Grandiose Familiensaga
Was für eine mitreißende, tief gehende, rundum gelungene Familiensaga. Micaela Jary hat ihren Roman „Das Haus am Alsterufer“ in der Zeit vor und während des ersten Weltkriegs angesiedelt – eine Zeit voller ...
Was für eine mitreißende, tief gehende, rundum gelungene Familiensaga. Micaela Jary hat ihren Roman „Das Haus am Alsterufer“ in der Zeit vor und während des ersten Weltkriegs angesiedelt – eine Zeit voller Umbrüche. Im Mittelpunkt des Romans stehen die drei Töchter des Hamburger Reeders Victor Dornhain. Schon gleich zu Beginn des Romans bahnt sich ein Drama an. Denn die beiden jüngeren Schwestern Nele und Lavinia verlieben sich in den gleichen Mann. Nele verzichtet schließlich zugunsten ihrer Schwester auf die Liebe ihres Lebens. Doch der Ausbruch des ersten Weltkriegs verändert alles. Parallel dazu wird die Geschichte des Dienstmädchens Klara erzählt, die im Haus am Alsterufer eine Anstellung findet und deren Schicksal eng mit der Familie Dornhain verbunden scheint. „Das Haus am Alsterufer“ ist aber nicht nur eine Liebegeschichte, sondern im Grunde ein hervorragend gut recherchiertes Zeitdokument. So werden eben auch die sozialen Gegebenheiten und Probleme zu jener Zeit angesprochen sowie ein Blick auf die Frauenrechtsbewegung geworfen oder Bezug auf die Künstlerkolonie am Monte Veritá in der Schweiz genommen. Der Schreibstil ist gefühlvoll, vereinnahmend und packend. Ich wurde gleich von der ersten Seite an in die Geschichte hineingezogen und konnte das Buch kaum mehr zur Seite legen. Auch die Charaktere waren alle greifbar und sind mir sehr ans Herz gewachsen. Das Ende war relativ offen, was ich aber in diesem Fall gar nicht so schlimm fand. So lässt einen der Roman auch etwas in sich gekehrt zurück. Vielleicht besteht aber auch Hoffnung auf eine Fortsetzung. Summa summarum ein grandioser historischer Roman, der alles hat, was ein guter Roman braucht.