leider schwach mit anstrengender Protagonistin
„Ich war immer ehrlich zu dir, hab mich um dich bemüht, dir Freiraum und Zeit gelassen, mich von dir anpampen und in die Vorurteilsschablone pressen lassen…“ (Jason zu Kayla in Campus Love)
Worum geht’s?
Kayla ...
„Ich war immer ehrlich zu dir, hab mich um dich bemüht, dir Freiraum und Zeit gelassen, mich von dir anpampen und in die Vorurteilsschablone pressen lassen…“ (Jason zu Kayla in Campus Love)
Worum geht’s?
Kayla hat es geschafft. Mit einem Vollstipendium ist sie an die Ivy-League-Universität Brown gekommen. Direkt an ihrem ersten Tag trifft sie auf Jason, den besten Freund ihrer Mitbewohnerin Rachel und zudem so etwas wie der Uni-Casanova. Genau solche Typen wie Jason kann Kayla nicht ausstehen und deshalb hält sie ihn direkt auf Abstand. Doch durch gemeinsame Freunde laufen sie sich immer wieder über den Weg. Als Kayla in einer gefährlichen Situation landet, ist es ausgerechnet Jason, der sie rettet. Und vielleicht ist Jason ja doch gar nicht so schlimm?
Campus Love – Kayla & Jason ist in sich geschlossen, möglicherweise wird es weitere Teile über die anderen Charaktere des Buches geben.
Schreibstil / Gestaltung
Das schlichte Cover wirkt eher sommerlich und modern, gibt allerdings weder Hinweise aufs Genre noch den Inhalt. Das Buch hätte mich vom Cover nicht angesprochen, da es für mich nicht als New Adult erkennbar ist. Die Geschichte wird sowohl aus Sicht von Jason als auch von Kayla als Ich-Erzähler erzählt, die Erzähler wechseln kapitelweise. Die Kapitel sind zudem entsprechend überschrieben mit dem Namen des jeweiligen Erzählers. In den jeweiligen Kapiteln merkt man keinen Unterschied in Art und Sprechweise der beiden Protagonisten. Die Geschichte wird linear erzählt, es gibt keine Rückblenden. Der Schreibstil der Autorin ist locker und leicht lesbar, das Buch lässt sich angenehm und flüssig lesen. Sprachlich ist es für junge Erwachsene passend und angemessen.
Mein Fazit
Ich liebe Campus-Geschichte. Das war auch der Grund, wieso ich zu Campus Love gegriffen habe. Sicher, der Klappentext klang relativ ähnlich zu vielen anderen Büchern, aber ich finde, dass das Rad auch nicht immer neu erfunden werden muss. Außerdem gebe ich Autoren, die ich nicht kenne, gerne eine Chance. Am Ende muss ich aber leider sagen, dass hier nicht nur das Rad nicht neu erfunden wurde, sondern ich mich eher Frage, was das Rad überhaupt ist.
Der Einstieg in das Buch gelang mir ganz gut. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich wirklich gut lesen. Das Buch startet direkt mit dem Aufeinandertreffen von Kayla und Jason an Kaylas ersten Tag. Sie kommt in ihr Wohnheimzimmer und findet Jason auf ihrem Bett. Es folgt ein spritziges Wortgefecht, bei dem sich vor allem Kayla als anstrengend und arrogant hervortut, während Jason eigentlich ganz sympathisch und lustig herüberkommt. Dadurch, dass Jason der beste Freund von Kaylas Mitbewohnerin Rachel ist, laufen sich beide immer mal wieder über den Weg, man geht zusammen auf Partys und oder landet zusammen in der Bibliothek. Kayla hat Jason aber von Anfang an gefressen und lässt keine Möglichkeit aus, dies Jason auch kundzutun. Als dann etwas Dramatisches mit Kayla passiert und es Jason ist, der sie rettet und vor schlimmeren beschützt, ändert sich Kaylas Blick auf ihn etwas. Und schon bald ist da ein Kribbeln bei beiden. Doch beide haben ihre Geheimnisse und manchmal stehen Geheimnisse einer Liebe im Weg.
Mein größtes Problem bei diesem Buch? Der fehlende Spannungsbogen. Es war ja zu erwarten, dass es um das Zueinanderfinden von Jason und Kayla geht. Doch auf immerhin über 380 Seiten passiert einfach fast nichts. Sicher, es gibt an einer Stelle die Gefahr für Kayla – die Storyline wird dann aber auch eher beiläufig fortgeführt und irgendwie auch begraben. Hätte man sich also sparen können (obwohl die Warnung zu der Thematik durchaus wichtig ist). Nach einem gefühlt urplötzlichen und nicht nachvollziehbaren Sinneswandel entscheidet sich Kayla, dass sie nicht mehr rumzicken mag und dann kurz danach ist da eine nicht erklärbare Anziehung zwischen Kayla und Jason, die dann mit etwas Drama, etwas Sozialkritik und einen deplatzierten Hin-und-Her mit Famliendrama abgerundet wird. Das Problem hierbei? Es wirkte alles so willkürlich, zufällig und unpassend. Es war fast, als hätte man gewürfelt „das und das muss noch vorkommen“. Dabei bleibt die Charakter- und die Beziehungsentwicklung vollkommen auf der Strecke. Emotionen habe ich in dem Buch auch vergebens gesucht – außer meiner eigenen Frustration und dem ständigen Kampf, überhaupt weiterlesen zu wollen, war da nichts. Ich hasse das Wort, aber es passt: Belanglos. Alles, was hier passiert, ist belanglos. Andauernd hat man das Gefühl, Sachen wiederholen sich – oh, die Clique geht essen, oh, die Clique macht Party, oh, Kayla zickt mal wieder grundlos Jason an. Es ist nichts, was fesselt. Es gibt einfach wenige Lichtblicke in diesem Buch, aber was für mich echt toll war: Jason und seine Männer-WG. Wenn die Jungs miteinander gesprochen haben, habe ich oft lachen müssen, weil deren Gespräche echt witzig sind. Ich hätte wahrscheinlich ein ganzes Buch über die Jungs-WG und ihre Geschichte gelesen, denn es war wirklich unterhaltsam.
Zu dem Charakteren muss ich sagen: Jason hat mir ganz gut gefallen, der für meinen Geschmack im Klappentext unrichtig dargestellt wird: Denn Jason wirkt – anders als Kayla – nicht arrogant, ganz im Gegenteil. Er ist sehr sympathisch, steckt auch mal verbale Tiefschläge weg, ist kein klassischer Über-Typ, der Sportler und Klassenbester ist. Er wirkte real, aber auch etwas langweilig. Anders ist es bei Kayla. Ich konnte mich von Anfang an nicht mit ihr identifizieren. Direkt ihr erster Auftritt war derart überzogen und herablassend, dass ich sie direkt gefressen habe. Und das zieht sich auch weiter durch. Andauernd eckt sie an, ist unfair, vorurteilsbehaftet, fast schon gemein. Vor allem Jason trifft es andauernd – unberechtigterweise. Und warum das Ganze? Das habe ich nie verstanden. Es war ja nicht nur, dass sie gegen Jason geschossen hat, sondern auch solche Sprüche wie zB, dass man entweder klug oder reich sind muss, um auf einer Eliteuni zu landen. Nur weil sie ein Stipendium hat?! Auch macht sie sich über die Lebensführung ihrer Freunde teilweise lustig, weil diese keinen Lebensplan haben wie Kayla. Ich hatte Hochachtung vor ihm, dass Jason überhaupt noch Zeit mit Kayla verbringen wollte. Ansonsten gibt es zahlreiche Nebencharaktere, über die ich irgendwann komplett den Überblick verloren habe, da zu viele Namen vorkommen, die Personen selbst aber nicht ausführlich vorgestellt werden und ich auch das Gefühl hatte, dass andauernd die Beziehungskonstellationen dort wechseln. Ich meine, dass es knapp 10 weitere Charaktere im Freundeskreis gibt, sicher bin ich mir da aber auch nicht, denn wie gesagt: Ich habe die Übersicht verloren. Andauernd hatte irgendjemand irgendetwas (kennt man ja ausm Leben), aber man hatte immer das Gefühl, dass sich alles im Sande verlief. Kayla und Jason haben zudem beide noch ein „Geheimnis“, was ihr jeweiliges Verhalten rechtfertigen soll. Bei beiden war ich am Ende doch über die Auflösung sehr enttäuscht, denn beides waren Themen, die man einfach hätte klären können, vor allem bei Kayla. Im Buch gibt es wenige Sexszenen, die zwar ganz gut geschrieben sind, für mich aber auch willkürlich wirkten. Es war für mich nicht ersichtlich, wie die Charaktere zueinander gefunden haben, den Umständen und Kaylas Abneigung entsprechend war dies nicht greifbar. Ich weiß nicht, ob hier auf „junge Leute sind sprunghaft“ gesetzt wurde, denn so wirkte es. Planlos, chaotisch, zufällig. Und das wirklich in jeder Hinsicht.
Campus Love ist leider ein Buch, bei dem ich am Ende das Buch zuschlug und mich fragte, wie ich fast 400 Seiten lesen konnte, wenn ich zeitgleich das Gefühl habe, dass im ganzen Buch so wenig passiert ist, dass man es auf knapp 50 Seiten hätten zusammenfassen können. Mit der leider sehr unsympathischen und anstrengenden Protagonistin Kayla hat sich die Autorin keinen Gefallen getan, denn sie war für mich so abschreckend, dass ich mich wirklich durchs Buch gequält habe. Das Buch hatte keine Tiefe, die angedeuteten Geheimnisse entpuppen sich als regelrechte Blendgranaten, das Buch plätschert vor sich hin und es kommen zu viele Leute vor, die aber nicht zur Handlung beitragen. Jason war eigentlich der einzige Lichtblick in dem Buch, aber auch er blieb derart eindimensional und hat sich zu wenig entwickelt, als dass er mich begeistern konnte. Insgesamt muss ich feststellen, dass bei Campus Love kaum etwas passiert, gegen Ende noch wirklich unnötig Drama provoziert wird, was dann drei Seiten später wieder begraben wird und es vor allem an der Nachvollziehbarkeit der Beziehungsentwicklung mangelt. Schade drum, denn der Schreibstil der Autorin war wirklich ganz angenehm zu lesen. Aber das rettet ein handlungsloses Buch leider nicht. Campus Love ist bei mir jedenfalls direkt wieder ausgezogen, da es mich nicht begeistern konnte. Sollte es eine Fortsetzung geben, etwa mit einem der anderen Charaktere, würde ich dem Buch eventuell eine Chance geben, aber wirklich was hängen geblieben ist bei mir leider nicht.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]