Achterbahn der Naturerlebnisse
Sprachlich trägt Lauren Groff wieder so richtig dick auf - wie sonst könnte die inhaltlich dürre Geschichte über bald 300 Seiten tragen?
Ein Mädchen flieht vor dem Hunger, den Krankheiten und der Unmenschlichkeit ...
Sprachlich trägt Lauren Groff wieder so richtig dick auf - wie sonst könnte die inhaltlich dürre Geschichte über bald 300 Seiten tragen?
Ein Mädchen flieht vor dem Hunger, den Krankheiten und der Unmenschlichkeit in dem englischen Fort, in dem sich die ungebetenen Siedler des nordamerikanischen Kontinents verschanzt haben. Sie erlebt eine Achterbahn der Naturerlebnisse in diesem unwirtlichen Land, das die unheilbringenden Eindringlinge von Übersee zu der Zeit noch erfolgreich in Schach hält.
Die Autorin erspart dem Mädchen einen eigenen Namen, bezeichnet sie doch der Rest der Welt so, wie er sie sieht: Als unerwünschtes Ereignis, das man wie ein Haustier weiterreichen und befehligen kann.
Gebannt verfolgt man nun die scheinbaren Belanglosigkeiten, die notwendig sind, damit das Mädchen am Leben bleibt: das Feuermachen, den Fischfang oder das Aufsuchen einer schützenden Höhle. Dies alles wird immer wieder garniert mit Rückschauen auf das erbarmungswürdige bisherige Leben dieser zähen Protagonistin.
So sehr man mit dem Mädchen mitfiebert, so wenig wird man auch in diesem Buch von Lauren Groff mit den Männern warm: Sie sind selbstherrlich, primitiv, gefährlich und brutal, letztendlich störend oder zumindest überflüssig, und einer, der erwischt wird, kriegt die fürchterliche Rache der Ur-Amerikanerinnen zu spüren.
Am Ende schließt sich der Kreis, wir erfahren, wie genau es zu der Flucht kam und warum sich das Mädchen zu Beginn der Geschichte so verzweifelt die Hände säubert.
„Die weite Wildnis“ verdient fünf Sterne für seine sprachliche Qualität und das daraus erwachsende Lesevergnügen. Eine Leseempfehlung ist aber wegen der weitgehende Eintönigkeit der Ereignisse leider nur eingeschränkt möglich.