Dramatische, für mich nicht komplett nachvollziehbare Geschichte mit Südafrika-Flair
Vorab: Ich hätte mir dieses Buch vermutlich nicht gekauft. Das Cover mit dem knackigen Männeroberkörper ist mir zu kitschig, das Gleiche trifft auf den Untertitel „Zwischen Liebe und Schmerz“ zu. Ich gehöre ...
Vorab: Ich hätte mir dieses Buch vermutlich nicht gekauft. Das Cover mit dem knackigen Männeroberkörper ist mir zu kitschig, das Gleiche trifft auf den Untertitel „Zwischen Liebe und Schmerz“ zu. Ich gehöre daher offensichtlich nicht zur Kernzielgruppe dieses Romans. Aber ich bin ein großer Südafrika-Fan und ich liebe Kapstadt – von daher musste ich mich einfach für die „Cape Town Kisses“-Leserunde auf einem anderen Portal bewerben. Und was das südafrikanische Flair anging, wurde ich auch nicht enttäuscht: Detaillierte Beschreibungen der V&A Waterfront, von Kleinigkeiten wie Rock Shandys und Biltong sowie einer Walking-Safari lassen sich finden. Auch wenn mir die Fülle der Tiersichtungen etwas übertrieben schien, war sonst alles realitätsnah und hat mir ein bisschen Kapstadt- und Südafrika-Feeling auf meinen E-Book-Reader gebracht.
Mit der eigentlichen Geschichte konnte ich mich allerdings nicht komplett anfreunden. „Cape Town Kisses“ handelt von der in London lebenden, alleinerziehenden Mutter Angela Riley, die wegen eines Hirntumors nur noch kurze Zeit zu leben hat. In Sorge um ihren 12-jährigen Sohn Jasper beschließt sie, dessen Vater ausfindig zu machen – einen One-Night-Stand namens Mojo, den sie vor 13 Jahren in einer Kapstädter Bar kennenlernte. Seitdem hatte sie keinerlei Kontakt zu Mojo, auch von seiner Vaterschaft weiß er nicht. Angela begibt sich auf die Suche …
Und diese Suche hat mich mehr und mehr irritiert. Angela versucht nicht, Mojo erstmal online zu finden, damit sie überhaupt weiß, wo sie suchen soll. Sie kennt den Mann eigentlich auch gar nicht. Trotzdem ist sie der festen Überzeugung, dass es für ihren Sohn das Beste sein wird, beim unbekannten Vater aufzuwachsen, nachdem sie verstorben ist. Auch, als sie herausfindet, dass Mojo unter ärmlichen Bedingungen in einem Township zu leben scheint, hält sie stoisch an dem Plan fest („Väterliche Liebe war ohnehin mehr wert als alles Geld dieser Welt.“) – mir erschien das schon fahrlässig blauäugig. Und ziemlich unrealistisch. Welche Mutter würde ihren Sohn auf einen anderen Kontinent zu einem quasi Fremden schicken und ihn so von allem trennen, was er kennt? Freunden, Onkel, Schule, der vertrauten Umgebung und Kultur?
Allerdings wird Angela dann vorübergehend von ihrer Suche abgelenkt, als sie George kennenlernt, der mit seinem Vater eine Game Farm leitet. Und mir wiederum zu perfekt war.
Die Geschichte war also nicht unbedingt mein Fall: Dadurch, dass ich Angelas Verhalten oftmals als wahnsinnig naiv empfand, habe ich auch nicht so sehr mit ihr mitfühlen können. Das Ganze war mir inhaltlich etwas dünn und auch der Ausgang schien mir bald absehbar. Dennoch habe ich das Buch schnell ausgelesen, bin mühelos in die Geschichte reingekommen und habe die meisten Südafrika-Beschreibungen durchaus genossen.