»Die neue Stimme der französischen Literatur.« ZEITmagazin
Kann man sich zu seinem Glück zwingen? Prix Goncourt-Preisträgerin Leïla Slimani erzählt von der Zerrissenheit einer Frau.
Nach außen hin führt Adèle ein Leben, dem es an nichts fehlt. Sie arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, ist unabhängig. Mit ihrem Ehemann, einem Chirurgen, und ihrem kleinen Sohn lebt sie in einem schicken Viertel, ganz in der Nähe von Montmartre. Sie reisen, sie fahren übers Wochenende ans Meer. Dennoch macht Adèle dieses Leben nicht glücklich. Gelangweilt eilt sie durch die grauen Straßen, trifft sich mit Männern, hat Sex mit Fremden. Sie weiß, dass ihr die Kontrolle entgleitet. Sie weiß, dass sie ihre Familie verlieren könnte. Trotzdem setzt sie alles aufs Spiel.
Was hab ich mich gefreut, dass endlich dieses Buch in meinem Buchclub dran kam. Ich hatte es nämlich schon lange auf dem SuB, weil ich es sowieso lesen wollte. (SPOILER).
Das fand ich gut:
Ich finde dieses ...
Was hab ich mich gefreut, dass endlich dieses Buch in meinem Buchclub dran kam. Ich hatte es nämlich schon lange auf dem SuB, weil ich es sowieso lesen wollte. (SPOILER).
Das fand ich gut:
Ich finde dieses Buch unsagbar gut geschrieben. Adèle wird mit ihrem Gefühlen und ihrer Zerrissenheit sehr gut dargestellt, das fand ich wirklich beeindruckend. Wie sie sich mit ihrem Kind fühlt, konnte ich so gut nachvollziehen, denn mit meinem ersten Kind ging es mir auch so. Im Großen und Ganzen ist sie einfach total überangepasst und meint, dass andere eine Meinung darüber haben, wie sie zu sein hat und dieser will sie entsprechen. So hat sie sich über die Jahre total von sich entfernt. Über den Sex versucht sie sich zu spüren, hat da aber meiner Ansicht nach viel zu hohe Vorstellungen, aber ich denke, dass liegt daran, dass sie Depressionen, ein Trauma o.ä. haben könnte. Zusätzlich hat mir gut gefallen, dass die Kapitel recht kurz sind. Das erleichtert immer den Lesefluss.
Das fand ich nicht so gut:
Der Übergang von einer Szene in die andere war manchmal holprig. Ja, und das Ende. Ich verstehe das immer nicht, wenn über Seiten so eine tolle Geschichte aufgebaut wird und sie auch wirklich gut geschrieben wird, warum es dann kein eindeutiges Ende gibt.
Fazit: Ich hab das Buch verschlungen und finde es ganz toll. Mit dem Ende bin jedoch unzufrieden. Ich freue mich auf meine Buchdiskussion :)
Behalten oder weg? Es bleibt, es bleibt, es bleibt!
Das erste französische Buch in meiner Sammlung und es hat mich nicht enttäuscht. =)
Beschreibung:
Nach außen hin führt Adèle ein Leben, dem es an nichts fehlt. Sie arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, ...
Das erste französische Buch in meiner Sammlung und es hat mich nicht enttäuscht. =)
Beschreibung:
Nach außen hin führt Adèle ein Leben, dem es an nichts fehlt. Sie arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, ist unabhängig. Mit ihrem Ehemann, einem Chirurgen, und ihrem kleinen Sohn lebt sie in einem schicken Viertel, ganz in der Nähe von Montmartre. Sie reisen, sie fahren übers Wochenende ans Meer. Dennoch macht Adèle dieses Leben nicht glücklich. Gelangweilt eilt sie durch die grauen Straßen, trifft sich mit Männern, hat Sex mit Fremden. Sie weiß, dass ihr die Kontrolle entgleitet. Sie weiß, dass sie ihre Familie verlieren könnte. Trotzdem setzt sie alles aufs Spiel.
Meine Meinung:
Adèle ist keine Frau die man beneiden kann. Sie weiß nicht wo ihr Platz in der Welt ist. Obwohl sie mit ihrem erfolgreichen Mann und dem gemeinsamen Sohn zusammen lebt, ist sie unglücklich, rastlos, auf der Suche nach dem Kick. Vor allem Sex mit verschiedenen Männern hat es ihr angetan.
Dadurch bringt sie sich selbst und ihre Familie natürlich in Schwierigkeiten. Ihre Promiskuität macht sie am Ende auch nicht glücklich aber was dann?
Ich kann sie sehr gut verstehen und ich konnte auch ihren Gedanken und Handlungen folgen. Für mich ist ein Leben mit Kleinfamilie, Reihenhaus und Garten usw auch nicht wirklich was. Und für solche Frauen wie Adéle und mich ist deiser Roman sehr inspirierend. Ich glaube bei allen anderen Frauen und auch Männern kommt er nicht so gut an. Viele können so ein Verhalten nicht nachvollziehen, dabei ist es das Normalste auf der Welt.
Wir sollten uns alle ausprobieren bevor wir uns festlegen und dann vielleicht feststecken.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen!
„ All das zu verlieren“ ist Leila Slimanis Debut, stellenweise merkt man dies dem Roman auch an, er wirkt ein wenig unausgereift. Stil und Ausdruck gefielen mir jedoch sehr gut. Trotz der Thematik wird ...
„ All das zu verlieren“ ist Leila Slimanis Debut, stellenweise merkt man dies dem Roman auch an, er wirkt ein wenig unausgereift. Stil und Ausdruck gefielen mir jedoch sehr gut. Trotz der Thematik wird die Geschichte nie schlüpfrig, nie wird man als Leserin in die Rolle des Voyeurs gedrängt. Adèle wohnt mit Mann und Kind in Paris. Nur beim Sex mit Fremden fühlt sie sich frei & selbstbestimmt. Sie lügt und betrügt zwanghaft, um ihr Ziel zu erreichen.
Ihr Mann ist „stolz auf ihre Unabhängigkeit“, denn Adèle arbeitet bei einer Zeitung, ihr Job ödet sie jedoch an. Am liebsten wäre sie eigentlich eine reiche Gattin, gerne würde sie die Tage vertrödeln. Revolutionär die Aussage, dass eine Frau die Erfüllung nicht im Beruf findet, geradezu ein Tabubruch. Die Protagonistin liebt ihren Sohn. Trotzdem empfindet sie eine große Leere. Ihr Mann liebt sie mehr, als sie ihn liebt, aber er ermöglichte ihr, dem Mädchen aus einfachen Verhältnissen, den Aufstieg in die französische Upper Class. Da liegt der Hase im Pfeffer: Adèle droht „all das zu verlieren“, insgeheim will sie das vielleicht? Die Reichen nehmen zwar gern die Dienste eines Kindermädchens „aus Somalia“ in Anspruch, wundern sich aber, dass dieses Kindermädchen „den Ramadan einhält“, als sei es kein Mensch. Die Protagonistin durchschaut die Heuchelei.
Der Grund für das Verhalten der Heldin liegt u.a. in ihrer Kindheit. Ihre Eltern verband eine Art Hassliebe, ihr aus dem Maghreb stammender Vater warf seiner französischen Frau oft vor, ihn seiner Wurzeln beraubt zu haben. Zu keinem Elternteil hatte die Protagonistin ein enges Verhältnis, bei des Vaters Tod erinnert sie sich an dessen Schamhaftigkeit.
Als Adèle erwachsen wird, merkt sie, dass ihr Körper ihr Kapital ist. Sie definiert sich über das Begehren.
Sie will Leidenschaft. Als ihr Ehemann ihr eine „Altweiberbrosche“ schenkt, hat sie das Gefühl zu ersticken. Ihr Mann will auf’s Land, raus aus der Hauptstadt, erst recht, als er den Betrug seiner Frau bemerkt. Er ordnet das Ganze unter „Sexsucht“ ein, das Landleben soll seine Frau „heilen“. Er vergleicht jede andere Frau mit seiner Frau, die ihm stets begehrenswert erschien. Diese will ihr Kind nicht verlassen, ordnet sich unter, ihr Mann, der auch mal eine Affäre hatte, hält an der Ehe fest. Doch dies ist nicht das Ende …
„All das zu verlieren“ ist ein starker Roman. Bei der Lektüre war ich jedoch etwas hin – und hergerissen. Einerseits war ich genervt: Die Protagonistin hat alles, wirklich alles, ein gesundes Kind, sie ist finanziell abgesichert, sie sieht gut aus. Doch das reicht ihr nicht? Auch ihre beste Freundin, die vielleicht heimlich in den gehörnten Ehemann verliebt ist, deutet dies an.
Andererseits dachte ich, dass Slimani gut herausarbeitet, dass Frauen in westlichen, scheinbar aufgeklärten Gesellschaften so frei auch nicht sind. Ökonomische Abhängigkeiten, gesellschaftliche Erwartungen engen sie ein, besonders, wenn es um die weibliche Sexualität geht.
Als Leser begleitet man Adele, eine Frau, die eigentlich alles hat, was viele Menschen als erstrebenswert betrachten. Sie arbeitet als Journalistin, hat mit ihrem Ehemann einen kleinen Sohn und wohnt mit ...
Als Leser begleitet man Adele, eine Frau, die eigentlich alles hat, was viele Menschen als erstrebenswert betrachten. Sie arbeitet als Journalistin, hat mit ihrem Ehemann einen kleinen Sohn und wohnt mit ihrer Familie in einem schicken Pariser Viertel. Ihr Ehemann Richard ist ein erfolgreicher Chirurg, sodass sie sich auch selbst einen gewissen Luxus finanzieren kann – Wochenendtrips ans Meer, teure Kleidung und ein großes Haus auf dem Land. Dennoch ist Adele nicht glücklich, sie ist unzufrieden mit ihrem Leben, mit den Menschen um sich herum, aber im Laufe der Geschichte erkennt man, vielmehr ist es wohl eine Unsicherheit in ihrer eigenen Existenz.
Ich habe schnell denn Eindruck gewonnen, dass Adele alles um sich herum verabscheut, sich selbst wahrscheinlich am meisten. Ihr Leben wirkt eintönig, obwohl es das eigentlich gar nicht ist. Tief in ihr verspürt Adele eine Leere, die sich durch nichts füllen lässt. Die einzige Sache, der sie Bedeutung beimessen kann, ist Sex – und das nicht mit ihrem Ehemann. Sie stürzt sich in zahlreiche Affären und betont immer wieder, wie sehr sie das braucht. Sie bieten ihr eine Art Flucht aus ihrem Leben, auch wenn ich nicht genau verstehen konnte, vor was genau sie flüchtet. Und am Ende folgt immer wieder die Ernüchterung. Trotz dessen, dass Sex das einzige Element in Adeles Leben ist, dem sie eine Bedeutung abgewinnen kann, hält dies nicht länger, als für den Moment.
Ich hatte Schwierigkeiten damit, Adele zu verstehen. Sie begreift ihr Leben selbst als eintönig, ist dauerhaft genervt und an keiner Stelle wirklich glücklich. Das habe ich verstanden. Den Grund dahinter allerdings nicht. Immer wieder gibt es Rückblenden in Adeles Kindheit und Jugendalter, die Zeit, in der vermutlich ihre Unzufriedenheit mit sich selbst entstanden ist. So ganz konnte ich die Ursache allerdings nie wirklich greifen.
Ein bisschen unbefriedigt ließ mich auch die Tatsache zurück, dass Adele nie wirklich versucht etwas zu ändern. Zumindest aus meiner Sichtweise nicht. Dass sie nicht wirklich glücklich ist, merkt man auf den ersten Seiten, aber wieso tut sie denn nichts dagegen? Vieles bleibt unverständlich und auch die Handlungen ihres Ehemanns Richards waren für mich an manchen Stellen nicht nachvollziehbar.
Adele blieb für mich durchweg unsympathisch, aber dennoch ein interessanter Charakter, den ich versucht habe zu verstehen. Auf der einen Seite erschien sie mir immer sehr arrogant, selbstbezogen, egoistisch und überheblich. Auf der anderen Seite war sie wiederum verletzlich, schwach und bemitleidenswert, kommt sie doch aus ihrem eigens geschaffenen Teufelskreis nicht hinaus. Trotzdem konnte ich auch an diesen Stellen nicht wirklich Mitleid empfinden, da sie für mich nach wie vor ein wirklich unsympathischer Charakter blieb. Trotzdem blieb sie interessant und geheimnisvoll, immer wieder wartete ich darauf, dass sie endlich etwas ändern würde.
Leila Slimanis Erzählstil und Sprache hat mir sehr gut gefallen. Auf der einen Seite sehr einfach gehalten, in kurzen Sätzen und nüchterner Sprache, wurde ich immer wieder von poetischen Elementen und Metaphern überrascht.
FAZIT:
Die Geschichte hat einige Fragezeichen bei mir hinterlassen und wie ich schon erwähnt habe, weiß ich nicht so Recht, was ich davon halten soll. Durch den geringen Umfang hat sich die Geschichte sehr schnell gelesen und die kurzen Kapitel haben den Lesefluss zusätzlich gefördert. Das Buch konnte mich fesseln, durch Adeles Abgründe und die Hoffnung, sie würde endlich aus ihrem Teufelskreis entfliehen können. Trotzdem hat mir am Ende etwas gefehlt, weshalb ich das Buch nicht mit voller Überzeugung weiterempfehlen würde.
Adèle ist Journalistin, Mutter eines kleinen Kindes, Ehefrau eines Chirurgen und sexsüchtig. Sie redet sich ein, dass sie es geniesst, die Männer zu kontrollieren, sich zu verlieren, ein Doppelleben zu ...
Adèle ist Journalistin, Mutter eines kleinen Kindes, Ehefrau eines Chirurgen und sexsüchtig. Sie redet sich ein, dass sie es geniesst, die Männer zu kontrollieren, sich zu verlieren, ein Doppelleben zu spielen. Die Gründe für dieses teilweise gefährliche und mit der Zeit auch für die Frau extrem belastendes Doppelleben, werden nur angedeutet, lassen aber auf Schlimmes schliessen. Kein Mensch würde sich sonst so ein Leid selbst antun.
Das Buch lebt von den sehr starken, auch expliziten Bildern und vielen bewegenden Aussagen. Das Leiden einer Frau in unserer Gesellschaft, in der das Leben und die Rechte von Frauen für viele immer noch nichts Wert ist, kommt aus dem Text klar heraus. Adele wurde schon immer auf eine menschenverachtende Art und Weise als (Lust-)Objekt betrachtet, so dass sie ihren eigenen weiblichen Körper selbst als ein ihr fremdes Objekt betrachtet, den sie den durchwegs kaputten Männern zur Verfügung stellt. Ja, die Sachen werden im Text beim Namen genannt. Da hilft auch Geld, Ansehen, Intelligenz und eine Familie nichts. Im Gegenteil, um so mehr kann den Bach runtergehen.
Das Buch war für mich harte Kost, da es auf seine Art unglaublich brutal ist. Nur für Erwachsene.
Fazit: Bedingte Leseempfehlung, da schonungslos und brutal.