Cover-Bild Ein menschlicher Fehler
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 22.07.2024
  • ISBN: 9783446279186
Kim Hye-jin

Ein menschlicher Fehler

Roman
Ki-Hyang Lee (Übersetzer)

Ein Roman über Neuanfänge und die Macht unverhoffter Begegnungen. „Kim Hye-Jin ist eine stilistisch brillante Chronistin koreanischer Widersprüche.“ Steffen Gnam, F.A.Z.

Erst wenn sich abends die Straßen Seouls allmählich leeren, verlässt die Psychotherapeutin Hae-Su den Schutz ihres Hauses. Niemand soll sie sehen, eine Frau, die alles verloren hat: ihre Arbeit und Reputation, ihren Partner, ihre Freunde. Eine unbedachte Äußerung bei einem Fernsehauftritt hat sie zur Ausgestoßenen gemacht. Doch dann trifft sie bei einem ihrer nächtlichen Spaziergänge ein junges Mädchen, das sich um eine Straßenkatze kümmert und genau wie Hae-Su ihren Platz in einer Gesellschaft sucht, die keine Fehltritte akzeptiert. Aus scheuer Neugier wird eine tiefe Freundschaft, von der sie beide nicht wussten, wie sehr sie ihnen fehlte. Kim Hye-jin erzählt voller Empathie von den Ausgeschlossenen und Strauchelnden, von der Bedeutung sanftmütiger Gesten – und von unvermuteten Neuanfängen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2024

Eine leise, tiefsinnige, moderne Erzählung

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Die Geschichte wird aus der Sicht der Psychotherapeutin Hae-Su erzählt, die alles verloren hat und sich kaum unter Menschen traut. Sie füllt ihre Tage mit dem Entwerfen von Briefen, die sie doch nicht ...

Die Geschichte wird aus der Sicht der Psychotherapeutin Hae-Su erzählt, die alles verloren hat und sich kaum unter Menschen traut. Sie füllt ihre Tage mit dem Entwerfen von Briefen, die sie doch nicht abschickt. Ihre Verletzung wird sehr nachvollziehbar beschrieben und die Hintergründe ihrer Ausgrenzung werden nach und nach deutlicher. Still und leise verändert sich dann ihre Situation mit dem Kennenlernen eines Schulmädchens, das von seinen Mitschülern gemobbt wird und mit dem sie sich um eine Straßenkatze bemüht. Die langsame Art und Weise, wie sich die Situation verändert und Hae-Su sich auch innerlich von ihrem Trauma erholt und davon abgrenzt, wird sehr nachvollziehbar und glaubhaft beschrieben. Mir hat gut gefallen, dass die Geschichte modern ist und nicht nur Hae-Sus Fehler im Fernsehen, sondern auch die Auswirkungen von Hasskommentaren auf Social Media thematisiert werden und was sie mit den Betroffenen machen. Gleichzeitig aber bleibt Hoffnung und man freut sich einfach mit den beiden Protagonistinnen, wie sich ihre Situation schrittweise verbessert und Hae-Su ins Leben zurückkehrt.

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Veröffentlicht am 19.10.2024

Ein ruhiger, sanfter und vergebungsvoller Roman

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Ich war erst unschlüssig, ob ich den Roman lesen sollte, weil mich „Die Tochter“ nicht so ganz catchen konnte. Aber ich bin richtig froh, dass ich meinem Bauchgefühl hier gefolgt bin und dieses besondere ...

Ich war erst unschlüssig, ob ich den Roman lesen sollte, weil mich „Die Tochter“ nicht so ganz catchen konnte. Aber ich bin richtig froh, dass ich meinem Bauchgefühl hier gefolgt bin und dieses besondere und zarte Buch nicht habe an mir vorbeiziehen lassen.

Hae-Su war einst eine erfolgreiche Psychotherapeutin, verlor aber ihren Job nach einer unbedachten und folgenschweren Aussage im Fernsehen. Seit einem Jahr verbringt sie ihre Zeit allein in Seoul, ohne Kontakte zu anderen Menschen. Eines Tages trifft sie auf die zehnjährige Se-I, die ebenfalls eine Verstoßene zu sein scheint. Doch für mich viel prägender war der Kontakt zu Straßenkatze Rübe, die dringend medizinische Hilfe braucht, sich aber nicht einfangen lassen will. Es entsteht ein Band zwischen diesen drei Figuren, das mich wirklich berührt hat.

Eine große Stärke des Romans ist seine Interpretationsvielfalt. Die Autorin schreibt auch selbst im Nachwort, dass „Ein menschlicher Fehler“ hoffentlich individuell verschieden gelesen wird - je nachdem, was im Innersten der Lesenden gerade los ist. Kim Hye-jin schreibt beobachtend, wertfrei und ruhig. Der Schreibstil ist zugänglich, hat aber auch einen gewissen Anspruch. Vor allem erfordert das Lesen meiner Meinung nach Raum zum Fühlen, um die feinen Nuancen wahrnehmen zu können.

Die Protagonistin Hae-Su kämpft ihren eigenen Kampf in Bezug auf Verantwortung, Schuld und Abwehr. Deshalb schreibt sie täglich Briefe an Journalist*innen, den ehemaligen Chef, eine Kollegin oder eine enge Vertraute, von denen sie sich nach dem Fehler ungerecht behandelt fühlte. Doch sie kann nicht ausdrücken, was sie eigentlich sagen möchte und bricht alle Briefe ab. Denn was sie eigentlich sucht, ist eine Vergebung für ihren Fehler, die aus ihr selbst kommt. Dabei hilft ihr auch die fragile Beziehung zu Rübe, in dessen Schicksal als wenig beachtete bzw. verachtete Straßenkatze sie sich zu sehen scheint.

Für mich war dieser Roman ein Plädoyer für Menschlichkeit, Respekt und Sanftheit. Die Autorin webt die drei so verschiedenen Figuren auf eine unaufgeregte, liebevolle Art ineinander. Ein wirklich tolles Buch, dessen Essenz ich irgendwie nicht so ganz zufriedenstellend in Worte fassen kann. Lest es am besten selbst und nehmt euch daraus mit, was ihr gerade am meisten braucht. 🫶🏻
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Triggerwarnungen:
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Mobbing, Suiz-d, Wunden bei Tieren

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Die Frage nach der Schuld

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Psychotherapeutin Hae-Su lebt sehr zurückgezogen, seit sie nach einer unbedachten Äußerung und dem darauffolgenden Shitstorm ihren Job, ihren guten Ruf, ihren Mann und ihre Freunde verloren hat. Eines ...

Psychotherapeutin Hae-Su lebt sehr zurückgezogen, seit sie nach einer unbedachten Äußerung und dem darauffolgenden Shitstorm ihren Job, ihren guten Ruf, ihren Mann und ihre Freunde verloren hat. Eines Tages trifft sie auf einem nächtlichen Spaziergang auf ein junges Mädchen, das sich um die Straßenkatzen der Nachbarschaft kümmert. Zu der zehnjährigen Se-I, die in der Schule gemobbt wird, fasst sie Vertrauen, weil sie sich von ihr nicht kritisch beurteilt oder beobachtet fühlt. Gemeinsam schmieden sie einen Plan zur Rettung der verletzten Katze „Rübe“ und nach und nach scheinen auch die Wunden der beiden Außenseiterinnen zu heilen.

„Ein menschlicher Fehler“ ist nach „Die Tochter“ bereits der zweite Roman der südkoreanischen Schriftstellerin Kim Hye-jin, der ins Deutsche übersetzt wurde: beide übrigens von Ki-Hyang Lee, die auch schon Han Kang und Cho Nam-Joo übertrug und kürzlich für ihre Übersetzung von Bora Chungs „Der Fluch des Hasen“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde. Erzählt wird aus der Perspektive der Protagonistin Hae-Su in der dritten Person und der Gegenwartsform. Immer wieder werden auch Briefe eingeflochten, die sie an die unterschiedlichsten Menschen schreibt, die mit dem Vorfall direkt oder indirekt zu tun hatten – die meisten schickt sie jedoch nie ab.

Hae-Su hat mit ihrer Äußerung damals sicherlich einen Fehler begangen, ihre Schuld ist jedoch bei weitem nicht so schwer, wie manche es ihr anlasten wollen. Sie selbst schwankt zwischen Schuldeingeständnis und Empörung hin und her und stößt dabei auch Menschen von sich, die ihr wohlgesonnen sind. Erst gegen Ende des Romans zeichnet sich ab, dass sie mit den Geschehnissen ihren Frieden machen kann – auch wenn das vielleicht bedeutet, in gewisser Hinsicht aufzugeben. Parallel dazu, und in manchen Punkten ähnlich, verläuft die Geschichte der kleinen Se-I. Auch sie sieht sich Anfeindungen gegenüber, die ihr den Schulalltag zur Hölle machen und eines Tages bricht alles aus ihr heraus. Kann Hae-Su ihr den entscheidenden Rat geben, wie es nun weitergehen soll?

Fazit: Ein interessanter Roman über Schuld und Außenseitertum

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Veröffentlicht am 22.07.2024

Ein sanftes Plädoyer für Achtsamkeit

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Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mit diesem Buch warm wurde. Der Erzählstil ist nüchtern, genau wie Hae-Su, die vernünftig und sortiert von ihrem Leben, ihren Ängsten und ihrer Traurigkeit berichtet. ...

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mit diesem Buch warm wurde. Der Erzählstil ist nüchtern, genau wie Hae-Su, die vernünftig und sortiert von ihrem Leben, ihren Ängsten und ihrer Traurigkeit berichtet. Auf den ersten Blick passt das nicht so recht zusammen.

Hae-Su ist seltsam. Sie traut sich nur im Dunklen aus dem Haus. Sie will nicht gesehen werden und mit niemandem sprechen. In ihrer Verzweiflung schreibt sie Briefe an all die Menschen, denen sie etwas zu sagen hätte, ihrem Exmann, ihrer ehemals besten Freundin, ihrem Ex-Arbeitgeber, allerlei Behörden oder auch ihrem Anwalt. Sie schreibt jede Menge Briefe, aber sie schickt sie nicht ab.
Als sie die kleine Se-I kennenlernt, geraten Dinge in Bewegung. Hae-Su hat plötzlich wieder eine Aufgabe. Eine verletzte Katze muss gerettet werden und Se-I scheint auch große Probleme zu haben.

Hier erfährt man in ganz kleinen Portionen, was Hae-Su zugestoßen ist. Eigentlich ist es keine große Sache. Eine unbedachte Bemerkung hatte üble Auswirkungen, nur muss man dann eben damit leben. Das ist nicht leicht, wenn das Gewissen schlägt.
Nach und nach wächst einem Han-Su dann doch ans Herz, wenn sie unbeholfen aber unbeirrt versucht, zu helfen. Das einsame Kind, die verletzte Katze und die traurige Frau bilden eine ganz eigene Gemeinschaft von Ausgestoßenen und zeigen uns, wie wichtig Toleranz und Beharrlichkeit sind.

Dieses Buch ist leise, aber eindringlich, ein sanftes Plädoyer für Achtsamkeit und zeigt, wie kleine Dinge große Wirkung haben können.

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