine Momentaufnahme unserer Zeit sein, alles muss schneller gehen, jeder möchte mehr Erfolg, mehr Geld. Im norwegischen Fernsehen gibt es bereits Entschleunigungsprogramme, wo den Zuschauern ein langsam fahrender Zug über 24 Stunden gezeigt wird. Doch so weit sind Karine Tuils Figuren noch lange nicht, sie stecken mitten in der Ruhelosigkeit. Gekonnte hat die Autorin ihren Charakteren Leben eingehaucht und lässt sie alle perfekt miteinander spielen. Die Sprache ist schön und ansprechend.

Sehr gerne vergebe ich diesem Werk seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. Den Leser erwartet eine Geschichte, die auf höchstem Niveau erzählt wird. Keine leichte Kost für mal eben zwischendurch; dieses Buch bedeutet ein wenig Arbeit und Zeit. Aber dafür wird der Leser belohnt und hält ein Buch in den Händen, das man so schnell nicht wieder vergisst.

Veröffentlicht am 26.03.2017

Getrieben

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Ein Elitesoldat, der nach seinem Einsatz in Afghanistan mit sich und der Welt zu kämpfen hat. Ein erfolgreicher Geschäftsmann, dem der Erfolg zwischen den Händen zu zerrinnen droht. Ein aufstrebender Politiker, ...

Ein Elitesoldat, der nach seinem Einsatz in Afghanistan mit sich und der Welt zu kämpfen hat. Ein erfolgreicher Geschäftsmann, dem der Erfolg zwischen den Händen zu zerrinnen droht. Ein aufstrebender Politiker, der die Fallstricke der eigenen Herkunft nicht sehen will. Eine Journalistin, die am Puls der Zeit arbeitet und dabei den eigenen Puls nicht mehr zu fühlen scheint. Jeder ist getrieben, von den eigenen Wünschen, dem Druck der Gesellschaft, der Vorgabe „erfolgreich“ zu sein. Von „leben“ war nicht die Rede.
Karine Tuil hat in ihrem mitreißenden Gesellschaftsroman verschiedene brandaktuelle Themen aufgegriffen, die sich trotz ihrer Diversität zu einem großen Ganzen verbinden lassen. Sie streift mit dem Leser durch die Amtszimmer von Paris, lässt Einblicke in das Leben von großen Geschäftsmännern zu und zeigt gleichzeitig das Leben des „kleinen Mannes“, der an vorderster Front gekämpft hat und dafür mit nichts zurück in den normalen Alltag geworfen wird. Ihre Charaktere sind sehr lebendig geraten, vielschichtig und spielen mit so manchen Vorurteilen. Vorurteile, gegen die sie einen ähnlich erfolgreichen Kampf kämpfen wie einst Don Quijote gegen seine berühmten Windmühlen. Tuils Roman ist kein Wohlfühlroman, es werden harte Fakten und unbequeme Wahrheiten auf den Tisch gelegt, erzählt in einem nüchternen Ton, der seinen Teil zu der fast soghaften Wirkung der Geschichte beiträgt. Klug geschrieben, authentisch erzählt und geschickt konstruiert; Die Zeit der Ruhelosen bereitet dem Leser so manchen ruhelosen Moment, gilt es doch viele Denkanstöße zu verarbeiten. Ein Roman, der unterhält und bewegt.

Veröffentlicht am 24.03.2017

Der Wendepunkt im Leben

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Eine anspruchsvolle Lektüre über die überraschende Wendungen im Leben. Es wird die Geschichte dreier Männer erzählt, deren Lebensgeschichten sich im Laufe des Buches in irgendeiner Art und Weise zusammenfügen, ...

Eine anspruchsvolle Lektüre über die überraschende Wendungen im Leben. Es wird die Geschichte dreier Männer erzählt, deren Lebensgeschichten sich im Laufe des Buches in irgendeiner Art und Weise zusammenfügen, obwohl sie anfangs wenig miteinander gemein haben. Roman Rollar kehrt nach einem Militäreinsatz mit phyhischem Trauma zurück und kann sich nur schwer im sozialen Leben wieder einfinden. Osman Diboula, ein farbiger Politiker, ist soweit erfolgreich, seiner dunklen Hautfarbe aber wegen stösst er auf gewisse Barrieren, die in Endeffekt auch seine Ehe zerstören.
Und Marion Vély, reich erzogen, ein Jude, der dies zu verleugnen versucht und erfolgreicher Unternehmer. Er verliebt sich in eine Frau, die ihn aber im Laufe des Buches verachtet, und welche eine Vergangenheit mit Roman hatte. Dies ist nur der Gipfel seines Unglücks, denn es folgen viele Weitere und seine Leben wird ruiniert, sei es durch den Tod seiner Ex-Frau oder einer Kampagne gegen ihn, die seinem Ruf unmittelbar schadet.
Gleichzeitig ist das Buch mit vielen Ereignissen bereichert, die es und die problematische Atmosphäre perfekt ergänzen, wie der Sturz der Twin Towers in New York, der Krieg in Afganistan und im Irak, sowie die Schwierigkeiten die jeder von ihnen in verschiedenen Lebensphasen gegenübertreten muss.
Als sie sich später unter bestimmten Verhältnissen in den Irak gegenübertreten, kommt es zu einem wichtigen Wendepunkt.
Ein Buch, das man nicht so leicht aus der Hand legen kann.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Sprachgewaltig

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Was passiert wenn dein Leben plötzlich, ohne Vorwarnung, aus den Fugen gerät?

Das Cover des Buches ist eher unspektakulär. Es ist keins von denen, die sich stilistisch in den Vordergrund drängen. Aber ...

Was passiert wenn dein Leben plötzlich, ohne Vorwarnung, aus den Fugen gerät?

Das Cover des Buches ist eher unspektakulär. Es ist keins von denen, die sich stilistisch in den Vordergrund drängen. Aber so unscheinbar das Buch auf den ersten Blick wirkt um so mehr überzeugt der Inhalt.

Karin Tuil zeigt in diesem Buch das Schicksal dreier Männer, die plötzlich vor einem Scherbenhaufen stehen, der einmal ihr Leben war. Dies geschied durch ein sprachgewaltiges Feuerwerk, das mich mich sofort in seinen Bann gezogen hat.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive eines übergeordenten, allwissenden Erzählers, der dem Leser die Welt der Protagonisten näher bringt.
Romain Roller versucht nach der Rückkehr aus dem Krieg wieder in den Alltag zu finden.
Francois Vély erkennt, das ein kleiner, scheinbar unbedeutender Fehltritt vieles zerstören kann.
Osman Diboula will eine Diskriminierung nicht hinnehmen und droht alles zu verlieren.

Tuil hat es geschafft in ihrem Roman viele kritische Themen gekonnt in Szene zu setzen. Seien es Kriegstraumata, das politische Parkett oder die scheinbar schöne Welt der Reichen. Verlust, Verrat, Doppelmoral, Vorurteile, Liebe, Rassismus und vieles mehr steckt in diesem sehr gelungenem Buch und regen zum Nachdenken an.

Veröffentlicht am 17.03.2017

Wahrlich furios!

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Francios Vely ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, dessen Privatleben hingegen alles andere als rosig aussieht. Seine Exfrau geht Selbstmord, die Kinder rebellieren gegen die neue Frau. Der Beginn, bei ...

Francios Vely ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, dessen Privatleben hingegen alles andere als rosig aussieht. Seine Exfrau geht Selbstmord, die Kinder rebellieren gegen die neue Frau. Der Beginn, bei den meisten Büchern einfach ein Graus, war hier sehr gut gelungen. Romain Roller ist ein Soldat und kehrt mit PTBS zurück nach Frankreich und findet nicht mehr den Anschluss an die Familie, während der schwarzer Politiker,Osman Diboula, unter den rassistischen Kollegen zu leiden hat. Sie alle haben ihre Probleme, denen die Autorin auf den Grund geht.
Der Beginn ist dramatisch, aber direkt packend und wie ich finde, schonungslos ehrlich. Genauso geht es auch weiter. Die Autorin scheut sich nicht, schwierige Themen anzuschneiden, den Finger in die Wunde zu legen und dem Leser die Augen zu öffnen. Die Themen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus oder Terrorismus werden authentisch aufgearbeitet und die Schattenseiten des sozialen Auf und Ab eindrucksvoll und spannend geschildert. Wie stürzt ein Mensch? Wie tief kann er fallen und kann etwas seinen Absturz verhindern?
Die Protagonisten sind grundlegend verschieden und trotzdem treffen sie immer wieder gekonnt aufeinander. Man entwickelt teils Mitleid, aber auch Abscheu für sie und ihre Handlungen. Die Antihelden kann man nicht mögen, aber man muss trotzdem wissen, was sie als nächstes tun, bzw. zu was sie durch die Umstände gezwungen werden. Die Charaktere sind extrem gut ausgearbeitet und haben nie konstruiert gewirkt. Die Sprache ist leidenschaftlich, anspruchsvoll und geistreich, immer dem jeweiligen sozialen Background der Protagonisten angepasst und hat mich gefesselt.
Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto weniger ist es möglich das Buch aus den Händen zu legen. Ich möchte nicht zu viel von der Handlung erfahren, aber neben tiefschürfenden Identitätskrisen und der Ausarbeitung sozialer Ungerechtigkeiten, sind extrem spannende Ereignisse verschiedener Couleur enthalten, die nachdenklich machen.
Ein kluger, brandaktuelle Gesellschaftsroman, der die Umschreibung „furios“ mehr als verdient hat, auch oder gerade weil er teils verstörend, teils erschreckend und fast schon abstoßend ist.