Cover-Bild Sein Name war Annabel
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 26.07.2021
  • ISBN: 9783442757725
Kathleen Winter

Sein Name war Annabel

Roman
Elke Link (Übersetzer)

Croydon Harbour, ein verschlafener kleiner Ort an der Küste Labradors, 1968. Die Aufbruch- und Proteststimmung der Zeit ist nicht bis in diese abgelegene Gegend vorgedrungen, als ein freudig erwartetes Baby zur Welt kommt. Doch dieses Kind ist anders: nicht ganz Junge und auch nicht ganz Mädchen. Die Eltern – in erster Linie jedoch der Vater – entscheiden, es als Jungen aufwachsen zu lassen. Aber das männliche Rollenbild, verhaftet in alten Traditionen und bestimmt durch Jagen und Fischen, bleibt dem Jungen fremd. Und er sucht einen Weg, um zu sich selbst zu finden und selbstbestimmt leben zu können. Zur Seite steht ihm dabei eine gute Freundin der Eltern, die um sein Geheimnis weiß.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2021

Annabel stirbt

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Ja, Annabel stirbt: sie ertrinkt zusammen mit ihrem Vater. Und zwar gleich zu Beginn des Buches. Annabels Mutter Thomasina nennt nun Wayne, bei dessen Geburt sie zugegen war, beim Namen ihrer verstorbenen ...

Ja, Annabel stirbt: sie ertrinkt zusammen mit ihrem Vater. Und zwar gleich zu Beginn des Buches. Annabels Mutter Thomasina nennt nun Wayne, bei dessen Geburt sie zugegen war, beim Namen ihrer verstorbenen Tochter: Annabel.

Dabei legt vor allem Waynes Vater großen Wert darauf, dass dies ein Junge ist, er also einen Sohn hat. Der auch entsprechend erzogen wird. Aber Wayne ist nicht nur Wayne, er ist auch Annabel. Auch wenn diese Seite seines Ichs so gut wie möglich unterbunden wird - sogar operativ im Krankenhaus.

Doch die weibliche Seite in Wayne will heraus und dabei hat er nur eine Verbündete: Thomasina nämlich, die zudem längst nicht immer zugegen ist.

Ja, Sie werden es erraten haben: Wayne ist ein Hermaphrodit. Geboren 1969 in der kanadischen Wildnis, also in einer Umgebung, die einem solchen Phänomen nicht wohlgesonnen war. Es sollte möglichst unterbunden werden.

Wie Wayne und seine Umgebung damit zurecht kommen, das ist Thema dieses Romans, eines Romans, aus dem ich über lange Strecken hinweg nicht so recht schlau wurde. Ich habe einfach nicht begriffen, was genau die Botschaft dieses Romans sein sollte.

Was ich sehr schade fand, aber wenn Sie einen wirklich packenden Roman zu diesem Thema lesen möchten, dann greifen sie zu "Middlesex" von Jefferey Eugenides.

Veröffentlicht am 05.12.2021

Wayne versus Annabel

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Sein Name war Annabel – Kathleen Winter
Labrador um 1960 – die Menschen leben sehr naturverbunden. Die Winter sind lang, die Arbeit ist hart, die Einsamkeit zehrt an den Nerven. Als das erste Kind von ...

Sein Name war Annabel – Kathleen Winter
Labrador um 1960 – die Menschen leben sehr naturverbunden. Die Winter sind lang, die Arbeit ist hart, die Einsamkeit zehrt an den Nerven. Als das erste Kind von Jacinta und Treadway geboren wird, erregt etwas die Aufmerksamkeit einer Geburtshelferin. Dieses Kind ist anders – es ist ein Hermaphrodit, ein Mensch mit zwei Geschlechtern. Nach kurzem Zögern entscheiden sich die Eltern dafür, diesen Säugling als Jungen aufwachsen zu lassen und geben ihm den Namen Wayne. Die Geburtshelferin Thomasina, die an einem eigenen Trauma leidet, sieht jedoch das Mädchen in Wayne und nennt ihn heimlich Annabel. Über viele Jahre begleitet sie dieses Kind und ist Ansprechpartnerin, wann immer es Hilfe benötigt. Tatsächlich sind es eher mädchenhafte Züge, die Wayne mit den Jahren entwickelt.
Es ist ein sehr besonderes, schwieriges Thema, dessen sich die Autorin hier angenommen hat. Leider muss ich dazu sagen, dass sie es nicht sonderlich gut ausgearbeitet hat. Sehr viele Behandlungsschritte in Waynes Kindheit und Jugend werden unzureichend erklärt. Beinahe vollkommen außer Acht gelassen werden die Gefühle und psychischen Probleme, die eine solche Besonderheit mit sich bringt. Das ist schade, schließlich ist das ein wichtiges Thema und die Psyche zwangsläufig in Mitleidenschaft gezogen.
Jacinta und Treadway sind einfache, naturverbundene Leute im Kanada. Sowohl diese Tatsache als auch die Zeit (um 1960) sind nicht gerade prädestiniert für eine aufgeschlossene Einstellung gegenüber Geschlechtsfindungsfragen. Die Eltern sind zugewandt und liebevoll. Insbesondere der Vater bemüht sich sehr, einen „richtigen Jungen“ heranzuziehen. Entwicklungen, die dem entgegenlaufen, werden soweit möglich ignoriert und unterdrückt. Sie meinen es gut, wollen verhindern, dass der Junge gehänselt wird.
Der Roman beginnt vielversprechend. Die Figuren sind interessant angelegt. Besonders Treadway ist ein vielschichtiger, spannender Charakter. Leider werden sie mit der Zeit immer blasser und nichtssagender. Dazu werden zahlreiche Klischees bedient. Die Rollenverteilung ist klar definiert. Keine leichte Umgebung für ein Kind wie Wayne/Annabel.
Ab der Hälfte etwa verliert der Roman leider stark. Viele Jahre und wichtige Entwicklungen werden quasi im Zeitraffer und wegen fehlenden Informationen bezüglich der erfolgten Behandlungen, teils unverständlich, abgehandelt. Dafür werden Belanglosigkeiten (wie Schulgeschichten) endlos ausgebreitet. Insgesamt hätte man das Buch leicht um die Hälfte kürzen können.
Bei aller Kritik lässt sich diese Geschichte wirklich sehr gut lesen. Es ist auch sehr interessant, der Leser fiebert mit. Jedoch hätte man aus diesem großen Thema so viel mehr herausholen können. Insbesondere die Psyche wurde nur unbefriedigend dargestellt.
Gerade noch 3 Sterne…

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Leere Worte, verlorenes Potential & leider eine große Enttäuschung

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Es tut mir weh, diesem Buch nur so wenig Sterne zu geben und am Liebsten würde ich mehr Sterne auswählen. Vielleicht ist das Buch für jemand anderen genau richtig, aber für mich war es das leider nicht. ...

Es tut mir weh, diesem Buch nur so wenig Sterne zu geben und am Liebsten würde ich mehr Sterne auswählen. Vielleicht ist das Buch für jemand anderen genau richtig, aber für mich war es das leider nicht.

Ich bin mit unendlichen Erwartungen und viel Vorfreude an dieses Buch hineingegangen. Ein Buch, dass sich mit Intersexualität und Rollenbildern, mit Selbstfindung und Identität beschäftigt. Für mich klang das perfekt. Und dann kam der Rest vom Buch und ich bin ein wenig enttäuscht.

Wir begleiten Wayne/Annabel, als hermaphrodit geboren, dessen Vater darauf besteht, dass Kind als Jungen aufwachsen zu lassen. Als Wayne. Doch die Mutter und eine eher seltsame Nachbarin, behandeln das Kind heimlich wie ein Mädchen. Die Nachbarin benennt Wayne "Annabel", nach ihrer verstorbenen Tochter und baut eine beinahe zu enge Beziehung zu Wayne/Annabel auf, die sich durch das gesamte Buch zieht.
Wir begleiten Wayne/Annabel beim Erwachsen werden. Bei den Schwierigkeiten. Beim "Herausfinden" der Intersexualität. Beim Umgang damit. Beim "wer bin ich eigentlich".

Aber im Endeffekt sagt das Buch kaum etwas. Es wird angedeutet. Es passiert etwas wichtiges, interessantes, relevantes, was in einem Satz abgehandelt wird, damit es danach 10 Seiten um Kartoffeln oder Brücken oder Vögel oder random Personen ohne Bedeutung für die Story geht.

Mir hat leider nicht gefallen, dass die Rollenbilder in diesem Buch verstärkt, statt aufgebrochen werden. Es ist eine Art "Wayne singt gerne, das muss das innere Mädchen sein" und eine Art "Wayne mag Synchronspringen, das muss das innere Mädchen sein". Und ja, in dem Fall war es vermutlich auch Annabel, weil Wayne eben (auch) ein Mädchen ist, aber mir persönlich hat dieses "Jungs sind knallhart" und "Mädchen mögen rosa Häschen" einfach nicht gefallen.
Und ja, natürlich spielt es zu einem Zeitraum, wo das die Mehrheit der Menschen gedacht hat. Und ja, deswegen ist das auch verständlich. Aber nach dem Klappentext, nach der Thematik, nach dem Konzept des Buches bin ich wohl mit der völlig falschen Erwartung hieran gegangen, dass es hier auch mal gegen die Rollenbilder vorgegangen wird.

Das Buch konnte mich leider kaum fesseln, einfach weil die meiste Zeit Dinge passiert bzw. nicht wirklich passiert sind. Es kam so viel vor, was einfach für mich persönlich nicht interessant und relevant war und von dem ich auch einfach nicht verstehen konnte, weshalb sie hier thematisiert wurden.

Über Intersexualität habe ich in dem Buch kaum etwas gelernt. Oder erfahren. Denn immer wenn es darum ging, so war das nach zwei Sätzen vorbei und es ging wieder um Postkarten mit Brücken oder Kartoffeln oder was auch immer.
Für mich hatte das Buch eigentlich eine Art "so könnte es passiert sein" oder "hier geht es um reale DIng" Faktor. Dass in diesem Buch dann im Zusammenhang mit Intersexualität falsche Fakten beschrieben wurden, finde ich einfach ein absolutes No-Go. Ich glaube für viele, ist dieses Buch eine Art erster Umgang mit der Thematik und dann Behauptungen einzuwerfen, die sich nach kurzer bzw. langer Google-Suche als falsch herausstellt.

Es tut mir wirklich weh, das Buch nicht gut zu bewerten und es fällt mir wirklich nicht leicht, aber das Buch war eindeutig nicht mein Fall und hat mich maßlos enttäuscht.

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Veröffentlicht am 08.12.2021

Langatmig, emotionslos und eine sehr oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Thema Intersexualität. Der/ die Leser*in wird am Ende mit vielen offenen Fragen im Unklaren gelassen.

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In der kanadischen Provinz Labrador kommt im Jahr 1968 ein Baby zur Welt, das weder eindeutig Junge noch Mädchen ist. Es hat beide Geschlechtsmerkmale und von dem Geheimnis wissen nur seine Eltern, Jacinta ...

In der kanadischen Provinz Labrador kommt im Jahr 1968 ein Baby zur Welt, das weder eindeutig Junge noch Mädchen ist. Es hat beide Geschlechtsmerkmale und von dem Geheimnis wissen nur seine Eltern, Jacinta und Treadway, sowie die Nachbarin und Freundin Thomasina, die bei der Geburt dabei war. Treadway trifft die Entscheidung, das Baby als Jungen großzuziehen und versucht ihm Freude an Jungssachen zu vermitteln, während Jacinta auch die sensible, weibliche Seit des Jungen akzeptiert. Thomasina, deren Tochter kurz nach der Geburt von Wayne ertrunken ist, nennt ihn dagegen heimlich Annabel. Wayne macht sich darüber keine Gedanken, denn er weiß nicht, dass er anders ist. Erst als er in die Pubertät kommt und von Bauschmerzen gequält wird, klärt ihn Thomasina während eines Arztbesuches auf, dass er ein Hermaphrodit ist.

Die ersten 300 Seiten beschreiben die Kindheit Waynes und die Unsicherheit seiner Eltern im Umgang mit seiner Besonderheit. Dass Wayne weder eindeutig Junge noch eindeutig Mädchen ist, ist ein Tabuthema, das totgeschwiegen wird. Auch sonst sprechen die Eltern wenig miteinander und führen eine distanzierte Beziehung.




Über die Gefühle der handelnden Figuren erfährt man wenig, was insbesondere in Bezug auf Wayne schade ist. Weder unmittelbar nach der Geburt noch im weiteren Verlauf des Heranwachsens wurde das Thema Intersexualität von den Eltern mit einander, mit Ärzten oder Psychologen diskutiert. Lange weiß Wayne selbst nicht, dass er ungewöhnlich ist und als ihm die Tatsache notgedrungen offenbart wird, hinterfragt er sie nicht oder ist gar erschüttert. Diese Nicht-Reaktion empfand ich als vollkommen unrealistisch - gerade im Alter eines verunsicherten Teenagers, die selbst unter "normalen" Bedingungen mit den Veränderungen ihres Körpers hadern. Auch blieb im Dunkeln, welche Medikamente Wayne (vermutlich zur Unterdrückung der weiblichen Hormone) einnimmt und weshalb er trotzdem seine Periode bekommt.

Im sehr langatmigen Mittelteil entwickeln sich die Charaktere nicht wirklich weiter, es ereignet sich wenig. Die Abreise von Wayne in die größere Stadt St. John's erfolgt abrupt, nachdem ihm eine weitere Offenbarung gemacht wurde, mit der sich das Buch jedoch nicht tiefer beschäftigte, so dass diese - wenig wahrscheinliche - "Nebenwirkung" der Intersexualität an dieser Stelle reißerisch wirkte. Die Geschichte bleibt durchgehend emotionslos und beklemmend kühl. Darüber kann auch die blumige, poetische Sprache nicht hinweghelfen.









Von dem Roman hatte ich mir eine tiefergehende Auseinandersetzung mit Fragen der Identität, mit Ausgrenzung, Toleranz und Diskussionen über psychologisch fundierte Lösungswege gewünscht, wurde jedoch enttäuscht. Die Geschichte mäandert ohne klares Ziel vor sich hin und klammert viele Fragen und Details, die sich bei der Geburt eines intersexuellen Kindes unweigerlich ergeben, einfach aus. Selbst wenn man in Betracht zieht, in welcher Zeit der Roman handelt und dass die schlichte Hilflosigkeit aller Beteiligten ein wesentlicher Faktor ist, bleibt die Auseinandersetzung mit dieser Besonderheit durch das allgegenwärtige Schweigen zu oberflächlich. Erklärungen zur medizinischen Behandlung Waynes blieben genauso außen vor wie zur Entwicklung seines Körpers unter der Verabreichung von Medikamenten. Gerade in Bezug auf die Fragestellungen richtig oder falsch bzw. wann der Zeitpunkt ist, sich auf ein Geschlecht festzulegen und ob dies aus ärztlicher Sicht überhaupt erforderlich ist, wird der Leser völlig allein gelassen, weshalb der Roman meiner Meinung nach viel Potenzial in Sachen Aufklärung und Toleranz verschenkt hat.

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