reizvolle Grundidee, leider mangelhaft umgesetzt
Wenn ich meine Kritik an diesem Buch in einen Satz packen müsste, wäre es wohl: Interessante Grundidee mit spannenden Themen, die leider ihre Wirkung nie auch nur annährend voll entfalten konnte, weil ...
Wenn ich meine Kritik an diesem Buch in einen Satz packen müsste, wäre es wohl: Interessante Grundidee mit spannenden Themen, die leider ihre Wirkung nie auch nur annährend voll entfalten konnte, weil es sowohl dem Plot als auch den Figuren an Details, Tiefe und Ausgereiftheit fehlt😬….
Wir verfolgen die Handlung abwechselnd aus der Sicht von Fiona und der von Sam: In der überaus erfolgreichen Familien-Serie “Birds of California” haben die beiden als Teenager ein Geschwisterpaar gespielt und sich gut verstanden, Fiona war zu diesem Zeitpunkt zudem heimlich in Sam verliebt. Seitdem sind über 10 Jahre vergangen und mit um die 30 befinden sich die ehemaligen Kinderstars, die beide noch immer in Los Angeles wohnen, an völlig unterschiedlichen Punkten der Karriere und des Lebens insgesamt. Während Fiona ihre Schauspielkarriere schon vor Jahren beendet hat und nur noch hobbymäßig Theater spielt, ist Sam voll im Geschäft: Er spielt die Hauptrolle in einer brandneuen Ärzteserie und gibt sich ganz dem Hollywood-Lifestyle hin, der mehr Schein als Sein bedeutet: hohe Kreditkartenschulden, viel zu teure Wohnung, geleaster Luxuswagen….
Alles ändert sich, als Sams neue Serie nach der ersten Staffel schon abgesetzt werden soll: Er steht (nicht nur) finanziell vor dem Nichts. Doch da tut sich für ihn eine rettende Chance auf: Es soll ein Revival von “Birds of California” geben! Der einzige Haken: Damit dies Realität wird, muss auch Fiona mitmachen - was diese völlig ausschließt. Kann Sam sie vom Gegenteil überzeugen?
Auf mich wirkt der Text insgesamt wie eine gute Rohfassung, ein Entwurf, den man sicher noch einige Zeit lang hätte weiterentwickeln müssen, um daraus einen wirklich guten, vollendeten Roman zu machen.
Einen ersten Hinweis darauf gibt schon die Seitenzahl: Natürlich kann es gelingen, auf unter 300 Seiten eine runde Geschichte zu erzählen, doch dafür hätte man sich besser auf eine leichte Feelgood-Story beschränkt und diese schön ausgearbeitet. “Mit dir hätte ich nicht gerechnet” versucht allerdings, auch schwere Themen aus Fionas Vergangenheit einzubinden (für die übrigens eine Triggerwarnung angemessen gewesen wäre), was mir in dieser Kürze schwer möglich scheint.
Der Plot selbst plätschert so dahin, ohne einen wirklichen Spannungsbogen aufzubauen. Sowohl unseren beiden Protagonisten als auch den Nebenfiguren fehlt es an Dreidimensionalität, wodurch bei mir auch kein Gefühl von Nähe zu den Figuren entstanden ist. Der Schreibstil ist grundsätzlich flüssig zu lesen, allerdings ist er stellenweise - zum Beispiel bei Sams inneren Monologen oder auch während der intimen Szenen - etwas unangenehm/cringy😬 Bei mir bleibt der Gesamteindruck, dass dieses Buch nicht gründlich genug durchdacht und/oder später überarbeitet wurde, sodass viele Schwächen es in die endgültige Version geschafft haben...das Leseerlebnis war ähnlich wie einem mittelmäßigen Film: eigentlich sogar ganz witzig, leicht zu konsumieren, aber man weiß eben doch, dass die Qualität nicht ganz da ist🙈