Wenn ein ganzes Buch wie ein einziger Prolog wirkt
„Wir leben in Containern. Billig, schmutzig und grau. Und wir hatten keine Gärten. Verdammt noch mal, ich hatte sogar so weit gehen müssen, meinen eigenen Garten auf diesem nasskalten, rostigen Dach dort ...
„Wir leben in Containern. Billig, schmutzig und grau. Und wir hatten keine Gärten. Verdammt noch mal, ich hatte sogar so weit gehen müssen, meinen eigenen Garten auf diesem nasskalten, rostigen Dach dort oben anzulegen, um meine Sehnsucht nach einen bisschen Natur zu befriedigen. Um ein bisschen Grün zu sehen und Farben. Und in diesem billig hochgezogenen Bau zu leben bedeutete einen immerwährenden Kampf gegen Schimmel und andere Widrigkeiten.“
Der Klappentext bewirbt ein wunderschönes Buch über Träume, Hoffnungen und das Streben nach einem besseren Leben. Diese Geschichte hätte ich sehr gerne gelesen und sie hätte mir bestimmt auch echt gut gefallen. Diese Geschichte verbirgt sich allerdings nicht zwischen den Buchrücken von „Dreams of Yesterday“. Sie handelt nicht von zwei Jugendlichen, die gemeinsam planen ein Unternehmen in New York zu gründen. Evelyn hat auch keine traurige Vergangenheit, die sie nicht hinter sich lassen kann. Ich weiß nicht, wer diesen Klappentext geschrieben hat oder was diese Person dazu bewegt hat, diese Informationen in die Zusammenfassung zu schreiben, weil sie einfach nicht in dem Buch vorkommen.
Das Buch erzählt Dylans und Evelyns Geschichte, die sich in der Schule kennenlernen und direkt einen Draht zueinander haben. Es ist Liebe auf den ersten Blick und gemeinsam erleben sie viele ihrer ersten Male zusammen. Sie leben in einem Viertel, das nur als sozialer Brennpunkt beschrieben werden kann, und an manchen Tagen droht die Gewalt, die Betonbunker und die Eintönigkeit sie zu erdrücken.
Die Beschreibung des Wohnviertels und all der Probleme, die damit einher gehen, fand ich sehr gut skizziert. Es gibt wenige Geschichten, die in einer so herunter gekommenen Gegend spielen und die so ein ehrliches Bild der Unterschicht abgeben. Dafür gibt es von mir in jedem Fall einen Bonuspunkt. Den zweiten Stern gibt es für den Schreibstil. Dylan liebt Parfüms und Gerüche. Die Autorin schafft es immer wieder diese Gerüche mit in die Geschichte einzubinden und grandios zu beschreiben. Es gibt auch nicht viele Bücher, die den Geruchssinn so stark mit einbeziehen.
Bis auf diese Aspekte gab es echt wenig, was ich an dem Buch mochte. Die Charaktere sind viel zu flach beschrieben und auch die Beziehung wird mir zu schnell sowie zu naiv beschrieben. Ich konnte hier keine Emotionen spüren oder nachvollziehen, was die beiden aneinander finden. Für einen Liebesroman war das etwas zu dünn.
Neben den fehlenden Emotionen hat auch die Handlung gefehlt. Wenn ich überlege, welche Informationen alles schon in dem Klappentext stehen, dann gibt es darüber hinaus wenig andere Aspekte. Die Handlung hätte man in jedem Fall einer Seite zusammenfassen können. Gerade als ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte langsam Fahrt aufnimmt, war schon die letzte Seite erreicht. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Auftakt. Da die Handlung erst mit Teil zwei richtig beginnt, hätte man dieses Buch auch einfach als Prolog schreiben können.
Wahrscheinlich wird die Fortsetzung deutlich interessanter, aber mir ist wohl die Lust an dieser Geschichte vergangen. Mit Dylan und Evelyn habe ich abgeschlossen und brauche keinen weiteren Teil mehr lesen.