Rebellisch und zum Nachdenken: Emanzipation um 1900
Meine Rezension
Mary MacLane gelingt mit «Ich erwarte die Ankunft des Teufels» gleich mit ihrem Debutroman ein Kassenschlager. Dies ist jedoch wenig überraschend, denn der Leser findet schon nach wenigen ...
Meine Rezension
Mary MacLane gelingt mit «Ich erwarte die Ankunft des Teufels» gleich mit ihrem Debutroman ein Kassenschlager. Dies ist jedoch wenig überraschend, denn der Leser findet schon nach wenigen Seiten heraus, dass die Hauptprotagonistin des Buches nicht ganz ihn ihre Zeit passt – weder vom Verhalten her, noch von der Denkweise. Eine Frau, die sich in eine andere Frau verliebt, den Teufel anhimmelt und mit den häuslichen Verpflichtungen nichts anfangen kann, passt nicht in die Zeit um 1900. Doch genau zu dieser Zeit wurde dieses Werk verfasst – von Mary MacLane über Mary MacLane.
Um eines gleich vorweg zu nehmen: «Das hier ist kein Tagebuch. Es ist eine Schilderung. Sie zeigt mein inneres Leben in seiner ganzen Nachhaltigkeit» (S. 47). Mary MacLane macht dem Leser gleich selbst klar, dass es sich beim vorliegenden Werk nicht um ein normales Tagebuch handelt. Auf den ersten Blick könnte man dies nämlich durchaus erwägen. Beginnend mit dem 13. Januar 1901 schreibt Mary MacLane Tag für Tag ihre Gedanken, Erlebnisse und Gefühle auf. Dabei ist sie sehr präzise und legt den Schwerpunkt auf ihre Gefühle, ihre Werte und ihr Empfinden. Der Leser bekommt nur wenig vom Alltag der Hauptprotagonistin mit – jedoch genug, um der Gesichte folgen zu können – dafür umso mehr von deren Gefühlslage. Sie ist einsam. Alleine. Ungeliebt. Durch das ganze Buch hindurch wird Mary MacLane nicht müde, dies zu betonen. Sie ist 19 Jahre jung, ledig und, weil von niemandem geliebt, verliebt sie sich in den Teufel. Nun beginnt das Warten auf die Ankunft des Teufels.
Das Buch wird – wie für ein Tagebuch üblich – in der Ich-Perspektive geschrieben. Die Lesenden begleiten Mary MacLane während des Buches (das entspricht etwa 3 Monate des Lebens von Mary) und erhalten einen sehr guten Einblick in die Gefühlswelt und das Empfinden von MacLane. Der Autorin gelingt es ausgezeichnet, die Gefühle und Leidenschaft der «Lebenstragödie» (wie MacLane es selbst bezeichnet) einzufangen. Das Buch brachte mich immer wieder zum Schmunzeln aber auch zum Nachdenken. Obschon um 1901 geschrieben, passt es auch in die heutige Zeit hervorragend. Mary MacLane war – als Autorin wie auch als Hauptprotagonistin des Buches – eine rebellische, redegewandte und selbstsichere Frau. Sie war ihrer Zeit weit voraus.
Übrigens passt das Cover des Buches perfekt zum Buch: Mary MacLane persönlich.
Mein Fazit
«Ich erwarte die Ankunft des Teufels» ist ein literarischer Leckerbissen, auf den man sich einlassen muss um ihn verstehen zu können. Mary MacLane hat mit ihrem Debutroman sicherlich kein Buch «für zwischendurch» geschrieben. Wer jedoch gewillt ist, sich auf ein ungeliebt gefühlter Teenager aus dem vorigen Jahrhundert einzulassen, der wird nicht enttäuscht werden. Lesen lohn sich!