Grandios!
!ein Lesehighlight 2021!
Klappentext:
„Eine Tagesfahrt von Tokio entfernt steht in einem Garten am Meer einsam eine Telefonzelle. Nimmt man den Hörer ab, kann man dem Wind lauschen – und den Stimmen der ...
!ein Lesehighlight 2021!
Klappentext:
„Eine Tagesfahrt von Tokio entfernt steht in einem Garten am Meer einsam eine Telefonzelle. Nimmt man den Hörer ab, kann man dem Wind lauschen – und den Stimmen der Vergangenheit. Viele Menschen reisen zu dem Telefon des Windes, um mit ihren verstorbenen Angehörigen zu sprechen und um ihnen die Dinge zu sagen, die zu Lebzeiten unausgesprochen blieben. So kommt eines Tages auch Radiomoderatorin Yui an den magischen Ort. Im Tsunami von 2011 verlor sie ihre Mutter und ihre kleine Tochter. Yui lernt in dem Garten den Arzt Takeshi kennen, auch er muss ein Trauma verarbeiten. Die beiden nähern sich an, gemeinsam schöpfen sie neuen Mut. Und erlauben sich zum ersten Mal, dem Leben einfach seinen Lauf zu lassen. Ganz gleich, was es für sie vorgesehen hat ...“
Dieses Buch von der jungen Autorin Laura Imai Messina stand schon lange auf meiner Wunschliste. Meine Erwartungen waren groß, denn allein der Klappentext berührte mich und brachte alte Erinnerungen hoch, damals aus dem Jahr 2011, als ein Tsunami die Küste Japans traf, wie ein Faustschlag in die Magengrube und man vor lauter Schmerz zu Boden geht. Bilder kommen wieder hoch, auch wenn nur im TV gesehen, aber ich war zu dem Zeitpunkt an einem Ort, der mich immer stets behütet festhält, mit meinen liebsten Lieblingsmenschen um mich herum. Ein Ort wo es schön ist und woanders auf der Welt erfahren Menschen in genau dem Moment das größte Leid... und nun kommt eben das Buch von Messina mit ihrer Geschichte um Yui...
Die Geschichte vom Garten am Meer mit einer Telefonzelle die man auch benutzen kann, soll, darf, obwohl am anderen Ende niemand mit einem sprechen wird, sondern nur das Rauschen des Meeres zu hören ist, ist in Japan Tradition. Andere sprechen am Hausaltar mit Verstorbenen und andere nutzen die „Telefonzelle des Windes“, denn das ist eigentlich der richtige Name. Protagonistin Yui lernen wir unheimlich behutsam kennen. Die Autorin schafft es, das man sie sieht vor dem inneren Auge, das man irgendwie sofort ihren Seelenzustand erblickt und etwas sieht, was dunkel und schwer ist. Yui hat das schmerzlichste beim Tsunami 2011 erlitten was es nur gibt. Messina führt uns sehr gefühlvoll und extrem bewegend an diese Seite, ohne das wir zu tief in die Materie tauchen müssen. Hier verstehen wir einfach die Lage auch so....bei so einem großen Verlust, brauch es auch nicht vieler Worte. Yui hat nach diesem Erlebnis ihr Leben bestmöglich wieder in ihre Bahnen gelenkt (sie hat Marotten und hält diese fest)...so gut es geht eben und arbeitet bei einem Radiosender als Moderatorin. Man hat das Gefühl ihr eigenes Leid mit dem Leid anderer Hörer zu betäuben. Sie hört Menschen zu, gibt Ratschläge, obwohl sie selbst innerlich zerbrochen ist. Ihren Kummer trägt sie zur Telefonzelle des Windes und erzählt dem Wind, bzw. ihren verstorbenen Lieben ihr Leid, ihre Sehnsucht, ihre Trauer. Als dann Takeshi, ein Arzt, dazu stößt, scheint es eine weitere Last zu werden. Die beiden verstehen sich, aber auch Takeshi muss auch ein Trauma verarbeiten und auch das beschäftigt Yui intensiv. Dennoch merken beide schnell, das der gemeinsame Weg helfen kann und eben das Reden mit dem Wind...Die Routine der beiden gerät aus dem Gleichgewicht, aber es soll ihr Schaden nicht sein....Messina malt vor dem Leserauge förmlich Bilder mit feinem Pinselstrich. Behutsam, einfühlsam und extrem bewegend (eines der wenigen Bücher wo ich wahrlich unzählige Taschentücher verbraucht habe) nimmt sie den Leser an die Hand und zeigt uns Trauerbewältigung und das Leben nach so einem heftigen Schicksalsschlag auf. Die Geschichte ist an die Realität geknüpft und man kann sehr viel über den Ort, an dem die Telefonzelle steht, nachlesen...Mit dieser Geschichte im Hinterkopf, wird man so etwas mit anderen Augen betrachten. Hier in Deutschland würde man mit Sicherheit dafür belächelt, wenn man sich so etwas in den Garten stellt, aber die Japaner wissen es dieses Mal einfach besser und gefühlvoller. Die Trauer von der Seele reden, sie teilen, sie vor allem zulassen und verarbeiten....
Dieses Buch hat mich extrem tief bewegt. Messinas melodische, klare Sprache erinnert wirklich an eine japanische Autorin, aber die junge Dame ist gebürtige Europäerin und lebt aber schon seit langem in Tokio....da hat wohl jemand sein Herz an ein Land und eine Kultur verloren, die sie sehr schätz. Respekt und Hut ab vor diesem grandiosen Werk! 5 von 5 Sterne!