Kllimakatastrophe im 18. Jahrhundert
Marco Hasenkopf erzählt in seinem historischen Roman die Geschichte der großen Eisflut im Jahre 1784. In Mülheim am Rhein und der verfeindeten Stadt Cöln herrschen Eiseskälte, Hunger und Not. Durch einen ...
Marco Hasenkopf erzählt in seinem historischen Roman die Geschichte der großen Eisflut im Jahre 1784. In Mülheim am Rhein und der verfeindeten Stadt Cöln herrschen Eiseskälte, Hunger und Not. Durch einen Vulkanausbruch in Island bricht dieses seltene Wetterphänomen über die Menschen herein und bringt eine gigantische Naturkatastrophe ins Rollen.
Das streng katholische Cöln ist deswegen voll von Wanderheilern und fanatischen Frömmlern, die das Ende der Welt voraussagen. Statt die Deiche am Rhein zu erhöhen, um die Hochwassergefahr für die Stadt zu bannen, ruft man die Menschen auf Buße zu tun. Gleichzeitig feiern die Adeligen ausgelassen Feste rund um die Zeit des Karnevals, als gäbe es kein Morgen. Karnevalistische Exzesse stehen den bigotten Prozessionen gegenüber...was für ein Bild!
Während die Menschen jeden neuen Tag hoffen, dass die Temperaturen endlich ins Plus steigen, damit die Zeit der Aussaat bald beginnen kann und die Aussicht auf eine reiche Ernte steigt, bleibt die Kälte und der Schnee bestehen.
Im etwas gemäßigteren Mülheim werden zwar Andersgläubige nicht verfolgt, trotzdem ziehen auch hier plünderne Räuberbanden durch die Gegend. Kaum jemand hat mehr Vorräte oder genug zu essen. Deswegen wird Henrik Freiherr van Venray, Amtmann für policeyliche Wohlfahrterei im Dienst des bergischen Herzogs, nach Mülheim gerufen. Er soll für Recht und Ordnung sorgen und überprüfen, ob der Deich rechtzeitig und hoch genug gegen die drohende Flut gebaut wurde. Auf seinem Weg findet er die Leiche eines Mönchs, der erfroren zu sein scheint. Doch die Apothekerswitwe Anna-Maria Scheidt stellt schnell fest, dass der Mann ermordet wurde.
Sowohl Venray, als auch Anna-Maria Scheidt, werden von den Einwohnern, alles andere als wohlwollend behandelt. Die selbstbewusste Apothekerin ist einigen Mülheimern schon länger ein Dorn im Auge. Das liegt nicht nur daran, dass sie eine Frau ist, sondern auch, dass sie sich für die Armen und Kinder einsetzt.
Neben den Mordermittlungen, die Venray nach Cöln zieht und die ihn in Lebensgefahr bringen, findet er außerdem heraus, dass der vom Fürsten geforderte Deich nicht rechtzeitig fertiggestellt wurde. Nun droht eine riesige Eisflut, die Cöln und Mülheim unter sich begraben wird.....
Marco Hasenkopf hat in seinem Roman historische Begebenheiten mit der fiktiven Geschichte rund um Venray und Anna-Maria geschickt verwoben. Die Beschreibungen der damaligen Zeit, wie den Menschen, der Kleidung und den Behausungen, sind sehr bildhaft und detailliert. Religiöse und politische Konflikte beherrschen die Menschen, Machtmissbrauch und Aberglaube sind weit verbreitet. Ein Sittengemälde des späten 18. Jahrhunderts....
Die Sprache ist historisch und der Zeit angepasst. Zu Beginn benötigt man einige Zeit, um sich darin zurechtzufinden. Ich fand es jedoch hervorragend authentisch, auch wenn man natürlich die Originalsprache aus dem 18. Jahrhundert nicht verwenden kann. Trotzdem gibt es einige Begriffe, die selbst ich noch nachschlagen muss, obwohl ich sehr viele historische Romane lese.
Die Grundstimmung ist düster und man spürt die Kälte in jeder Zeile, die man liest. Besonders im letzten Drittel ist die Spannung sehr hoch und ich musste den Roman in einem Rutsch fertig lesen, denn man spürt förmlich die Katastrophe auf sich zukommen.....
Am Ende des historischen Krimis gibt es ein informatives Nachwort.
Fazit:
Wer Spannung, Mord und Totschlag in einem richtigen historischen Roman mag, dem empfehle ich diesen historischen Krimi gerne weiter.