Ein verdienter zweiter Platz
Inhalt
Keylah wünscht sich nichts sehnlicher als frei zu sein, doch das ist unmöglich. Wenn das ganze Leben ans Licht gebunden ist und nachts der Tod lauert, muss jeder seinen Betrag leisten, damit die ...
Inhalt
Keylah wünscht sich nichts sehnlicher als frei zu sein, doch das ist unmöglich. Wenn das ganze Leben ans Licht gebunden ist und nachts der Tod lauert, muss jeder seinen Betrag leisten, damit die Gemeinschaft überleben kann. Die wenigen Augenblicke außerhalb der erdrückenden Mauern bedeuten ihr daher alles. Dank ihrer Gabe die Gefahr spüren zu können, kann sie sich sicher im Wald bewegen und die Zeit in ihren Baumhäusern genießen. Doch dann stößt Keylah auf ein Geheimnis und ist gezwungen zu fliehen. In den Tiefen der Wälder trifft sie auf den unnahbaren Deven, der ihr helfen will das Geheimnis zu lösen. Allerdings scheint auch er etwas zu verschweigen, weshalb Keylah nicht weiß, ob sie ihm trauen kann.
Meine Meinung
Kathrin Wandres hat mit diesem Buch den zweiten Platz im Tolino-Schreibwettbewerb belegt. Zwar kenne ich die anderen zwei Gewinner noch nicht, doch ich kann nach der Lektüre durchaus verstehen, weshalb das Buch unter den Gewinnern zu finden ist.
Die Protagonistin Keylah ist eine Bewohnerin der Lebensinsel Galmund, eines kleinen Dorfes inmitten eines gefährlichen Waldes. Da ihre Mutter tot ist, lebt sie nur mit ihrem Vater zusammen, zu dem das Verhältnis aber eher bescheiden ist. Sie haben einander einfach nichts zu sagen. Keylah besitzt eine Gabe, die sie alle Gefahr spüren lässt, sie aber auch zur Außenseiterin macht. Um wenigstens etwas Freiheit empfinden zu können, flüchtet sie nach der Arbeit in den Wald. Anders als die anderen Dorfbewohner, fühlt sie sich von den sicheren Mauern eingeengt und gefangen, ihr ist allerdings auch klar, dass sie in der Dunkelheit außerhalb davon nicht überleben würde. Eines Tages ist sie aber gezwungen in eben diesen Wald zu fliehen, denn sie ist zufällig Zeugin von etwas geworden, dass ihr Leben auf den Kopf gestellt hat. Auf der Suche nach der Wahrheit und der Lösung eines Geheimnisses, gejagt von dunklen Mächten, bleibt ihr keine andere Wahl als sich in die Hände des Einzelgängers Deven zu begeben. Doch was will dieser wirklich?
An sich wird Keylah taff und mutig dargestellt. Sie ist eine junge Frau, die ihren Platz sucht, nach Freiheit dürstet und nach Unabhängigkeit. Sie ist verbissen und verdammt stur. Um nicht verletzt zu werden, hat sie eine innere Mauer erbaut, die sie aber nicht davor schützt zu fühlen. Doch, auch wenn sie ganz schön von sich überzeugt ist, weiß sie auch, dass sie manchmal Hilfe braucht. In Deven findet sie unbewusst eine Vertrauensperson. Sie will es nicht, doch der seltsame Einzelgänger beeindruckt sie und schleicht sich langsam in ihr Herz. Noch eher sie es versteht, verliebt sie sich.
Die Autorin macht es jedoch nicht leicht sich in Deven zu verlieben. Es trägt eine Last mit sich rum, die ihm keine Ruhe lässt. Sie macht ihn verschwiegen, vorsichtig und kalt. Doch obwohl er sich unnahbar gibt, ist sofort klar, dass in ihm ein guter Kern steckt. Immer wieder beschützt er Keylah, ärgert sie und triezt sie, zeigt dadurch, dass sie ihm wichtig geworden ist. Er will es nicht, doch sie gewinnt immer mehr an Wichtigkeit für ihn.
Die Handlung ist so aufgestellt, dass der Leser sich eigentlich nie langweilt. Zwar verliert sich die Autorin manchmal in den Beschreibungen, doch der ruhige Ton, der dabei angeschlagen wird, macht nur noch neugieriger. Hier wird nämlich ein echtes Händchen für Beschreibungen bewiesen, denn nie erscheinen sie als zu langatmig oder gar überflüssig. Viel mehr nimmt man sie als Einleitung für das Kommende wahr. An Spannung mangelt es auch nicht, denn wie schon zu Beginn klar gestellt wird, ist der Wald voller Gefahren. Dabei präsentiert die Autorin eine ganze Palette an Wesen, die dort angetroffen werden. Es ist aber nicht nur die Jagd nach der Wahrheit, die hier Spannung aufkommen lässt. Keylah wird zur Gejagten von dunkle Mächten, weshalb das Unheil ihr ständig auf den Fersen ist. Die Auflösung davon ist zwar zu einem Teil vorhersehbar, die Hintergründe jedoch bleiben interessant und verworren. Erst nach und nach ergibt sich schließlich das ganze Bild. Was auch wirklich hilfreich, waren die Bedeutungen der einzelnen Wörter, die im Anhang noch erörtert wurden. Dadurch offenbarte sich schließlich, wie es zu dem Titel gekommen sein könnte.
Leider gibt es aber auch Kleinigkeiten, die doch Schwächen der Geschichte präsentierten. So waren die Protagonisten zwar toll ausgearbeitet und mit einer Seele versehen, viele der Nebencharaktere aber nicht. Sie blieben blass und hintergründig. Sie auch Jetur, der zum Ende ja doch eine wichtige Rolle spielt. Auch andere Dinge sind mir noch zu kurz gekommen. So hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin mehr auf die Gaben eingegangen wäre. Warum sind in den Wäldern plötzlich so viele Personen mit dieser zu finden? Was hat es überhaupt mit ihnen auf sich? Mehr Hintergründe zu Schalith wären auch nett gewesen. So ganz war seine Machtübernahme nicht klar geworden. Zuletzt hätte ich auch mehr zu Abner gewünscht. Keylah hat ihn und seine Position in ihrem Leben schnell akzeptiert, was mir zu schnell war. Sie hat kaum etwas hinterfragt, was für sie dann doch untypisch war.
Fazit
Mit einer tollen Idee und einer gelungenen Umsetzung, beweist Kathrin Wandres, dass sie durchaus das Zeug zu einer erfolgreichen Autorin hat. Ihre Protagonisten Keylah und Deven zeigen Persönlichkeit und stürzen sich in ein fantastisches Abenteuer, dessen Ausgang Keylah Dinge offenbart und ein Leben aufzeigt, von dem sie nie hätte zu träumen wagen. Untermalt mit einer zarten Liebesgeschichte, ist dieses Buch, trotz kleiner Schwächen, eine vorbehaltlose Empfehlung.