Es ist ganz anders als alles, was ich bisher gelesen habe
Aloysius MacBharrais ist Siegelagent. Seine Aufgabe ist es, die Verträge zwischen der Feen- und der Menschenwelt auf-, durch- und umzusetzen. Eigentlich will er demnächst in Rente gehen, doch bisher hat ...
Aloysius MacBharrais ist Siegelagent. Seine Aufgabe ist es, die Verträge zwischen der Feen- und der Menschenwelt auf-, durch- und umzusetzen. Eigentlich will er demnächst in Rente gehen, doch bisher hat er keinen Nachfolger. Alle seine Lehrlinge sind durch merkwürdige Unfälle um’s Leben gekommen. Als sein derzeitiger Lehrling unerwartet an einem Rosinenscone erstickt, stößt er auf dessen dunkles Geheimnis. Er findet den Hobgoblin Buck eingesperrt in einem Käfig in dem hochgesicherten Zimmer seines verstorbenen Lehrlings. Irgendwas Illegales scheint da zwischen einigen Feen und ein paar Kriminellen auf dieser Welt hier zu laufen. Er muss der Sache auf den Grund gehen (und der Sache mit den vielen verstorbenen Lehrlingen…)
Das World-Building hat mir richtig gut gefallen. Es wurde großzügig und mit vielen kreativen Details eingeführt, sodass ich es mir bildhaft vorstellen konnte. Die Geschichte spielt im wunderschönen Glasgow und beheimatet Charaktere, die mit einem außergewöhnlichen schottischen Humor ausgestattet wurden.
Al ist so ein sympathischer Typ. Ich mochte seine offene ehrliche Art und auch seine Haltung gegenüber der Welt. Auf ihm lastet ein Fluch, deswegen kann er nur mit einer Sprach-App kommunizieren. Was für eine coole Idee ist das? Auch seine Begleiter und Begleiterinnen haben alle eine spannende Vergangenheit, interessante Fähigkeiten und sind sowieso ganz außergewöhnliche Persönlichkeiten. Ich mochte, wie Buck in Al's Leben gerutscht ist und dann als fester Bestandteil einfach geblieben ist. Die beiden sind so ein cooles Team. Allgemein sind die Charaktere alle so lässig. Sie hatten allesamt eine sehr derbe Sprache und immer einen bissigen oder witzigen Spruch auf den Lippen. Nie müde, ihre Launen ganz offen zu zeigen, hatten immer eine schlagfertige Antwort parat. Die Dialoge waren ein Lesegenuss! Den Schreibstil habe ich geliebt. So federleicht und witzig, mit einem trockenen Humor, der mich immer wieder laut loslachen ließ.
Die Story an sich hat mir auch Spaß gemacht. Es hatte was von einem fantastischen Kriminal-/Agentenroman. Wir jagen mit Al und den anderen Hinweisen nach, prügeln uns mit Feenwesen und versuchen den Fall zu lösen, der durch den toten Lehrling ausgelöst wurde.
Die Flüche, die auf Al lasten, haben mich mit der Zeit ganz schön nervös gemacht. Die wirken sich nämlich übel auf diejenigen aus, die zu viel Zeit mit ihm verbringen oder auf die, die er liebhat. Und einen von ihnen hatte ich auch ziemlich lieb! Die Zeit drängte, aber gegen den Fluch konnte niemand etwas ausrichten und so blätterte ich zunehmend besorgt durch die Seiten :D
Spannend war, dass diese amüsant und humorvoll geschriebene Geschichte auch auf ernste Themen aufmerksam macht. Menschenhandel und die prekäre Situation von Sexarbeiter*innen werden thematisiert und enttabuisiert. Trotz der Vermischung mit Fantasy (in dem Fall Feenhandel) wurde ganz deutlich auf die vorherrschenden Missstände aufmerksam gemacht. Wirklich gut gemacht.
Der Running Gag ist ein Wortspiel mit Al's Nachnamen. Auf deutsch ist er nicht sehr witzig, ich wette aber im Original ist er richtig gut.
Zwischenzeitlich wurde es etwas zäh, es ging nicht so recht vorwärts. Besonders schade fand ich, dass Buck bei Al's Abenteuern nicht mit dabei war, sondern immer im Haus bleiben musste. Das war irgendwie fad. Seine Begleitung hätte diese kleinen Ausflüge bestimmt aufgemotzt. Ansonsten fand ich die Geschichte super. Kreativ, spannend und interessant. Ein bisschen mehr Tempo und es wäre perfekt gewesen. Es bleiben noch viele wichtige Dinge offen, von denen ich unbedingt wissen möchte, wie Al und die anderen sie lösen werden. Ich freue mich die Gruppe auf weiteren Abenteuern zu begleiten!