Dieser Roman erschüttert
Seit Monaten hat mich keine Geschichte mehr so erschüttert und wachgerüttelt wie diese. Klaus Oppitz schafft es, Realität und Fiktion so zu verbinden, dass man das Buch nicht mehr zur Seite legen will ...
Seit Monaten hat mich keine Geschichte mehr so erschüttert und wachgerüttelt wie diese. Klaus Oppitz schafft es, Realität und Fiktion so zu verbinden, dass man das Buch nicht mehr zur Seite legen will und letztendlich von Wort zu Wort mehr verschlungen wird.
Tagtäglich werden Hasskommentare in den Sozialen Medien gepostet. Meint man sie ernst? Meine ich meine Aussagen ernst? Oder du?
Tausende lassen sich von der scheinbaren Anonymität verleiten und schreiben im Affekt was ihnen gerade einfällt. Ob peinlich, zu privat oder aggressiv, die Bandbreite ist ellenlang.
Genau dieses Thema wird in diesem Buch aufgegriffen. Ein kleines Mädchen, noch viel zu jung, wird im Sandkasten vor ihrem Wohnblock grausam mit einem Messer ermordet. Wer war es? Der aus dem Ausland stammende Nachbarsjunge.
Martin P., ein derzeit arbeitsloser IT-ler, versucht sein Leben wieder auf die Reihe zu bringen, was ihm jedoch leider eher wenig gut gelingt. Sein Anker ist seine Freundin, die noch eine Verbindung zu seinem früheren Job darstellt. Durch Enttäuschung getrieben, mit etwas Wein intus, verfasst er ein Hassposting gegen den Kindermörder und bietet an, ihn gleichsam mit dem Messer zu töten. Der Zuspruch im Netz ist enorm.
Kurz darauf erhält er ein Bewerbungsgespräch von der Regierung, jedoch mit einem Haken. Er soll nämlich genau das tun, was er in seinem Posting angeboten hat, nämlich den Mörder töten.
Wird er es tun?
Können wir alle Postings wirklich beim Wort nehmen? Er hat angeboten den Jungen zu töten, irgendjemand muss es ja machen, warum also nicht er?
Es mag uns unwirklich erscheinen, jedoch sind wir wirklich so weit von so einem Szenario entfernt? Martin, der nur sein Leben wieder in die richtige Bahn lenken will, durchlebt allerlei Gefühle und kommt dann letztendlich zu einer Entscheidung.
Gleichzeitig erfährt man auch, wie es der Familie des Mörders geht, vor allem aber seiner Schwester. Wie sollen sie mit dem Geschehenen umgehen?
Der Autor fängt alles roh und unverblümt ein. Es hat mich richtig in die Geschichte hineingezogen. Ich wollte wissen, welches Gefühlschaos alle durchleben, litt mit und konnte mich trotzdem nicht vom Text lösen. Wer meint, er wüsste was passieren wird, wird bitter enttäuscht werden, denn beim Ende angekommen fühlte ich mich komplett erschüttert und sehr mitgenommen. Herr Oppitz erfüllt kein Wunschende, er schreibt es so wie es sein muss, genau so bitter und verroht wie der Text bis dahin.
Noch Tage danach kann ich nicht aufhören an die Charaktere und das Geschehene zu denken.Ich fühle mich so, als hätte es mich selbst oder aber meine Familie betroffen.
Ich wünsche diesem Buch so viel mehr Aufmerksamkeit!