Dublin 1880:
Nachdem sich die schöne Irin Lady Jenny Gallagher in den einfühlsamen Dichter Mr. Evan Chase verliebt hatte, den sie auf ihrer Burg Deeprath Castle kennenlernte, schließen die beiden in der Stadt den Bund fürs Leben. Evan liebt seine frischgebackene Frau abgöttisch, weiß jedoch auch von ihrer Krankheit, die zeitweilig dunkle Schatten auf ihre Seele treibt. Evan versucht Jenny abzulenken, liest ihr Gedichte und mystische Geschichten vor, die der jungen Frau außerordentlich gut gefallen. Doch besonders fasziniert ist Evan von der Sage der dunklen Braut, die einst auf Deeprath Castle gelebt haben soll. Er will ihre Geschichte unbedingt aufschreiben…
Deeprath Castle 1992:
Der sechzehnte Viscount Gallagher, Cillian, lebt zusammen mit seiner lebenslustigen Frau Lily und den Kindern Kyla und Aidan, auf Deeprath Castle. Eines Tages wird die Welt von Aidan und Kyla in ihren Grundfesten erschüttert, denn der Viscount und seine Frau werden tot aufgefunden. Da zudem kostbare Antiquitäten fehlen, vermutet man, dass die beiden Opfer von Einbrechern wurden. Es wird nur halbherzig ermittelt und irgendwann wird der Fall zu den Akten gelegt. Aidan und Kyla werden derweil von ihrer Großtante Nessa aufgezogen, die sich mit strenger Hand, um die nun elternlosen Kinder kümmert.
Deeprath Castle, Gegenwart:
Aidan, der Erbe, will seinen Besitz veräußern. Sehr zum Verdruss Nessas, die es lieber hätte, wenn die Burg in Familienbesitz bliebe. Doch zuvor soll die Bibliothek der Burg katalogisiert werden. In besagter Bibliothek befinden sich sagenhaft kostbare Stücke und so wundert es die junge, bücherliebende Carragh schon, dass ausgerechnet sie dazu auserwählt wird, diese Arbeit zu vollziehen, denn sie kann keine besondere Qualifikation aufweisen. Dennoch freut sich Carragh über ihre neue Aufgabe, denn sie hofft insgeheim, in der Bibliothek auf verschollene Schriften des Dichters Evan Chase zu stoßen. Carragh liebt alte irische Märchen und Sagen; etwas, dass sie mit ihrer verstorbenen Großmutter gemein hatte. Deren Tod liegt noch nicht allzu lange zurück und Carragh möchte sich mit ihrer neuen Arbeit auch ein Stück weit Ablenkung verschaffen von ihrer schwierigen, privaten Situation. Carragh wurde einst adoptiert und sie glaubt nun, dass ihre Familie ihr das Erbe ihrer Großmutter, ein Haus, missgönnt. In Aidan findet Carragh einen sensiblen Menschen, der Verständnis hat, für ihre privaten Sorgen, denn auch er hat ein gespaltenes Verhältnis seiner Familie gegenüber. Als der ungeklärte Doppelmord an seinen Eltern nochmals neu aufgerollt wird und eine Ermittlerin Deeprath Castle aufsucht, überschlagen sich die Ereignisse und auch Carragh gerät in Lebensgefahr…
Im Zuge meiner Vorliebe für geheimnisvolle Familiensagen, stieß ich beim Stöbern im Buchladen auf Laura Andersens Roman „Das geheime Turmzimmer“. Ich erhoffte mir eine Story, im Stile einer Katherine Webb oder Susanna Kearsley geschrieben und rein vom Plot oder Schreibstil her, wurde ich auch nicht enttäuscht.
Die Autorin drückt sich gewählt aus und hat gleich drei Zeitebenen zu bieten, die sie dem Leser unterbreitet.
So kann man gewisse Zusammenhänge besser verstehen, doch andererseits führt die Masse an Akteuren, die Erwähnung findet in diesem Roman, dazu, dass diese eher blass beschrieben bleiben und man als Leser immer ein wenig außen vor bleibt und nicht zu Hundertprozent mit ihnen mitfiebern kann. Überhaupt hat die Autorin nicht viel Augenmerk auf die Gefühlswelt ihrer Figuren gelegt. Zwar erfährt man, wie innerlich zerrissen sich beispielsweise Carragh fühlt, weil sie einst adoptiert wurde, doch fehlten mir tiefergehende Gedankengänge ihrerseits.
Auch Aidans Gefühlswelt wurde beinahe ganz ausgeklammert- was ich seltsam fand, da er schließlich reichlich seelische Altlasten mit sich herumtrug, seit dem Tod seiner Eltern. Die Dialoge, die er mit Carragh führte, drehten sich hauptsächlich um Nebensächlichkeiten und übliche Kennenlerngespräche, wiesen aber leider keinen ausreichenden Tiefgang auf.
Zudem nervten mich die ewigen Streitereien zwischen Aidan und seinen Familie und auch Carraghs Forschheit mochte ich nur bedingt, diese machte sie mir nicht gerade sympathisch.
Romancefans dürften daher eher enttäuscht sein, nach dem Lesen dieser Lektüre. Zwar findet man hier durchaus eine Liebesgeschichte vor, doch wirkt sie recht nüchtern und züchtig erzählt und ist eher schmückendes Beiwerk.
Das Plotkonstrukt abgesehen von der Liebesgeschichte, fand ich dagegen sehr spannend. Gut, ich hätte mir als kleiner Gothic-Novel Fan ein wenig mehr echte Gruselmomente gewünscht, doch die Story wurde überzeugend erzählt.
Zwar benötigt man auf den ersten 200 Seiten ein wenig Durchhaltevermögen, weil es halt seine Zeit dauert, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt, doch dann stellt sich rasch Neugierde des Lesers ob des Ausgangs des Romans ein. Es ist eigentlich nicht die grundlegende Frage, wer Aidans Eltern ermordet hat (leider kann man sich das sehr früh denken) - mehr geht es um das Motiv des Täters und das hat es definitiv in sich.
Obwohl ich die Liebesgeschichte nicht ganz rund erzählt fand und das Heldenpaar etwas blass charakterisiert fand, mochte ich diesen Roman dennoch und würde auch sehr gerne weitere Übersetzungen von Laura Andersen lesen.
Kurz gefasst: Geheimnisvolle, unterhaltsame Familiensaga mit leichtem Mysteryeinschlag, aber auch einigen Schwächen.