Jugendthriller mit einigen Schwächen
"Himmel oder Hölle" von Mel Wallis de Vries ist ein Jugendthriller. Hauptfiguren sind die Schülerin Danielle und der Medizinstudent Dante. Daneben spielen u. a. deren Freund:innen noch weitere wichtige ...
"Himmel oder Hölle" von Mel Wallis de Vries ist ein Jugendthriller. Hauptfiguren sind die Schülerin Danielle und der Medizinstudent Dante. Daneben spielen u. a. deren Freund:innen noch weitere wichtige Rollen. Zwischen den beiden baut sich eine Beziehung auf. Allerdings wird diese von dem Tod von Dantes Ex-Freundin Florine (im Klappentext steht fälschlicherweise Florence) überschattet. Kennen lernen sich Dante und Danielle bei einem Ski-Urlaub in Österreich, dorthin sind beide mit ihren Freundinnen und Freunden unabhängig voneinander gereist. Schon vor ihrer Begegnung wird im Buch allerdings klar, dass eine Frau gefangen gehalten wird, gefesselt und mit verbundenen Augen. Um wen es sich handelt und wer sie gefangen hält, das gilt es herauszufinden, denn dahin - zum Tag 0, wie die Kapitel im Buch genannt werden - spitzt sich der ganze Erzählstrang zu.
Nach ihrem Urlaub treffen sich Dante und Danielle in ihrer Heimat Amsterdam zufällig wieder und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Aber längst nicht so, wie es die Leser:innen stellenweise erwarten könnten. Der Autorin ist es gut gelungen, Spannung zu erzeugen, allerdings ist diese bei mir irgendwann einer Ernüchterung gewichen, die dem Ausgang der Geschichte geschuldet ist. Mir fehlen im Nachhinein der logische Aufbau und einige notwendige Erläuterungen.
Das Buch spielt mir allgemein zu sehr mit Klischees, insbesondere wenn es um weibliche Körperbilder geht. Dies wird mir zu stark und zu negativ thematisiert, was auf eine Oberflächlichkeit abdriftet, die meiner Meinung nach junge Frauen/Mädchen in vorhandenen Selbstzweifeln bestärken könnte. Außerdem ist für mich kein plausibler Grund erkennbar, warum dies überhaupt thematisch eingeflochten wird.
Der Schreibstil lässt sich zwar flüssig lesen, aber auch nur bedingt. Denn Danielle stammelt häufig, was nach folgendem Schema dargestellt wird "H-hallo.", da diese Schreibweise häufig auftaucht, wird es schnell nervig und wäre in meinen Augen nicht nötig gewesen. Außerdem zog sich die Geschichte teilweise sehr in die Länge, wo es nicht nötig gewesen wäre, an anderer Stelle wurden allerdings bedeutungsvolle und ereignisreiche Szenen auf knapp zwei Seiten abgehandelt.
Dem Buch geht eine Triggerwarnung voraus, was durchaus angemessen ist. Negativ möchte ich jedoch bewerten, dass sämtliche Triggerinhalte in dem Buch nur sehr schlecht und unzureichend aufgearbeitet werden. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, finde ich das im Hinblick auf die Zielgruppe wichtig. Als Erwachsene kann ich bestimmte Inhalte gut selbst reflektieren, als Jugendliche hätte mir eine kritische Betrachtungsweise an einigen Stellen sicher geholfen. Denn das Buch baut auf diversen toxischen Beziehungen auf, die kaum kritisch betrachtet oder hinterfragt werden. Dies hätte aber zu einem wichtigen und für mich auch notwendigen Lerneffekt führen können. Leider fehlt dieser komplett.
Möglicherweise betrachte ich das Ganze zu streng, aber im Hinblick auf die Zielgruppe gibt es von mir leider keine Leseempfehlung. Als Erwachsene kann man das Buch gut lesen, wird aber den Anspruch, den man an einen Erwachsenen-Thriller stellt, vermissen.