Spannender Fall mit gelungenen Protagonisten
Dieser Thriller ist der zweite Teil der Reihe um das Ermittlerduo Imogen Grey und Adrian Miles und verspricht wieder viel Spannung. Diese Versprechungen werden meiner Meinung nach gehalten, wenn der Klappentext ...
Dieser Thriller ist der zweite Teil der Reihe um das Ermittlerduo Imogen Grey und Adrian Miles und verspricht wieder viel Spannung. Diese Versprechungen werden meiner Meinung nach gehalten, wenn der Klappentext auch etwas zu dick aufträgt.
Was mir beim Aufschlagen des Buches sofort positiv aufgefallen ist, ist, dass Katerina Diamond ihrem Schema bei der Bezeichnung der Kapitel treu geblieben ist. So nummeriert sie die Kapitel nicht klassisch durch, sondern gibt ihnen Bezeichnungen. Ein Kapitel "Die Professionelle" handelt zum Beispiel von Bridget Reid, die ja verdeckt als Prostituierte arbeitet. So kann man immer anhand des Titels schon rätseln, was im folgenden Kapitel denn passiert und wer damit gemeint sein könnte.
Zusätzlich gibt es dieses Mal noch die Angabe Gegenwart oder "vor 2 Jahren", aber dazu später mehr.
Das Buch beginnt mit einer Szene, die den Überfall auf Bridget beschreibt und wobei der Freier und die zwei anderen Frauen ermordet werden. Hier komme ich direkt zu meinem ersten Problem mit dem Klappentext. Anhand der Szene wirkt es nämlich zunächst noch so, als könnte Bridget entkommen. Dank dem Klappentext wissen wir, dem ist nicht so. Ergo ist jegliches Mitfiebern und Bangen im Keim erstickt und entsprechend ist die Szene auch nicht so spannend, wie sie hätte sein können. Nichtsdestotrotz ist es ein rasanter Einstieg und meine Kritik gilt eher dem Klappentext.
Es folgt dann natürlich das, was folgen muss: Grey und Miles ermitteln in dem Mehrfachmord und dem Verschwinden der Kollegin.
Zusätzlich zu diesem Erzählstrang in der Gegenwart, der sich mit den Ermittlungen im aktuellen Fall beschäftigt, gibt es dann noch die Kapitel, die zwei Jahre zuvor spielen. Und diese Kapitel sind genau das, was das Buch für mich so gelungen macht. Im ersten Teil haben wir bereits etwas über Imogen, ihre Vergangenheit und den Grund für ihre Versetzung erfahren. Genau damit befasst sich nun dieser Erzählstrang und schildert den Fall, der Imogen zum Verhängnis wurde.
Zusätzlich gibt es noch einen dritten Erzählstrang, der aus der Sicht eines zehnjährigen Jungen geschrieben ist, der aber mit jedem Kapitel älter wird, bis in die Gegenwart hinein.
Natürlich ist klar, dass nicht nur der Junge irgendwie mit dem gegenwärtigen Fall zu tun hat, sondern auch Imogens alter Fall eine Rolle spielen muss. Wie genau dieser Zusammenhang aussieht, bleibt aber lange unklar und so bietet das Buch besonders viele Möglichkeiten zum Miträtseln und Spekulieren.
Dabei treten nacheinander relativ viele Akteure auf, bei denen man schnell mal den Überblick verlieren kann. Der Autorin gelingt es meiner Meinung nach aber, dass man davon nicht überfordert wird und gut herauslesen kann, wer wichtig ist und wer weniger. Auch hier gibt es wieder Parallelen zwischen dem gegenwärtigen Fall und dem von vor zwei Jahren.
Kommen wir aber nun zu dem was absolut keinen Sinn für mich macht: Bridget und ihre Entführung. Diese spielt für die Spannung und die ganzen Enthüllungen nämlich so gut wie gar keine Rolle. Bridget hätte auch einfach ermordet werden können und das Ergebnis wäre das gleiche gewesen. Die Szenen die ihre Gefangenschaft schildern, sind einfach nur komisch, wirr und spielen, wie bereits gesagt, gar keine Rolle. Auch der Entführer hat letztendlich nicht wirklich etwas mit dem Rest zu tun und die "intimsten Geheimnisse" die er kennt, suche ich bis heute noch. Auch hier störe ich mich wieder mehr am Klappentext als am Buch, denn dieser deutet in eine Richtung, die so gar nicht zur Story passen will.
Zum Glück fand der Teil mit Bridget aber nicht oft Erwähnung, was eigentlich nur betont, dass er für das Gesamtbild unnötig war. Im Fokus standen die Ermittlung und der Zusammenhang zum Fall von vor zwei Jahren. Da dieser Teil sehr spannend war und man wirklich erst dann weiß was Sache ist, wenn die Autorin das auch möchte, bin ich letztendlich begeistert von dem Buch. Die Story hätte durch die vielen Verbindungen nämlich auch leicht nach hinten losgehen können, aber Diamond schafft es, am Ende alles geschickt und logisch zu verknüpfen.
Und das beste daran: dabei findet Adrian Miles etwas heraus, das weitere spannende Lesestunden verspricht. Also bitte, her mit Teil drei!
Zu guter Letzt haben wir noch die Protagonisten, die mir im ersten Teil schon so unglaublich gut gefallen haben. Hier handelt es sich um richtige Charaktere, die sich über ihre Eigenarten, ihre Handlungen und ihre Art definieren, nicht über abgedroschene Klischees, die sich in jedem zweiten Thriller finden. Noch dazu treffen sie die ein oder andere Entscheidung nicht danach was das Gesetz sagt, sondern was sie für moralisch richtig erachten. Diese Selbstjustiz mag nicht jedem gefallen, im Rahmen dieser Reihe finde ich es aber sehr passend, da es die beiden noch einmal menschlicher macht.
Am Ende möchte ich noch darauf hinweisen, dass Katerina Diamond bei der Schilderung der Taten, Gewaltszenen und der Beschreibung von Tatorten kein Blatt vor den Mund nimmt. Wer es also harmlos mag, sollte besser die Finger davon lassen, für alle anderen gibt es von mir eine klare Leseempfehlung, aber bitte in der richtigen Reihenfolge.