Beste Freunde sind auf eine ganz bestimmte und besondere Art miteinander verbunden und selbst wenn man sich mal eine Weile nicht sieht oder hört, so ist man doch in Gedanken und mit dem Herzen oft bei dem anderen. Aggie und Rosie haben sich vor 15 Jahren aus den Augen verloren – ihnen kam quasi das Leben und ein ziemlich großes Missverständnis dazwischen. Doch als sich nun das Leben von Rosie erneut wandelt und sie als Meteorologin in ein Kriegsgebiet geht, ist Aggie wieder zur Stelle und die beiden beginnen sich zu schreiben und aufzuarbeiten. Kann man die altbekannte Vertrautheit wieder zurück holen?
„Wort für Wort zurück zu dir“ war für mich eine besondere Geschichte, schon allein aufgrund des Stils. Während man in anderen Büchern meistens die Protagonisten aktiv bei ihren Erlebnissen begleitet, unabhängig von der Zeitform, in der berichtet wird, findet in diesem Buch keine direkte Interaktion statt. Das gesamte Geschehen findet in Form von Briefen oder E-Mails statt, die sich verschiedene Personen hin und her schreiben. Dabei schildern sie sich ihre Erfahrungen und Gefühle und erzählen natürlich auch von Erlebnissen, die sie hatten, es bleibt dabei jedoch eben immer eine Nacherzählung. Zu Beginn habe ich eine Weile gebraucht, bis ich mich wirklich in das Geschehen eingefunden hatte und wirklich Bezug zu den Charakteren aufbauen konnte. Wodurch man sie immer nur in so kurzen Etappen „begleitet“ ohne sie eben wirklich zu begleiten, benötigte ich etwas mehr Zeit, um mir ein Bild von ihnen zu machen und eine Bindung aufzubauen. Im Verlauf wurde es dann allerdings besser und die Protagonisten greifbarer. Die Charaktere arbeiten verschiedene Aspekte der Vergangenheit auf, was es leichter macht, sie kennen zu lernen und gleichzeitig kann man an den aktuellen Ereignissen teilhaben – zumindest ein Stück weit. All die Dinge, die sie sich nicht erzählen, erfährt man eben auch nicht.
Wodurch die Charaktere sich nicht gegenüber stehen, hatte ich manchmal das Gefühl, sie versuchen jemand zu sein, der sie nicht sind bzw. eben nicht zu zeigen, was wirklich in ihnen vorgeht. In einem Brief kann man vieles leichter verpacken und verstecken als in einem persönlichen Gespräch. Umso mehr mit und bei ihnen allerdings passiert, umso ehrlicher und offener scheinen sie jedoch zu werden – sich selbst und auch anderen gegenüber, was ich als sehr angenehm und auch authentisch empfand. Wenn man über Dinge schreibt, dann werden einem selbst dabei manchmal auch noch Punkte klar, die man vorher vielleicht gar nicht bedacht hatte.
Insgesamt auf jeden Fall eine interessante Art der Gestaltung, die es im Verlauf de Buches ermöglicht, die wichtigsten Personen doch ganz gut kennen zu lernen. Neben den Schilderungen von Erlebtem wird es auch immer wieder emotional, da sowohl Aggie, als auch Rosie zur Zeit in Lebenssituationen stecken, die sie vor Herausforderungen stellen.
Der Fokus im Buch liegt auf Rosie, die mit verschiedenen Leuten kommuniziert. Alle sind besorgt, nachdem sie in ein Krisengebiet geht und dann auch noch der erwartete Krieg ausbricht. Die Erfahrungen, die Rosie dort macht, sind sehr prägend für sie und in der Zeit, in der sie nicht arbeiten oder anderswo mit anpacken muss, hat sie viel Zeit über die Dinge nachzudenken, vor denen sie zuletzt eher weggelaufen ist. Auch bei Aggie läuft nicht alles nach Plan, doch im Gegensatz zu Rosies aktueller Situation sind die Veränderungen bei ihr keineswegs lebensbedrohlich. Die beiden Frauen erinnern sich an Vergangenes, erzählen sich von Gegenwärtigem und träumen auch ein wenig von der Zukunft. Dabei gibt es immer wieder bewegende und berührende Momente, Geständnisse, Passagen zum Schmunzeln, Hoffen und Bangen.
Neben Aggie gibt es noch Rosies Eltern, ihren Bruder, einige Anwohner des Heimatortes und alte Schulbekannte, die Briefe an Rosie schreiben. Auch Aggie schriebt mit verschiedenen Menschen und beginnt im Verlauf mit einer weiteren, ihr unbekannten Person Briefe auszutauschen. Die Schreibwechsel sind also recht vielfältig und doch war es immer gut möglich, den Überblick zu behalten. Die Briefe sind mit Daten versehen, so dass man einordnen kann, wie viel Zeit vergeht und was sich wohl worauf bezieht.
Der deutsche Titel des Buches passt gut zur Handlung, ebenso wie der Originaltitel „Dear Rosie Hughes“. In dem Fall habe ich da gar keinen großen Favoriten, denn beide Titel beschreiben einfach ganz genau, was im Buch passiert bzw. worum es geht.
Fazit
Eine schöne Geschichte über Freundschaft und das Leben, wie es sich entwickelt und verändern kann und wie ungesagte und ungeklärte Dinge manchmal alles beeinflussen können. Auch wenn ich ein bisschen gebraucht habe, um richtig in die Handlung und die Leben der Figuren einzutauchen, hat mich die Geschichte dann doch berührt und unterhalten. Die besprochenen Dinge sind vielfältig und mitten aus dem Leben der Figuren gegriffen. Da man keine direkte Interaktion erlebt, ist der Aufbau etwas anders, als man es sonst kennt, aber ich empfand es als eine interessante Art des Handlungsverlaufes.