Cover-Bild Von dem, der bleibt
(3)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 17.10.2024
  • ISBN: 9783423284196
Matteo B. Bianchi

Von dem, der bleibt

Roman | »Ein intensives Buch über Überlebende, über die keiner spricht. Sie sind wie Schlafwandler, die hier erlöst werden.« La Repubblica
Amelie Thoma (Übersetzer)

Ein Liebesabschied, der mit einem Tabu bricht

»Wenn du wiederkommst, bin ich schon nicht mehr da.« Der Angesprochene versteht den Satz seines Freundes am Telefon als einfache Information nach einem Streit. Aber als er nach Hause kommt, begreift er, es war die Ankündigung einer Trennung für immer. Fünfundzwanzig Jahre lang hat Matteo B. Bianchi gewartet, um diesen autofiktionalen Roman zu schreiben.

Ein offenes, mitreißendes Buch über Trauer, Wut, Liebe. Über diejenigen, die nach dem Tod eines nahestehenden Menschen zurückbleiben.

Was habe ich übersehen? Was hätte ich anders machen müssen? – Sie sind alleine mit ihren Fragen. Doch dieses Buch wird ihnen Antworten geben, wie es nur wahre Literatur kann, schlicht, präzise, ins Herz treffend.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2024

Schattierungen des Abschieds

0

Es ist November 1998, als sich A. mit Anfang 40 das Leben nimmt. Sein Ex-Partner, der 32-jährige Matteo Bianchi, findet ihn erhängt in der Wohnung in Mailand. Entsetzen, Schock und Trauer bestimmen von ...

Es ist November 1998, als sich A. mit Anfang 40 das Leben nimmt. Sein Ex-Partner, der 32-jährige Matteo Bianchi, findet ihn erhängt in der Wohnung in Mailand. Entsetzen, Schock und Trauer bestimmen von diesem Moment an den Alltag des Hinterbliebenen, des Davongekommenen…

„Von dem, der bleibt“ ist ein autofiktionaler Roman von Matteo B. Bianchi.

Der Schreibstil ist ein wenig fragmentarisch, bisweilen anekdotenhaft. Kurze Passagen wechseln sich ab. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Matteo - mal im Präsens, mal im Präteritum, aber nicht chronologisch. Dabei wird nicht nur in den Zeiten, sondern auch hinsichtlich der Themen oft gesprungen. Dennoch wirkt die Struktur nur auf den ersten Blick chaotisch. Beim Lesen erschließt sich allmählich die sinnvolle Abfolge.

Die atmosphärische, eindringliche und zugleich unaufgeregte Sprache des Romans hat mich beeindruckt. Kein Wort ist zu viel. Kluge Gedanken reihen sich aneinander. Gelungene Bilder vermitteln das beinahe Unbeschreibliche. Immer wieder eingestreute Zitate ergänzen den Text auf bereichernde Weise.

Im Zentrum stehen vor allem Matteo und A. Die Gedanken und Gefühle des Ich-Erzählers werden sehr gut deutlich. Viele weitere Figuren tauchen nur kurz auf und bleiben blass, was jedoch in diesem Fall absolut passt.

Drei Schwerpunkte zeichnen sich auf der inhaltlichen Ebene ab: Erlebnisse aus der gemeinsamen Vergangenheit mit A., der Suizid an sich und vor allem die Zeit nach dieser drastischen Erfahrung. Insbesondere die Frage, wie es den Angehörigen nach einem Selbstmord geht und wie schwierig diese Art von Verlust für das eigene Weiterleben ist, wird intensiv beantwortet. Offen, selbstkritisch und ehrlich werden Schuldgefühle, Zweifel, Verzweiflung, Trauer, Liebe und weitere Emotionen, die damit verbunden sind, geschildert. Das macht die Lektüre einerseits sehr bewegend und andererseits für Nicht-Betroffene zudem sehr aufschlussreich. Neben den persönlichen Umständen sind allgemeinere Informationen zum Thema Suizid eingeflochten, was für zusätzliche Einblicke sorgt.

Obwohl es auf den rund 300 Seiten keine Spannungskurve oder Ähnliches gibt, hat mich der Text durchweg bei der Stange gehalten. Zwar konnte ich nicht jedes Gefühl des Protagonisten komplett nachempfinden. Dies ist jedoch verständlich und nimmt dem Buch nichts von seiner Aussagekraft.

Der deutsche Titel weicht vom italienischen Original („La vita di chi resta“) ab, ist allerdings nicht mehr oder weniger treffend gewählt. Das Cover erschließt sich leider nicht sofort.

Mein Fazit:
Mit „Von dem, der bleibt“ hat Matteo B. Bianchi ein bewegendes Buch verfasst, das bei mir noch lange nachhallen wird. Eine interessante und intensive Lektüre. Ein Jahreshighlight 2024!

Veröffentlicht am 16.11.2024

Authentisch und sehr wertvoll für Hinterbliebene nach Suizid

0

"Von dem, der bleibt" von Matteo B. Bianchi ist ein zutiefst berührendes Buch eines Hinterbliebenen nach Suizid. Eines "Überlebenden", wie der Autor sich selbst treffend bezeichnet. Schon der Titel des ...

"Von dem, der bleibt" von Matteo B. Bianchi ist ein zutiefst berührendes Buch eines Hinterbliebenen nach Suizid. Eines "Überlebenden", wie der Autor sich selbst treffend bezeichnet. Schon der Titel des Buches drückt so viel aus. Einer ist gegangen, es ist der Ex-Freund des Autors, der kurz nach dem Ende der mehrjährigen Beziehung sein Leben aus eigenem Entschluss beendet hat, in der ehemals gemeinsamen Wohnung. Einer bleibt auf dieser Erde, zuerst einmal in tiefster Verzweiflung. Er hat den anderen, den ehemals Geliebten, tot aufgefunden und sein Leben wurde zutiefst erschüttert durch diese Erfahrung.

In vielen kurzen Kapiteln lässt uns der Autor einfühlsam und authentisch an seinem Weg als Überlebender nach Suizid teilhaben. Wir erleben mit, wie die Zeit unmittelbar danach für ihn war, die Kontakte mit anderen Menschen, was hilfreich war und was weniger. Die große Schuldfrage, die über allem hängt, und die einem von innen, aus dem eigenen Kopf, und oft auch von außen, von anderen, entgegen geschleudert wird. Welche Unterstützungsmöglichkeiten im Bereich Selbsthilfe und Therapie für Überlebende nach Suizid es in Italien gibt (sehr wenige) und wie der Autor dennoch seinen Weg geht, das Trauma bewältigt und sich für ein weiteres Leben in Liebe und Kontakt zu anderen Menschen bewusst entscheidet. Wo sich Verbindungen mit anderen Menschen ergeben und wo das Trauma zwischen ihnen steht, zumindest erst einmal.

Das Buch ist unglaublich gut geschrieben, mit sehr treffenden Worten und Formulierungen, und offenbar ebenso gut übersetzt, denn man merkt dem Buch überhaupt nicht an, dass es eine Übersetzung aus dem Italienisch ist. Der sehr sympathische, liebevolle und reflektierte Mensch, der der Autor ist, kommt einem beim Lesen gefühlt sehr nahe. Damit rührt das Buch zu Tränen, und lässt aber gleichzeitig auch viel Raum für Hoffnung. In all der Dunkelheit ist auch so viel Licht und Liebe, in der Persönlichkeit des Autors, aber auch in so einigen Begegnungen, die im Buch vorkommen.

Ich habe selbst meinen Vater durch Suizid verloren und genau so ein Buch hätte ich mir in der Zeit danach gewünscht. Noch jetzt, nach mehr als zwei Jahrzehnten, habe ich mich beim Lesen unglaublich verstanden und dadurch in dieser Erfahrung weniger alleine gefühlt. Hier ist jemand, der etwas Ähnliches erlebt hat und so treffende Worte für all die Gefühlsfacetten findet, die damit verbunden sind. Fast jeden Satz im Buch hätte ich unterstreichen und groß "Ja, so ist es!" dazu schreiben kann.

Ich empfehle das Buch also von ganzem Herzen allen, die selbst so eine Erfahrung gemacht haben und Trost suchen, aber auch allen, die im therapeutischen oder sozialen Bereich arbeiten und jenen, die generell mitfühlende Menschen sind und sich dafür interessieren, wie es sich anfühlen kann, die Erfahrung gemacht zu haben, nach einem Suizid der Mensch zu sein, der hier bleibt auf dieser Erde, trotz allem. Danke, Matteo B. Bianchi, dass du geblieben bist und deine Geschichte mit uns teilst!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.11.2024

Ein sehr intensives Buch zu einem unausweichlichem Thema!

0

Klappentext:

„Ein Liebesabschied, der mit einem Tabu bricht

»Wenn du wiederkommst, bin ich schon nicht mehr da.« Der Angesprochene versteht den Satz seines Freundes am Telefon als einfache Information ...

Klappentext:

„Ein Liebesabschied, der mit einem Tabu bricht

»Wenn du wiederkommst, bin ich schon nicht mehr da.« Der Angesprochene versteht den Satz seines Freundes am Telefon als einfache Information nach einem Streit. Aber als er nach Hause kommt, begreift er, es war die Ankündigung einer Trennung für immer. Fünfundzwanzig Jahre lang hat Matteo B. Bianchi gewartet, um diesen autofiktionalen Roman zu schreiben.

Ein offenes, mitreißendes Buch über Trauer, Wut, Liebe. Über diejenigen, die nach dem selbstbestimmten Tod eines nahestehenden Menschen zurückbleiben.

Was habe ich übersehen? Was hätte ich anders machen müssen? – Sie sind alleine mit ihren Fragen. Doch dieses Buch wird ihnen Antworten geben, wie es nur wahre Literatur kann, schlicht, präzise, ins Herz treffend.“



Dieses Buch von Matteo B. Bianchi ist tiefgreifend, emotional aber auch mehr als ehrlich. Jeder der einen ganz besonderen Menschen aus seinem Leben verabschieden musste, kann die Zeilen von Bianchi nachvollziehen. Sicher reagiert jeder anders auf die Umstände und jeder geht anders mit dieser leeren Situation um aber dennoch verbindet Trauernde immer ein gewisses Band und Bindung. Bianchi hat eine ruhige und feine Art mit dem Thema den Leser einzunehmen ohne dabei klischeehaft oder belehrend zu sein. Der Leser hat hier genügend Freiraum für eigen Gedankengänge und ja, man diskutiert gedanklich hier und da kontrovers mit dem Autor selbst. Dad Buch hallt nach, es beschäftigt und es gibt einem Punkte mit auf dem Weg, mit seinen Liebenden intensiver umzugehen als ohnehin. Das Leben ist zu kurz für Streitereien, zu kurz für trübe Gedanken. Bianchi besticht zudem mit mal mehr mal weniger präsenten philosophischen Gedanken. Wer über den Tot nachdenkt weiß, diese kommen unweigerlich. Ich kann dieses Buch definitiv empfehlen und vergebe 5 Sterne hierfür.