Der Galeriebesitzer mit Schreibambitionen Zach, hat ein besonderes Faible für Gemälde des berühmten Malers Charles Aubrey, was auch ein wenig daran liegt, dass Zach glaubt, seine Großmutter hätte einst eine Liaison mit Aubrey gehabt. Als Zachs Galerie schwächelt und er auch noch von seiner Frau verlassen wird, die mit ihrem neuen Mann und Zachs kleiner Tochter ans andere Ende der Welt zieht, braucht Zach unbedingt ein neues Betätigungsfeld.
Als er durch Zufall die alte und sehr zurückgezogen lebende Dimity Hatcher kennenlernt, die in dem Ort lebt, in dem Charles Aubrey einst mit seinen Töchtern und seiner Lebensgefährtin seine Urlaube verbrachte und die sich als eine der bevorzugten Musen entpuppt, die Charles einst auf seinen Bildern verewigte, kommt Zach die Idee ein Buch über das persönliche Leben von Charles Aubrey zu schreiben, doch dafür braucht Zach Dimitys Einverständnis und mehr noch, er hofft, dass die vorsichtige alte Dame sich darauf einlässt, aus vergangenen Zeiten zu erzählen. Zeiten, in denen sich Dimity unsterblich in den viel älteren Charles verliebte. Was Zach nicht ahnt, dass er in dem kleinen idyllischen Ort am Meer nicht nur eine neue Liebe findet, sondern auch ein Geheimnis lüften kann, dass ihn und alle Beteiligten in den Grundfesten erschüttern wird.
Im Jahre 1937 ist Dimity noch ein junges Mädchen, das eher eine Außenseiterposition im Dorf inne hat, da ihre Mutter als Dorfhexe und Prostituierte verschrien ist. Als Charles Aubrey mit seiner Familie dort Urlaub macht und sich seine jüngste Tochter mit Dimity anfreundet, fühlt sich Dimity wie im Paradies. Doch Unheil naht, als Dimity sich Hals über Kopf in den viel älteren Mann verliebt…
Der dritte Roman von Katherine Webb ist wieder mit den gleichen Zutaten gewürzt, wie auch die Vorgängerbände. Gleich auf zwei Zeitebenen treibt die Autorin ihre Story voran, doch im Gegensatz zu „Das geheime Vermächtnis“ und „Das Haus der vergessenen Träume“ kommt die Geschichte diesmal sehr langsam in Fahrt. Erst nach knapp 150 Seiten stellte sich beim Lesen bei mir der übliche Sog ein, der mich bislang stets an Bücher der Autorin gefesselt hat und offenbart dann Stück für Stück ein Puzzleteilchen mehr, das nötig ist, um die Handlungsstränge am Ende zu einem Ganzen zu verknüpfen und das Geheimnis, das Dimity und noch eine weitere Person umgibt, zu lüften.
Ein wenig sperrig sind diesmal leider trotz aller Spannungsmomente auch die weiblichen Charaktere geraten. Besonders Dimity machte es mir etwas schwer, sie zu mögen, denn ihre Vernarrtheit in Charles mag zwar im Kern nachvollziehbar erläutert werden, hat sie aber auch eine Spur unsympathisch wirken lassen, da ihre Besessenheit Charles gegenüber ein wenig „too much“ auf mich wirkte. Auch hinsichtlich Hannahs Figur benötigte ich eine gewisse Eingewöhnungszeit um sie in mein Leserherz schließen zu können, doch dafür fand ich diesmal die männliche Hauptfigur des Romans, Zach sehr gut charakterisiert. Hier hat die Autorin sehr gut Zachs Unsicherheit was seine berufliche und private Zukunft angeht verdeutlichen können und zudem trägt er auch sein Herz auf dem rechten Fleck.
Auch die dunklen Geheimnisse, die am Ende aufgelöst werden, haben es durchaus in sich und diesmal konnte ich noch nicht einmal im Ansatz erahnen, was sich die Autorin für ihre Leser hat einfallen lassen. Der Schreibstil von Katherine Webb ist wie gewohnt sehr eingängig und die bildhaften Beschreibungen des Settings runden den Roman sehr gut ab.
Kurz gefasst: Anfangs etwas langatmiger geraten, als die beiden Vorgängerbände, doch trotzdem noch eine Empfehlung wert, da die Geschichte dann an Fahrt aufnimmt und die Story und die dunklen Geheimnisse der Akteure den Leser durchaus ans Buch zu fesseln vermögen.