Sehr lesenswert!
Sprache und Sein ist ein facettenreiches Buch, das voller interessanter Passagen steckt und zum Nachdenken anregt. Aus verschiedenen Blickwinkeln beschäftigt sich die Autorin mit der Frage, wie Sprache ...
Sprache und Sein ist ein facettenreiches Buch, das voller interessanter Passagen steckt und zum Nachdenken anregt. Aus verschiedenen Blickwinkeln beschäftigt sich die Autorin mit der Frage, wie Sprache unser Denken prägt. Zunächst werden einige philosophische Gedanken angesprochen, während es in den späteren Kapiteln politischer wird. Die Autorin baut außerdem Zitate anderer Personen ein, durch die die Themen an noch mehr Tiefe gewinnen.
Kübra Gümüşay beschreibt zu Beginn, wie Sprache unsere Wahrnehmung beeinflusst, da in anderen Sprachen beispielsweise Begriffe existieren, die wir im Deutschen nicht kennen. Sie bezieht sich dabei auf unterschiedliche Sprachen und liefert einen weiten Überblick, was ich sehr interessant gefunden habe.
Wie zuvor erwähnt, wird es später politisch, da die Autorin in den nachfolgenden Kapiteln auf das Thema Diskriminierung aufmerksam macht. Hier spricht sie einige wichtige Themen an und erklärt auf anschauliche Art, warum es problematisch ist, Menschen nach Kategorien einzuteilen und nach äußeren Merkmalen zu bewerten, statt sie sprechen zu lassen. Es wird deutlich, wie Menschen aus marginalisierten Gruppen ihre Individualität geraubt wird. Gleichzeitig beschreibt sie auch den Druck, den dieses Denken bei Menschen aus marginalisierten Gruppen auslöst. So erzählt die Autorin beispielsweise davon, dass wenn sie einen Fehler macht, das auf alle anderen Menschen mit denselben Wurzeln oder derselben Religion bezogen wird. Zudem wird deutlich, wie schwierig es für Menschen sein kann, sich in einer Sprache auszudrücken, die als nicht vorgesehen für sie gilt. All das sind Punkte, die zum Nachdenken anregen und von der Autorin sehr verständlich zum Ausdruck gebracht werden.
In Bezug darauf gehört Sprache und Sein zu den besten Büchern, die ich gelesen habe, weil so interessante Punkte angesprochen werden. Beim Lesen musste ich immer wieder nicken, weil sie so viel Wahres ausspricht und habe viele Stellen markiert. Manches macht einen wütend, weil so viele wichtige Dinge ausgesprochen werden und man sich wünscht, mehr Menschen würde die Probleme erkennen und sich darum bemühen, gegen diese zu vorzugehen. Durch die persönlichen Erfahrungen, die die Autorin miteinbaut, wirkt das Buch sehr authentisch und geht einem besonders nah, weil man nicht nur viel zum Thema Diskriminierung erfährt, sondern auch die Autorin kennenlernt.
Dadurch dass unterschiedliche Sprachen und marginalisierte Gruppen angesprochen werden, wirft das Buch einen breiten Blick auf die Thematik. So geht es nämlich nicht nur um Rassismus, sondern beispielsweise auch Sexismus.
Fazit: Ein sehr wichtiges Buch, das von vielen gelesen werden sollte.