Selection - Wie so oft, wenn sich ein Hype um ein bestimmtes Buch entwickelt, gehen die Meinungen der Leserinnen in diesem Fall extrem auseinander. Die einen loben Kiera Cass' Debütroman in den höchsten Tönen, die anderen empfinden es als lächerliche Zukunftsvision des Bachelors im königlichen Gewand. Was ist Selection nun? Die Geschichte von America und 34 anderen Mädchen, die um die Hand des Prinzen buhlen ist ... weder herausragend noch schlecht.
Unsere Protagonistin - America Singer - ist das Beste an diesem Buch. Ich war von Americas offenen, liebenswerten und toughen Art vollkommen eingenommen. Das Leben in einem strengen Kastensystem, in dem man als Frau nur durch Heirat aufsteigen kann, hat sie stark gemacht, aber auch bescheiden und fürsorglich. Ich habe ihre schlagfertige, freche Art gegenüber Maxon geliebt und musste mehrmals herzhaft lachen, wenn sie ihm mal wieder frei heraus ihre Meinung ganz undamenhaft an den Kopf gehauen hat. Die Liebesgeschichte zwischen America und Maxon beginnt ganz sacht und langsam, sie lernen sich kennen, werden Verbündete und Vertraute und es entstehen kaum merklich tiefere Gefühle zwischen den beiden Jugendlichen. Das war sehr gut von der Autorin gemacht und eine erfreuliche Abwechslung zu den Hals-über-Kopf-bis-in-den-Tod-Liebesgeschichten anderer Romane. Maxon fand ich im Gegensatz zu America viel zu steif, regeltreu und weich ... Ich finde er passt nicht zu America und die ganzen höfischen Vorschriften und Regel pressen sie in eine "Form", die sie nicht ist. Aber auch Aspen ist nicht DER Mann, der an Americas Seite gehören sollte. Obwohl ich am Anfang noch ganz klar für Team Aspen gespielt habe, stand ich am Ende doch hinter America, als sie "Nein" zu ihm sagte.
Trotz der starken und sympathischen Protagonistin und der gelungenen Liebesgeschichte, spielt Selection für mich nur im Mittelfeld, denn an zwei Punkten mangelt es in diesem Buch extremst: Am Setting und an der Handlung.
Bis auf die Liebesgeschichte und höfisches Geplänkel passiert in der Geschichte nichts anderes, was sehr schade ist, denn ein bisschen Abwechslung und Spannung hätten der Geschichte wirklich gut getan. Man erfährt kaum etwas über die Geschichte hinter dem Königreich Illeá. Warum wurde die Monarchie wieder eingeführt? Und warum dieses bizarre Kastensystem? Auch die Überfälle der Rebellen lockern den steifen Alltag bei Hof nicht auf, sondern wirken völlig fehl am Platz. Wie kann es überhaupt sein, dass Rebellen es immer wieder schaffen, sich direkten Zugang zum Palast zu verschaffen? Was sind ihre Ziele und was wollen sie ändern?
Fazit: Direkt nach dem Lesen war ich völlig begeistert von Americas Art und ihrer Schlagfertigkeit, dass sie sich dort eigentlich nur so lange wie möglich durchboxen wollte, um ihre Familie finanziell zu unterstützen, ohne den Ehrgeiz einmal Königin zu werden. Im Nachhinein hapert es mir bei Selection doch zu sehr an der Handlung, der Spannung und dem Setting, dass ich nicht mehr so erpicht darauf bin, die Reihe weiter zu verfolgen - zumal man durch den vierten Band mittlerweile auch schon weiß, wie America sich entscheiden wird. Dennoch ist es Kiera Cass mit Selection eine solide, süße Liebesgeschichte gelungen. Für mich kann Selection neben anderen Büchern nicht herausstechen.
3 von 5 Sternen