Lügen und Geheimnisse
In Katixa Agirres Roman „Die lustlosen Touristen" macht ein Paar eine Reise durch das Baskenland. Die Baskin Ulia will ihrem Mann Gustavo ihre Heimat zeigen. Diese Reise entwickelt sich zu einem Roadtrip ...
In Katixa Agirres Roman „Die lustlosen Touristen" macht ein Paar eine Reise durch das Baskenland. Die Baskin Ulia will ihrem Mann Gustavo ihre Heimat zeigen. Diese Reise entwickelt sich zu einem Roadtrip der besonderen Art.
Ulia musste ihren Traum von einer Karriere als Sängerin nach einer Stimmbanderkrankung aufgeben und studiert zur Zeit Musikwissenschaft. Sie bereitet eine Doktorarbeit über den englischen Komponisten Benjamin Britten vor, eventuell stattdessen eine Erzählung über Phasen seines Lebens, weil sie mit der Arbeit nicht weiterkommt.
Die Reise führt das Paar durch viele Städte und traumhaft schöne Landschaften. Die kulinarischen Freuden kommen dabei auch nicht zu kurz.
Dennoch ist die Reise kein entspanntes Vergnügen. Ulia hat erst kürzlich als erwachsene Frau das Geheimnis ihrer Herkunft erfahren, nachdem sie ihr Leben lang mit einer Lüge abgespeist worden war. Sie hat nie den richtigen Moment gefunden, ihren Mann einzuweihen. Hinzukommt, dass die englische Journalistin Sarah immer wieder wie zufällig ihren Weg kreuzt und Gustavo gut zu kennen scheint. Alles entwickelt sich buchstäblich auf einen großen Knall zu, bei dem die Wahrheit ans Licht kommt und das Paar eine Beziehungskrise zu bewältigen hat.
In dieser lesenswerten Geschichte wechseln Ulias tagebuchartige Aufzeichnungen über die Etappen der Reise ab mit essayähnlichen Ausführungen über den berühmten Pazifisten Britten. Pazifismus ist ein Thema, das Ulia als Baskin besonders beschäftigt. Es ist hilfreich, wenn man als Leser Kenntnisse über die jüngste Vergangenheit des Baskenlandes und die Gründe für das Entstehen der Terrororganisation ETA hat.
Vor diesem Hintergrund kommt eine Vielzahl von Themen zur Sprache: Identität, Vatersuche und Heimat, Lügen und Geheimnisse in Beziehungen, die Auswirkungen der Vergangenheit auf die Gegenwart. Ich empfehle diesen Roman ohne Einschränkung.