Auszug aus dem Klappentext:
Der kabaretteske Monolog »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« beschert dem geneigten Leser Einblicke in das Leben des Vollblutverwaltungsgenies Hans Fredenbek, der sich in seinem ganz eigenen Gedankengewirr aus Aktenzeichen, Dienstverordnungen, statistischen Erhebungen zusehends verheddert. Es wird deutlich, dass er sich von dem Leben jenseits seines Büros nahezu völlig verabschiedet hat. Vor allem aber wird schonungslos aufgedeckt, dass es zwischen Slapstick und Tragik eine Nahtstelle gibt. Und dass diese Nahtstelle einen Namen hat. Und dass dieser Name Hans Fredenbek ist.
In ihrer Schulzeit hatten Marina und Carsten eine Liebesbeziehung. Nach 20 Jahren soll ein Klassentreffen stattfinden. So meldet sich Carsten, einer der Initiatoren, auch bei Marina, deren Leben nach Schicksalsschlägen zeitweilig aus den Fugen geraten war. Die gemeinsame innige Zeit ist für sie längst Vergangenheit, ein Früher. Aber an Carstens Gefühlen hat sich anscheinend nichts geändert. Sein Anruf weckt auch bei Marina Erinnerungen. Das unverfänglich begonnene Telefonat führt beide in ein Wechselbad der Gefühle ...
Fazit:
Bei dem Monolog des Beamten entstanden sehr schnell Bilder in meinem Kopf. Wer kennt ihn nicht, diesen absoluten, verstaubten Vorzeigebeamten? Gefangen im Alltag der Verordnungen und Vorschriften, scheint Herr Fredenbek außerhalb seines Büros nicht lebensfähig zu sein. Er gibt tiefe Einblicke in sein Leben als Vollblutbeamter. Dies beschränkt sich darauf, immer genau die festgelegten Abläufe einzuhalten und niemals über die Stränge zu schlagen. Ihm ist es wichtig, seine notwendigen Arbeitsmaterialien auf dem von ihm festgelegten Platz abzulegen, damit in seinem Leben immer Ordnung herrscht. Selbst im Urlaub kann Fredenbek sich nicht von seinem Beamtenalltag lösen und er tüftelt sich eine Art Büroleben für diese fürchterliche Zeit aus. Leben scheint für Fredenbek nur noch innerhalb seines Büros mit den Vorschriften und Akten möglich zu sein.
Mich hat der tiefschürfende Humor dieses Theaterstückes restlos begeistert und ich habe die Verwirrungen und Verstrickungen von Fredenbek mit zunehmender Erheiterung genossen. An vielen Stellen habe ich herzhaft gelacht und war begeistert von den Wortschöpfungen des Autors. Fredenbek verheddert sich zunehmend in seinen abstrusen Theorien über den perfekten Büroalltag mit seinen Abgründen, die er unbedingt verhindern will, bis hin zu seiner Ehe und der heimlichen Sehnsucht nach seiner Kollegin. So festgefahren das Leben von Fredenbek erscheint, so überraschend kommt das viel zu schnelle Ende mit dem überraschenden Knaller, den der geneigte Leser vielleicht geahnt hat. Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten, ich empfehle, dieses Buch unbedingt selbst zu lesen, es lohnt sich.
Ich hätte gerne noch länger an Fredenbeks Beamtendasein teilgenommen, da ich total fasziniert von seinen Ausführungen und dem Humor war. Für mich ein absolut verdienter 2. Platz des Autorenwettbewerbes "Perlen vor die Säue".
Die Einladung zum Klassentreffen kommt vielen von uns erst einmal bekannt vor. Ein Anruf nach 20 Jahren, mit dem Ziel die alten Freunde/ Freundinnen einzuladen. Dieser Anruf erscheint im ersten Moment so unspektakulär, um den Leser dann schnell in seinen Bann zu ziehen.
Marina nimmt diesen Anruf in einem Zugabteil entgegen und so bleibt es nicht aus, dass es Zuhörer gibt. Marina tauscht sich mit Carsten über die letzten 20 Jahre aus und es wird schnell klar, dass die zwei füreinander bestimmt sind. Wie konnten sie es solange getrennt voneinander aushalten?
Schnell ist wieder dieses Vertrauen da und ich konnte sehr schnell mit Marina und Carsten fühlen. Kein Wunder, dass es unfreiwillige Mithörer gab, die ebenfalls berührt waren. So ist es kaum verwunderlich, dass die Mithörer auch das Ende erleben wollen. Auch von diesem Theaterstück war ich fasziniert und ich empfehle es gerne weiter.
Erzählt wird eine gewöhnliche Alltagssituation, die wir so oder ähnlich auch schon erlebt haben. Die Protagonisten sind authentisch und sympathisch und scheinen aus dem wahren Leben gegriffen, so dass es Spaß macht, ihr Gespräch zu belauschen und ein Stück ihres Weges mit ihnen zu gehen. Ob es bei diesem Gespräch bleibt, oder ob es eine Zukunft gibt? Das müsst ihr selbst lesen, es lohnt sich.
Ich gebe zu, dass ich überlegen musste, ob ich wirklich Theaterstücke lesen möchte, da ich solche Lektüre in schlechter Erinnerung habe. Für mich steht fest, dass ich gerne weitere Bücher von Martin Schörle lese, da er mich mit seinem Schreibstil und dem Humor überzeugt hat.
Von mir eine absolute Leseempfehlung, an alle Leser, die den etwas anderen Humor lieben.