Profilbild von PrinzessinButterblume

PrinzessinButterblume

Lesejury Profi
offline

PrinzessinButterblume ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PrinzessinButterblume über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2024

Wie kann man weiterleben?

Blue Sisters
1

Aus vier Schwestern sind drei geworden – vor genau einem Jahr ist Nicky gestorben, aber ihr Tod wirft noch immer lange Schatten auf das Leben ihrer Schwestern. Da wäre zum einen Avery, die älteste, die ...

Aus vier Schwestern sind drei geworden – vor genau einem Jahr ist Nicky gestorben, aber ihr Tod wirft noch immer lange Schatten auf das Leben ihrer Schwestern. Da wäre zum einen Avery, die älteste, die immer die Mutterrolle übernahm, die jetzt in London lebt und eigentlich ein perfektes Leben führt … wäre da nur nicht der winzige Hinweis im Prolog, dass sie es demnächst an die Wand fahren wird. Die zweitälteste Schwester ist Bonnie, ehemaliger Box-Champion, die sich mit sich und ihrer Trauer in LA vergräbt. Und zu guter Letzt noch das Nesthäkchen Lucky. Lucky jettetet als Model durch die Model, ist nirgends richtig zu Hause und gibt sich einem Exzess nach dem nächsten hin.

Das Buch wird immer abwechselnd aus der Sicht von allen drei Schwestern erzählt. Dabei gibt es zum Glück keine Schwester, deren Leben oder Abschnitt langweilig wäre, sondern alle schaffen es, einen zu fesseln und sind interessante Charaktere, die man gerne weiterverfolgt. Gut gemacht ist da auch die Verbindung der Schwestern untereinander, denn obwohl es eine Weile dauert, bis die drei persönlich aufeinandertreffen, sind sie trotzdem immer in den Kapiteln der anderen auf die ein oder andere Weise präsent.

Alles dreht sich darum, wie die Schwestern nach Nickys Tod mit ihren Leben umgegangen sind und das ist mal mehr – häufig eher weniger – gut gelungen. Aber auch das Aufwachsen in einem dysfunktionalen Elternhaus spielt eine große Rolle. Genauso wie die große Frage, wie genau Nicky damals gestorben ist und welche Rolle Schuld dabei spielt und wie man jetzt einfach so weiterleben kann. Aber auch Süchte jeglicher Art sind ein großes Thema, Drogen, Alkohol, Schmerz – es wird viel angesprochen hier. Manchmal hat man schon fast das Gefühl, es ist ein bisschen zu viel, als wäre die Geschichte ein bisschen zu vollgepackt mit zu vielen großen Themen.

Ein kleines Manko war für mich tatsächlich das Ende. Ich möchte jetzt hier nichts spoilern, aber es hat mich nicht auf die Art und Weise zufrieden gestellt, wie ich gehofft hatte und dem Rest des Buches dadurch leider einen kleinen Beigeschmack gegeben. Das hier wäre so ein Buch gewesen, bei dem weniger mehr gewesen wäre.

Insgesamt hat mir das Buch aber schon wirklich gut gefallen, es hat sich flott weggelesen und ich habe immer gerne zu der Geschichte gegriffen. Das lag bestimmt auch an Coco Mellors sehr angenehmen Schreibstil. Das war mein erstes Buch dieser Autorin, aber bestimmt nicht mein letztes.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 02.09.2024

Pures Wohlfühlbuch für jung und alt

Agency for Scandal
0

Izzy Stanhope ist nicht unbedingt das Musterbeispiel, wie eine junge Dame, in der Regency Zeit zu sein hatte - sie kann Schlösser knacken, ist nicht auf den Mund gefallen und Mitglied der Agency for Scandals. ...

Izzy Stanhope ist nicht unbedingt das Musterbeispiel, wie eine junge Dame, in der Regency Zeit zu sein hatte - sie kann Schlösser knacken, ist nicht auf den Mund gefallen und Mitglied der Agency for Scandals. Einer Agentur von Detektivinnen, die Skandale in der High Society aufdeckt und für die Rechte von Frauen kämpft. Und so ganz nebenbei ist Izzy auch noch in einen äußerst charmanten Duke verliebt. Doch dann wird ausgerechnet besagter Duke in einen Juwelen-Diebstahl vermittelt ...

"Agency for Scandals" ist ein unglaublich charmantes Buch, so voller cozy Vibes. Ich bin in Izzys Welt abgetaucht und habe da ein paar ganz wundervolle Stunden verbracht. Laura Wood hat einen tollen Schreibstil, voller Humor und Augenzwinkern und sie schafft es ganz wunderbar die Atmosphäre von Villen, Herrenhäusern und Theatern zu erschaffen. Ihre Beschreibungen der damaligen Zeit sind einfach toll.

Und auch die Charaktere haben mir sehr gut gefallen - allen voran natürlich Izzy, die mit ihrem Doppelleben als Lady und Detektivin so einiges zu jonglieren hat. Was mir hier besonders gut gefallen hat, ist wie das Thema Feminimus aufgeriffen wurde - denn die damalige Zeit war jetzt ja wirklich nicht besonders Frauen freundlich, aber durch die Agentur hat das Buch definitiv einen feministischen Touch, der aber so gelungen und glaubwürdig eingebaut ist, dass er trotzdem perfekt in die Zeit, und natürlich vor allem in die Geschichte, zu passen scheint.

Insgesamt hat mir "Agency for Scandals" wirklich viel Spaß gemacht und ich freue mich total, dass es kein Einzelband ist, sondern wir Izzy noch ein bisschen begleiten dürfen.

Veröffentlicht am 27.08.2024

Im besten Sinne wahnsinnig

Mein Mann
0

Die Protagonistin dieses Buches könnte so glücklich sein - sie hat ihre große Liebe geheiratet, ein tolles Haus, zwei Kinder, einen guten Job - und doch gibt es da ein kleines (oder größeres) Problem, ...

Die Protagonistin dieses Buches könnte so glücklich sein - sie hat ihre große Liebe geheiratet, ein tolles Haus, zwei Kinder, einen guten Job - und doch gibt es da ein kleines (oder größeres) Problem, das sie davon abhält, ihr Leben zu genießen. Sie ist in ihren Mann verliebt. Nicht nur ein bisschen, sondern wahnsinnig doll - die anfängliche Verliebtheit hat bei ihr nie nachgelassen, sondern sich immer weiter gesteigert, während die Liebe ihres Mannes mit der Zeit zur Normalheit geworden ist. Seine Frau weiß nicht wohin mit ihrer Liebe und so wird sie immer misstrauischer, beobachtet ihren Mann, spioniert ihm hinterher, inszeniert ihr Leben, nur um ihm zu gefallen.

Maud Venturas Geschichte hat mich wirklich umgehauen. Wir begleiten die Frau eine Woche lang durch ihr Leben. Dabei ist die Geschichte nicht zwingend gradlinig erzählt, sondern lebt von eingestreuten Erinnerungen - aber alles überhaupt nicht langweilig, sondern so fesselnd, wie nur sonst was. Ganz besonders hervorheben muss ich auf den Schreibstil der Autorin. Sie hat eine ganz eigene Stimme, schafft einfach nur tolle und wirklich atmosphärische Bilder und so eine großartige Stimmung. Aus ganz kleinen Alltäglichkeiten werden hier große Momente und es wird eine ganz eigentümliche, aber sehr sogartige Spannung entwickelt.

Sowohl die Frau als auch ihr Mann bleiben eigentümlich blutleer - sie ist die Liebende, er der Geliebte, darüber hinaus haben sie nicht viele Eigenschaften, aber was auf den ersten Blick abschreckend erscheinen mag, hat in diesem Buch perfekt funktioniert, weil wir so wirklich beim Kern der Sache bleiben - der Liebe, der Obsession. Und trotzdem ist man so sehr im Kopf der Protagonistin, dass man ihre Besessenheit förmlich atmet und mit ihr gemeinsam voller Spannung am Abend auf die Heimkehr ihre Mannes wartet.

"Mein Mann" kommt ohne einen direkten Plott aus, sondern lebt wirklich von der reinen Obsession der Frau, von ihren Gefühlen, ihrem Wahnsinn und das reicht auch völlig. Mehr braucht dieses großartige Buch nicht. Es ist bestimmt nicht für jeden etwas, aber jeder der morbide, leicht verstörende Geschichten mag, kann ich "Mein Mann" sehr ans Herz legen. Für mich ein absolutes Highlight!

Veröffentlicht am 16.08.2024

Wichtige Message, die aber die Story leider nicht trägt

A Beautiful Flaw
0

Die Zwillinge Vic und Sam gleichen einander auf den ersten Eindruck wie ein Ei dem anderen, doch der Schein trückt - wärhrend Sam gefeierter Schauspielstar einer Regency-Serie ist, bleibt Vic dem Rampenlicht ...

Die Zwillinge Vic und Sam gleichen einander auf den ersten Eindruck wie ein Ei dem anderen, doch der Schein trückt - wärhrend Sam gefeierter Schauspielstar einer Regency-Serie ist, bleibt Vic dem Rampenlicht fern, ihre Leidenschaft sind Make-up Tutorials. Doch dann bekommt Vic ein Kooperationsangebot, das sie unter keinen Umständen ausschlagen kann - auch wenn dieses Angebot, sie ausgerechnet an das Serien-Set ihrer Schwester führt. Und dann trifft sie dort auch noch auf den gut aussehenden Lex, den männlichen Hauptdarsteller, zu dem sie sich hingezogen fühlt, der aber auch seine ganz eigenen dunklen Seiten hat ...

"A beautiful Flaw" wird aus drei Perspektiven erzählt - Vic, Sam und Lex - auch wenn Vics Geschichte eindeutig im Vordergrund steht. Vic an sich ist eine sympathische Protagonistin, die mit allerlei Unsicherheiten und Zweifeln zu kämpfen hat. Das steht ihr aber auch ziemlich im Weg, sie lässt sich von anderen Leuten viel zu viel gefallen und ist oft viel zu naiv - ich gestehe, das war nicht immer leicht auszuhalten und hat auch nicht soo viel Spaß beim Lesen gemacht. Lex ist kein typischer Bad Boy, sondern hat auch viele weiche Seiten und scheut sich nicht, diese zu zeigen, was ich sehr mochte. Mit Sam hingegen bin ich leider auch nicht richtig warm geworden, bzw. trotz ihrer Perspektive habe ich irgendwie keinen richtigen Zugang zu ihr gefunden. Vielleicht würde sich das ja in Band 2 ändern, in dem sie die Hauptrolle spielt.

Das Erzähltempo ist eher langsam, gerade am Anfang. An sich nicht schlimm, wenn es nicht oft schon fast an der Grenze zu langweilig schrappen würde. Tortz allem war da irgendetwas, was mich hat weiterlesen lassen, weil ich auf das Ende gespannt war - nur, um dann enttäuscht zu werden, weil der große Knall, die große Enthüllung irgendwie ausblieb. Ein bisschen als wäre da vorher etwas aufgebauscht worden, um künstlich Spannung zu erzeugen, was unbeachtet in sich zusammengefallen ist. Die behandelten Themen Schönheit, Minderwertigkeitskomplexe, Ängste, Streben nach Perfektion waren aber auf jeden Fall wichtig und sind auch gut zur Geltung gekommen, manchmal etwas zu Kosten einer spannenden Story.

Insgesamt ist "A beautiful Flaw" ein nettes Buch, an dem man manchmal Spaß hat, über das man sich öfter ärgern kann, kurz, das man lesen kann, aber nicht muss.

Veröffentlicht am 12.08.2024

Geschlossene Gesellschaft

Pineapple Street
0

"Pineapple Street" ist kein Plot-getriebenes Buch - wer unbedingt einen klaren Handlungsstrang braucht, wird mit dieser Geschichte vermutlich nicht glücklich werden. "Pineapple Street" ist ein Buch, das ...

"Pineapple Street" ist kein Plot-getriebenes Buch - wer unbedingt einen klaren Handlungsstrang braucht, wird mit dieser Geschichte vermutlich nicht glücklich werden. "Pineapple Street" ist ein Buch, das von Personen lebt, von kleinen Alltäglichkeiten, die vielleicht nicht ganz so alltäglich sind. Es ist ein Blick in die Welt der Reichen und Schönen und ihrer ganz eigenen Probleme.

Erzählt wird die Geschichte aus drei verschiedenen, weiblichen Sichtweisen, die sich immer abwechseln. Zum einen haben wir da die Geschwister Darley und Georgiana, beide in Brooklyn Heights aufgewachsen und quasi mit dem goldenen Löffel im Mund geboren. Sie kennen keine wirklichen Probleme, zumindest keine, die Geld nicht regeln können, haben ihre Ferien in Camps verbracht, die besten Ausbildungen genossen und tragen Diamant-Ohrringe auch mal zur Kostümparty. Dann haben wir da noch Sasha als dritte im Bunde - auch wenn sie eigentlich gar kein Teil des Bundes ist. Sasha ist die Schwägerin der beiden Schwestern, stammt aus weniger betuchten Verhältnissen und sucht ihren Platz in der für sie so neuen Welt. Doch diese Welt spielt nach ihren ganz eigenen Regeln und ist ein bisschen wie eine schillernde Glaskugel, in die man zwar hineinsehen kann, aber wirklich hinein kommt man nicht. Wir begleiten die drei Frauen ein Stück durch ihre Leben, nehmen an ihren Freuden, aber auch an Tiefschlägen teil und schauen zu, wie sie sich mal mehr mal weniger durchbeißen und erfahren dabei natürlich immer wieder, dass Geld eben auch nicht alles ist.

Mir hat die Lektüre von "Pineapple Street" wirklich viel Spaß gemacht. Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Tatsächlich kann ich gar nicht so genau sagen, was mich da so gefesselt hat, aber ich musste immer wieder an die Geschichte denken und habe mich schon immer sehr aufs Weiterlesen gefreut. Allen, für die eine Geschichte nicht nur über die Handlung funktionieren kann, sondern auch über die kleinen Dinge, über Personen, den Alltag, die kleinen Kämpfe, kann ich dieses Buch sehr empfehlen. Es ist ein faszinierender Einblick in eine fremde und auch ein bisschen bizarre Welt.