Cover-Bild Dunkelgrün fast schwarz
Band der Reihe "Debütromane in der FVA"
(11)
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Frankfurter Verlagsanstalt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 05.03.2018
  • ISBN: 9783627002480
Mareike Fallwickl

Dunkelgrün fast schwarz

Raffael, der Selbstbewusste mit dem entwaffnenden Lächeln, und Moritz, der Bumerang in Raffaels Hand: Seit ihrer ersten Begegnung als Kinder sind sie unzertrennlich, Raffael geht voran, Moritz folgt. Moritz und seine Mutter Marie sind Zugezogene in dem einsamen Bergdorf, über die Freundschaft der beiden sollte Marie sich eigentlich freuen. Doch sie erkennt das Zerstörerische, das hinter Raffaels stahlblauen Augen lauert. Als Moritz eines Tages aufgeregt von der Neuen in der Schule berichtet, passiert es: Johanna weitet das Band zwischen Moritz und Raffael zu einem fatalen Dreieck, dessen scharfe Kanten keinen unverwundet lassen. Sechzehn Jahre später hat die Vergangenheit die drei plötzlich wieder im Griff, und alles, was so lange ungesagt war, bricht sich Bahn – mit unberechenbarer Wucht. Mareike Fallwickl erzählt von Schatten und Licht, Verzweiflung und Sehnsucht, Verrat und Vergebung. Ihr packendes Debüt bringt alle Facetten der Freundschaft zum Leuchten, die Leidenschaft, die Sanftheit – und die Liebe, in ihrer heilsamen, aber auch funkelnd grausamen Pracht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein ganz besonderes Leseerlebnis

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Kurzmeinung:
Ein großartiges Buch. Einmal begonnen, entwickelt die Geschichte einen so starken Sog, dass ich es kaum noch aus der Hand legen konnte. Die Charaktere und die Handlung sind irgendwie erfrischend ...

Kurzmeinung:
Ein großartiges Buch. Einmal begonnen, entwickelt die Geschichte einen so starken Sog, dass ich es kaum noch aus der Hand legen konnte. Die Charaktere und die Handlung sind irgendwie erfrischend anders und das Buch hat mich an ganz unerwarteten Stellen gepackt und berührt. Die Sprache ist poetisch, aber auch klar und authentisch. Die Charaktere haben Tiefe, Ecken und Kanten und sind echt. Die Sätze sind voll Weisheit. Ich kann nur sagen: lest dieses Buch!

Meine Meinung:
Wow, was für ein Buch. Die Geschichte hat mich echt von der ersten Seite an gefesselt und mich nicht wieder losgelassen, bis ich das Buch zu Ende gelesen hatte. Eigentlich nicht mal dann.
Die einzelnen Charaktere sind wahnsinnig gut beschrieben. Sie sind speziell, haben Ecken und Kanten und wirken dadurch sehr echt und authentisch.
Da gibt es die zunächst die Mutter, Marie. Sie war der Charakter, der mir beim Lesen am nächsten war, was wahrscheinlich auch daran lag, dass nur ihre Abschnitte in der Ich-Perspektive geschrieben waren.
Dann gibt es noch den Sohn, den lieben, treuen Moritz. Manchmal wollte ich ihn aber auch einfach nur schütteln und seine Passivität hat mich öfters die Haare raufen lassen. Seine Entwicklung hat mir aber gut gefallen. Eine Besonderheit bei ihm ist außerdem, dass er Auren sehen kann. Das hat ihm und dem ganzen Buch eine ganz besondere, etwas mystische Note gegeben.
Und dann haben wir natürlich noch den charmanten, geheimnisvollen Raffael. Ein wirklich einzigartiger Charakter, der sehr viel in mir ausgelöst hat. Er ist nicht nur Draufgänger und Weiberheld, sondern auch ein natürlicher Anführertyp, der seine Macht genießt und sie gern dafür ausnutzt, andere Menschen zu manipulieren, sie bloßzustellen oder gegeneinander auszuspielen.
Und schließlich gibt es noch Johanna. Mit ihr hatte ich die größten Schwierigkeiten, weil sie große psychische Probleme hat und ihre Verletzungen und Verwundbarkeit sehr offen dargestellt werden. Das war teilweise schwer zu ertragen, wirkte aber im Gesamtbild des Romans stimmig.

Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen erzählt.
Der eine Teil der Handlung spielt im Jahr 2017. Moritz, Raffael und Johanna sind Erwachsen. Moritz wird bald Vater werden und ist mit sich und seinem Leben ganz glücklich. Bis plötzlich Raffael, den Moritz seit 16 Jahren nicht gesehen hat, an seine Tür klopft und sein Leben durcheinanderbringt und Erinnerungen ans Tageslicht bringt, die Moritz eigentlich gut vergraben hatte.
Der andere Handlungsstrang führt uns zurück in die Vergangenheit, in die Kindheit von Motz, Raf und Jo. Motz und Raf sind beste Freunde. Unzertrennlich. Allerdings sind sie ein sehr ungleiches Paar. Raf ist der unangefochtene Anführer, der Motz herausfordert, ihn dazu bringt Sachen zu tun, die er eigentlich nicht tun möchte. Und Motz gehorcht. Diese asymmetrische Freundschaft zu verfolgen ist sehr spannend. Beim Lesen hatte ich aber auch die ganze Zeit ein ungutes Gefühl, weil man ahnt, dass diese toxischen Beziehungen irgendwann zu einer Katastrophe führen wird.
Die Geschichte entwickelt eine ungeheure Sogkraft, die aber nicht künstlich durch Cliffhanger erzeugt wird, sondern die der Handlung selbst innewohnt. Ich wollte das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand legen und war völlig in den Bann gezogen von Marie, Motz, Raf und Jo.

Was mich neben den tollen und besonderen Charakteren und den unguten Gefühlen, die das Buch beim Lesen bei mir ausgelöst hat, noch sehr begeistern konnte, was die schöne Sprache. Manchmal war sie sehr poetisch, wunderschön und mit Sätzen, die man sich als Zitat an die Wand hängen wollte. Andererseits war sie aber auch sehr präzise und echt und klar.

Außerdem hat das Buch mich auch zur Selbstreflexion angeregt. Wie hätte ich wohl reagiert, wenn ich jemanden wie Raffael getroffen hätte?
Oder mit Moritz zusammen habe ich überlegt, ob ich eigentlich wirklich das Leben lebe, das ich will, oder ob ich nicht einfach oft die bequemste Option wähle.

"Was hat er alles nicht getan in den letzten Jahren? Wann hat er aufgehört, einen eigenen Weg zu gehen, und angefangen, durch vorgefertigte Bahnen zu schlurfen, sich auszuruhen in seiner Bequemlichkeit?"
Aus Dunkelgrün fast schwarz von Mareike Fallwickl, S. 130


Fazit:
Ich möchte "Dunkelgrün fast schwarz" von Mareike Fallwickl am liebsten allen empfehlen. Denn mich hat es absolut begeistert. Allerdings muss man wissen, dass es ein unbequemes Buch ist. Eins, das mich beim Lesen erschauern ließ mich mitgenommen hat und eine ganze Bandbreite an Gefühlen ausgelöst hat. Es ist wirklich eine besondere Geschichte, besondere Charaktere und eine besondere Sprache. Es ist kein Buch zum nebenher Lesen und rundum wohlfühlen. Aber wenn man sich auf die Geschichte einlässt, wird man mit einem außergewöhnlichen Leseerlebnis belohnt, dass einen so schnell nicht wieder loslässt

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein Besuch stellt Moritz‘ Leben auf den Kopf

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Moritz und seine Freundin Kristin freuen sich auf ihr erstes Kind, der Entbindungstermin steht kurz bevor. Doch dann steht Moritz‘ bester Freund Raffael vor der Tür, den er seit sechzehn Jahren nicht gesehen ...

Moritz und seine Freundin Kristin freuen sich auf ihr erstes Kind, der Entbindungstermin steht kurz bevor. Doch dann steht Moritz‘ bester Freund Raffael vor der Tür, den er seit sechzehn Jahren nicht gesehen hat. Es gab eine Zeit, da waren sie als Motz und Raf unzertrennlich. Sie beide, und Jo. Doch dann ist etwas passiert. War es von Beginn an eine unausweichliche Konsequenz? Oder doch nur eine zufällige Entwicklung? Und was heißt das heute für sie?

Die dunklen Farben des Covers machten mich neugierig, welche Geheimnisse ich wohl entdecken werde, wenn ich einen Blick hinter die abgebildeten Farne und zwischen die Buchdeckel werfe. Gleich zu Beginn wird Moritz‘ Leben von einem Moment auf den nächsten auf den Kopf gestellt, als sein bester Freund nach sechzehn Jahren als Übernachtungsgast vor der Tür steht.

Im Folgenden springt das Buch in die Vergangenheit und erzählt aus der Perspektive von Moritz‘ Mutter Marie, wie die Freundschaft der beiden begonnen hat. Marie ist mit ihren beiden Kindern von Wien aufs Land nach Hallein gezogen, es war zu wenig Platz in der engen Stadtwohnung. Ihr Mann Alexander hat dort ein Haus von seinen Großeltern geerbt. Hier soll sie auf ihn warten, bis er mit dem Medizinstudium fertig ist. Sie ist eine Fremde - genau wie Sabrina, Raffaels Mutter. Und doch sind die beiden ganz verschieden. Moritz und Raf scheinen sich hingegen gefunden zu haben. Doch da gibt es immer wieder Momente, die Marie ins Grübeln bringen, wie gut die Freundschaft für Moritz ist.

Zurück in der Gegenwart lernt man eine weitere Beteiligte kennen: Johanna lebt in Florenz und muss feststellen, dass Raf gegangen ist. Sie setzt alles daran, ihn wiederzufinden, wie sie es schon oft getan hat. Indem der Roman regelmäßig zwischen der Gegenwart und Vergangenheit sowie den Perspektiven von Moritz, Marie und Johanna wechselt taucht man als Leser immer tiefer ins Geschehen ein und begreift Stück für Stück, was eigentlich vor sich geht. Das ist zunächst weder dem Leser noch Moritz klar, als Raffael so urplötzlich in sein Leben eindringt. Der Autorin gelingt es, mich durch die von ihr gewählten Worte zu fesseln und die Geschichte gleichzeitig so geschickt zu erzählen, dass ich auf der Suche nach Antworten unbedingt weiterlesen wollte.

Dunkelgrün fast schwarz ist die Aura, die Raffael umgibt, als er sich bei Moritz einnistet. Denn Moritz sieht bei jedem Menschen Farben, die ihn umgeben. Ein wohlgehütetes Geheimnis, das er Raf damals verraten hat. Mit seinem Verhalten und den Erinnerungen, die er mit sich bringt, reißt er bei Moritz alte Wunden auf. Wie Johanna ins Bild passt, gilt es herausfinden. Am Ende steht ein Begreifen, das viele unterschiedliche Gefühle auslöst und die Frage aufwirft, inwiefern späte Erkenntnis hilft oder schadet. Ein gelungener Abschluss für dieses ungewöhnliche Buch.

Der Autorin Mareike Fallwicks ist mit „Dunkelgrün fast schwarz“ ein starkes literarisches Debüt gelungen. Die Geschichte von Motz, Raf und Jo ist alles andere als eine typische Dreiecksgeschichte. Mit einnehmender Sprache erzählt sie von einer Freundschaft, die manch einer wohl als verhängnisvoll bezeichnen würde. Ich kann jedem nur raten, sich auf diese besondere Geschichte einzulassen und an der Seite der Charaktere die Vergangenheit zu entschlüsseln, um die Gegenwart zu deuten.

Veröffentlicht am 27.02.2021

Eine intensive Geschichte über eine toxische Freundschaft

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Es fällt mir ziemlich schwer zu diesem außergewöhnlichen Roman eine Rezension zu schreiben, der vorallem durch die Atmosphäre und der poetischen Sprache glänzt.
Der Roman bewegt sich auf mehreren Zeitebenen ...

Es fällt mir ziemlich schwer zu diesem außergewöhnlichen Roman eine Rezension zu schreiben, der vorallem durch die Atmosphäre und der poetischen Sprache glänzt.
Der Roman bewegt sich auf mehreren Zeitebenen und spielt in Hallein bei Salzburg. Marie kommt aus der Stadt und zieht gemeinsam mit ihrem Mann Alexander in das Haus seiner Großeltern. Es befindet sich abgelegen und etwas außerhalb der Kleinstadt und Marie fällt es dadurch noch schwerer als Zugezogene Freunde zu finden. Ihr Mann studiert in Wien Medizin und sie verbringt die Tage alleine mit ihrem vierjährigen Sohn Moritz und ihrem Baby Sophia. Eines Tages trifft sie auf dem Spielplatz die ebenfalls Zugezogene Sabrina mit dem göleichaltigen Sohn Raffael und dem Babybruder Samuel. Raffael und Moritz werden beste Freunde, wobei Raffael immer derjenige ist, der den Ton angibt und Moritz ihm folgt. Raf und Motz nennen sie sich und sind ab nun unzertrennlich, selbst als im Gymnasium Johanna dazustößt und aus ihnen ein Trio wird. Doch kurz nach der Matura bricht alles auseinander und die drei ehemals besten Freunde haben keinerlei Kontzakt mehr....bis Raffael sechzehn Jahre später eines Tages vor Moritz Tür steht....

Mareike Fallwickl erzählt aus verschiedenen Perspektiven aus der Sicht von Marie, Moritz, Johanna und Raffael. Um nicht zu verwirren, stehen jeweils Jahreszahl und Name zu Beginn des Kapitels. Die Stimmung ist von Beginn an düster und beklemmend. Raffael ist bereits als Kleinkind manipulativ und hat später Anzeichen eines Psychopaten. Er drangsaliert seine Mitschüler und beeinflusst mit seinem gespielten Charme und seinem Aussehen die Menschen in seiner Umgebung. Er bleibt, obwohl er der rote Faden in der Geschichte ist, allerdings gegenüber den anderen Figuren etwas an der Oberfläche. Wir lernen seine Tiefen nicht kennen und ich bekam kein Gesamtbild von ihm. Er spielt mit dem Leser genauso, wie mit den Charakteren. Ich denke aber, dass dies die Autorin so gewollt hat.

Moritz ist ihm von Anfang an ausgeliefert, denn er ist ein schüchternes und zurückhaltendes Kind und Jugendlicher. Sein Zeichentalent und seine Gabe die Auren der Menschen zu sehen, machen ihn ebenfalls zu einem sehr interessanten, aber passiven Charakter. Er ist harmoniesüchtig und entwickelt eine emotionale Abhängigkeit gegenüber Raffael, aus der er sich nicht lösen kann.
Johanna hat als Jugendliche ihre Eltern verloren und durchschaut die beiden Jungs von Beginn an. Sie hat etwas selbstzerstörerisches an sich und begibt sich in eine ungesunde Abhängigkeit. Sie lebt ihr Leben immer kurz vor dem Abgrund.

Die Autorin hat die zwischenmenschlichen Abgründe und die toxische Beziehung zwischen den drei Freunden sehr authentis wiedergegeben. Die Sprache ist wunderbar poetisch, wird jedoch oftmals von ziemlich derben und obszönen Sätzen oder Wörtern unterbrochen. Dabei fühlt man sich, als ob man mit dem Hammer einen Schlag auf den Kopf bekommen würde. Es ist sicherlich von der Autorin so gewollt, fand es aber nicht immer positiv.

Ich hatte während des Lesens immer das Gefühl, dass jeden Moment die Bombe platzen könnte. Ich wusste nicht, was damals passiert ist, doch die anhaltende angespannte Atmosphäre, die mir wie die Ruhe vor dem Sturm vorkam, hat mich oftmals an einen Psychothriller erinnert. Langsam setzten sich alle Puzzlestücke zusammen und Moritz muss sein Leben nochmals gründlich überdenken. Nur das Ende konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Deswegen bekommt "Dunkelgrün fast schwarz" keine 5, sondern "nur" 4 1/2 Sterne von mir. Ich empfehle dieses Debüt allerdings sehr gerne weiter und bin begeistert von dieser ganz speziellen Geschichte, die Mareike Fallwickl erschaffen hat.

Fazit:
Ein intensiver Roman, der unter die Haut geht. Die anhaltendene subtile Spannung und die Furcht, dass jederzeit die Bombe platzen könnte, erinnert an einem Psychothriller. Gekonnt setzt die Autorin die Fäden zusammen, konnte mich aber mit dem Ende nicht ganz überzeugen. Ein eindringlicher Roman, der einem noch länger beschäftigt.

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Veröffentlicht am 01.08.2018

Freundschaft voller dunkler Geheimnisse

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„Es war nur ein Zufall, ein Unglück, dass er Raf begegnet ist. Das Schlimmste vielleicht, was ihm je geschehen ist. Und Jo. Für Jo gilt das ebenfalls. Und gleichzeitig, ein bisschen auch das Beste.“


Inhalt


Für ...

„Es war nur ein Zufall, ein Unglück, dass er Raf begegnet ist. Das Schlimmste vielleicht, was ihm je geschehen ist. Und Jo. Für Jo gilt das ebenfalls. Und gleichzeitig, ein bisschen auch das Beste.“


Inhalt


Für Moritz ändert sich förmlich von einem Moment auf den anderen sein Leben, als vollkommen unerwartet sein bester Freund aus Kindertagen vor der Haustür steht. Raffael, genannt Raf, den er seit fast 15 Jahren nicht mehr gesehen hat, bittet um ein Nachtquartier und Moritz gewährt es ihm, wie jeden seiner Wünsche seit eh und je. Eigentlich hat Moritz mit dieser alten Freundschaft längst abgeschlossen, denn Raffael ist damals einfach verschwunden, ohne ein Wort des Abschieds, ohne sich für irgendetwas zu interessieren. Die Beziehung der beiden zueinander ein Phänomen – war es doch immer der charismatische, einprägsame Raf, dessen Skrupellosigkeit und Entschlossenheit ebenso wie seine Geheimniskrämerei einen deutlichen Gegenpol zu Moritz Offenheit und Schüchternheit darstellten. Erst als Kristin, die Lebensgefährtin von Moritz kurz vor der Entbindung ihres ersten Kindes auszieht, weil sie es nicht länger mit Raffael unter einem Dach aushält und dieser keine Anstalten macht, die Unterkunft zu verlassen, sieht sich Moritz gezwungen, die unschöne Vergangenheit aufzuarbeiten und den Dämonen von damals Zutritt zu gewähren.


Doch von was lebt Raffael eigentlich? Warum bleibt er so lange und wo will er hin? Und warum klingelt er nach so vielen Jahren gerade bei Moritz an der Tür? Fragen, die einer dringenden Klärung bedürfen und die umso elementarer werden, als plötzlich Jo, die Jugendlieber beider Männer auftaucht und sich dazugesellt. Moritz ist sich sicher – das ist ein abgekartetes Spiel und sein Seelenheil der bittere Preis für die absichtlichen Fehltritte anderer.


Meinung


Die österreichische Autorin Mareike Fallwickl widmet sich in ihrem Debütroman den vielen unterschiedlichen Facetten einer unausgeglichenen Männerfreundschaft, die in ihrer Tiefe und Intensität schnell den Weg der Normalität verlässt. Sie schafft ein psychologisches Porträt über menschliche Motive, Beziehungen einzugehen, sie zu führen auch entgegen der inneren Überzeugung und sie mit bitterem Nachgeschmack zu beenden. In erster Linie steht dabei der Wille und die Charakterstärke Einzelner im Zentrum der Erzählung und ihre Macht oder besser der Missbrauch selbiger, um das eigene Selbst zu erhöhen und andere damit zu erniedrigen.


„Dunkelgrün fast Schwarz“ bezeichnet die Farbe, die der künstlerisch begabte Moritz an seinem vermeintlich besten Freund wahrnimmt. Denn Moritz verfügt über die ungewöhnliche Begabung rund um eine fremde Person eine sich verändernde, doch dominante Farbe wahrzunehmen. Und dieses Gefüge manifestiert sich in klaren, hellen Farben und damit freundlichen Charakteren und dunklen, gefährlichen Tönen, die dennoch enorm reizvoll sind. Doch was Moritz nicht kann, ist es Grenzen zu ziehen und sich gegen das Bedrohliche in Raffael abzugrenzen. Er wird zum emotional abhängigen Mitläufer, dem durchaus mit erschreckender Einsicht bewusst wird, dass sein Ego immer durchscheinender im Glanz des Anderen wird.


Die Autorin vermag es intensiv und spannend eine Geschichte über viele Jahre hinweg aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und doch immer im entscheidenden Moment, den Leser im Unklaren zu lassen und eine seltsame Schwebe aufrechtzuerhalten, die fesselt aber auch anstrengt, denn nie erfährt man, was Raffael eigentlich ist und was er mit seinem Verhalten bezweckt.


Fazit


Ich vergebe empfehlenswerte 4 Lesesterne für einen gut durchdachten, auf Emotionen und Geheimnissen basierenden Roman, der tief in menschliche Abgründe hineinschaut. Wer sich für Psychologie interessiert oder hinter die gutbürgerliche Fassade schauen möchte, ist hier genau richtig. Zum Lieblingsbuch fehlt mir aber einiges, auch wenn viele Leser so schwärmen. Vor allem die Tatsache, dass die Spannungskurve so sehr ausgereizt wird, hat mir missfallen. Denn irgendwann habe ich aufgehört, den Menschen hinter dem Protagonisten zu suchen und habe das Geschehen nur noch hingenommen, ohne mir genauere Gedanken darüber zu machen.

Veröffentlicht am 26.04.2018

Klasse Debüt mit herausragendem Schreibstil!

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Mareike Fallwickls Schreibstil ist grandios! Selten hat mich ein Schreibstil so begeistert. Die Autorin schreibt sehr umgangssprachlich, wodurch das Ganze enorm authentisch wird. An den richtigen Stellen ...

Mareike Fallwickls Schreibstil ist grandios! Selten hat mich ein Schreibstil so begeistert. Die Autorin schreibt sehr umgangssprachlich, wodurch das Ganze enorm authentisch wird. An den richtigen Stellen wird der Sprachgebrauch sogar etwas vulgär, was jedoch in keinster Weise deplatziert wirkt! Ein sehr tiefsinniger, anschaulicher Schreibstil, der aber nicht abgehoben wirkt. Top!

Der Titel „Dunkelgrün fast schwarz“ bekommt im Laufe des Buches einen richtig tollen und tiefsinnigen Hintergrund. Was für mich ein absoluter Pluspunkt ist! Selten kommt mir ein Titel so trefflich und vorallem sinnig gewählt vor.

Wir bekommen die Geschichte aus 3 Perspektiven erzählt. Einmal von Moritz, dann von Marie (Moritz‘ Mutter) und von Johanna. Man erkennt recht schnell, was alle drei gemeinsam haben und wo im Grunde der Knackpunkt liegt. Raffael lernen wir nur durch die Augen der Drei kennen.

Die Rückblicke auf das Geschehen in der Vergangenheit machen speziell Raffael greifbarer für den Leser. Sie schaffen die richtige Grundlage um die Freundschaft von Raffael und Moritz nachvollziehen zu können. Ausserdem bringen sie einem die passende Atmosphäre und das Verständnis für die Situation von Moritz‘ Mutter Marie rüber.

Wir bekommen hier ausgezeichnete Charaktere aufgezeigt, die vorbildlich in dieses „Beziehungskonstrukt“ hineinpassen. Die Tiefe der Charaktere sowie der Beziehungen zwischen ihnen ist perfekt ausgearbeitet und man kann sich mit Fortschreiten des Buches in jeden von ihnen hineinversetzen. Das anfängliche Kopfschütteln über das Verhalten von Moritz und seiner Mutter wischen von Seite zu Seite einem tiefsitzenden Verständnis ihnen gegenüber. Die Gefühle der Protagonisten gingen auf mich über und oftmals habe ich mich in das Geschehen extrem involviert gefühlt.

Das Ende des Buches betrachte ich zwiespältig. Einerseits löste es in mir eine wohlige Erleichterung und Befriedigung aus, andererseits blieb ich mit einigen offenen Fragen zurück. Hier unterliegt zum Schluss einiges der Interpretation des Lesers, was ich eigentlich gar nicht mal verkehrt finde. Jedoch hätte ich mir ein paar Fragen doch geklärt gewünscht.

Fazit:
Der Schreibstil von Mareike Fallwickl ist einfach grandios und zieht den Leser in seinen Bann. In Verbindung mit den hervorragend ausgearbeiteten Charakteren und deren Beziehungen zueinander bekommt die Geschichte eine fast makellose Authentizität!

Für meinen Geschmack hätte Raffael ruhig noch etwas mehr beleuchtet werden können, da er ein sehr interessanter Charakter ist. Auch die ein oder andere Frage hätte gerne noch aufgeklärt werden können.

Ansonsten bekommen wir hier einen emotionalen, tiefsinnigen Roman über eine Freundschaft und deren Beziehungskonstrukte geliefert, die einen zum Nachdenken und Mitfühlen bewegen. Für mich eine tolle Ausarbeitung der negativen Seiten einer fatalen Freundschaft und ihrer Auswirkungen auf alle Beteiligten.

Von mir gibt es 4/5 Sterne!