Cover-Bild Auch das wird vergehen
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19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 170
  • Ersterscheinung: 08.02.2016
  • ISBN: 9783518425275
Milena Busquets

Auch das wird vergehen

Roman
Svenja Becker (Übersetzer)

Ihre Mutter ist tot, und Blanca fährt nach Cadaqués, auf den Sommerfamiliensitz am Meer. Beide Exmänner sind da, die gemeinsamen Kinder, Freundinnen, der Geliebte, sie alle füllen das Haus mit Leben. Für Blanca beginnt eine entrückte Zeit: Stunden auf dem Boot, Frühstück unterm blauen Himmel, Gespräche bis tief in die Nacht, Alkohol, Sex. Und es wäre alles wie immer – würde die verstorbene Mutter ihr nicht auf Schritt und Tritt begegnen und Blanca dazu zwingen, sich zu einer folgenreichen Einsicht durchzuringen.

Auch das wird vergehen ist gravitätisch und leicht, melancholisch und komisch, sanft und heftig, es ist die ergreifende Geste eines langsamen Abschieds – ein wahrhaftiger Roman über Mütter und Töchter, über die Bodenlosigkeit der Trauer und die vertrackten Schönheiten des Lebens.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2016

Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich. Hermann Hesse

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Blancas Mutter ist verstorben, die wohl der wichtigste Mensch in ihrem Leben war und Blanca zu dem Menschen 'machte', der sie heute ist. Nicht immer entwickeln sich aus solchen Erkenntnissen positive Gefühle, ...

Blancas Mutter ist verstorben, die wohl der wichtigste Mensch in ihrem Leben war und Blanca zu dem Menschen 'machte', der sie heute ist. Nicht immer entwickeln sich aus solchen Erkenntnissen positive Gefühle, doch in diesem Fall entstand eine große Liebe. Blanca liebt ihre Mutter über alles und in den Tagen nach deren Tod ist sie ihr fast immer gegenwärtig, bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten. Die Ich-Erzählung aus Blancas Perspektive habe ich wie einen Brief an die Mutter empfunden: Sie erzählt ihr von den Tagen nach der Beerdigung, wie sie sich versucht abzulenken und dennoch stets auf's Neue ihre Mutter in den Vordergrund rückt. Menschen, Orte, Gesten, Gefühle - immer wieder werden dadurch Erinnerungen hervorgerufen, denen Blanca sich hingibt. Voller Wehmut und Schmerz, aber auch mit Zärtlichkeit, Freude und voller Liebe. Dies mag nun Manchen allzu sehr nach Rosarot klingen, doch es gibt auch Rückblicke, die deutlich machen, dass die Mutter-Tochter-Beziehung nicht nur harmonisch war. Doch die Liebe überwiegt...
In diesem Buch gibt es so viele wunderbare und schöne Sätze, dass ich vermutlich ganze Wände damit tapezieren könnte Beispiele gefällig? Also: "Du hast mich so rigoros und nachhaltig gegen jede nicht spielerische Form von Unterwerfung erzogen, dass ich noch nicht einmal Feministin werden musste." oder "In deinen Augen rechtfertigte die Liebe eigentümliche Verhaltensweisen, die du unter allen anderen Umständen verurteilt hättest. Wenn ein Kellner ... dir die Suppe über's Kleid schüttete und du, eben dabei, dich zu beschweren, vom Maître erfuhrst, er sei verliebt ..., sahst du ihn wohlwollend an und sagtest: "Ach so, na dann..." Und aßest seelenruhig weiter in deinem suppendurchtränkten Rock." oder ""Leichtigkeit ist eine Form von Eleganz", sage ich, "leicht und fröhlich zu leben ist sauschwer." "Du verwechselst Leichtigkeit mit Schlendrian, Blanquita."" Vielleicht ist es das, was das Leben von Blanca und ihrer Familie ausmacht: Die Leichtigkeit und die Liebe, was sich auch in den noch immer sehr guten Beziehungen zu ihren Ex-Ehemännern zeigt, den Vätern ihrer beiden Söhne.
Doch es ist nicht nur die Liebe zum andern Geschlecht, sondern ganz allgemein die Liebe zum Leben, die Liebe an sich. Deutlich wird das besonders auf den letzten Seiten, wo Blanca ihrer Mutter eine wundervolle Dankesrede und Liebeserklärung schreibt, die alleine schon das ganze Buch lohnt. "Von dir habe ich die Liebe auf den ersten Blick als einzig mögliche Form, sich zu verlieben (du hattest recht), die Liebe zur Kunst, zu den Büchern, den Museen, zum Ballett, die Freigiebigkeit in Gelddingen, die großen Gesten in den passenden Momenten, die Rigorosität im Handeln und im Reden. Das völlige Fehlen von Schuldgefühlen und die Freiheit und die Verantwortlichkeit, die damit verbunden sind.... Du hast mir auch das irre Lachen geschenkt, die Freude am Leben, die völlige Hingabe, den Spaß an jedem Spiel, die Abneigung gegen alles, was in deinen Augen das Leben kleiner machte und einem die Luft nahm: Knauserigkeit, Mangel an Loyalität, Neid, Angst, Dummheit und Grausamkeit. Und den Sinn für Gerechtigkeit. Die Aufsässigkeit. Das überwältigende Erkennen von Glück in den Momenten, wenn man es in Händen hält und ehe es wieder davon fliegt.... Und die Grandezza, eine Fähigkeit, die Dinge zu benennen, sie zu sehen, eine aufrichtige Toleranz den Schwächen und Unzulänglichkeiten anderer Menschen gegenüber...".
Auch wenn das Hauptthema dieses Buches der Tod eines Menschen sein mag, ist es für mich viel mehr eine Hommage an das Leben und die Liebe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Leben geht weiter ...

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Heilt die Zeit alle Wunden, oder tut sie's nicht? - Diese Frage beschäftigt die Protagonistin Blanca in diesem Roman unbewusst fast durchgängig seit dem Tod ihrer Mutter.
Blanca ist eine Frau über 40, ...

Heilt die Zeit alle Wunden, oder tut sie's nicht? - Diese Frage beschäftigt die Protagonistin Blanca in diesem Roman unbewusst fast durchgängig seit dem Tod ihrer Mutter.
Blanca ist eine Frau über 40, die bereits zwei Kinder (von zwei Exmännern) hat und aus meiner Sicht führt sie ein sehr freies Leben (vor allem sexuell gesehen), das den Anschein macht, als wäre Blanca völlig unbeschwert und offen und voller Liebe. Dennoch bricht eine gewisse Melancholie, Traurigkeit und Verlorenheit in den Sätzen und Gedanken von und über die Protagonistin durch.

Gerichtet ist diese Geschichte hauptsächlich an Blancas tote Mutter, von der man allerhand erfährt - ebenso wie von der Beziehung zwischen Mutter und Tochter, die eine ganz spezielle gewesen sein dürfte. Obwohl die Mutter schon sehr alt und krank war und Blanca schon damit rechnen musste, dass es bald zu Ende mit ihr geht, hat sie der Tod trotzdem völlig getroffen und aus der Bahn geworfen. Das zeugt nur umso mehr davon, dass die Mutter in Blancas Leben einen richtigen Anker dargestellt haben muss.

Es hinzubekommen, dass man schwerelos ist und nichts schwer,
wo doch die Traurigkeit alles tonnenschwer macht.
(S. 66)

In diesem Roman erfährt man dann viel über die Ablenkungsmethoden, die Blanca wählt, um über den Tod ihrer Mutter hinwegzukommen. Vor allem Männer spielen dabei eine sehr große Rolle: Exehemänner, ein Geliebter und ein Fremder, der die Beerdigung ihrer Mutter besucht hat.
Gefallen hat mir daran vor allem diese Lockerheit und die erwartungsfreie Haltung der Protagonistin, was den Sex und das Beisammensein betrifft. Da wird zum Beispiel mit dem Exmann geschlafen und dann "Lass uns heiraten!" gesagt. - Natürlich nicht wirklich völlig ernst gemeint, aber allein schon diese lockere "kann-man-machen-wenn-man-will-Einstellung" hat was Faszinierendes. - Das Leben ganz leicht und locker und nicht gänzlich ernst zu nehmen, ist eine Sache, die normalerweise gar nicht so leicht zu erlernen ist, wenn man es nicht schon, wie in Blancas Fall, von einem Elternteil mitbekommen hat ...

»Leichtigkeit ist eine Form von Eleganz«, sagte
ich, »leicht und fröhlich zu leben ist sauschwer.«

(S. 51/52)

Die vielen zum Nachdenken anregenden Textstellen, die auf diesen 170 Seiten zu finden sind, haben mich ebenfalls sehr begeistert. Nicht nur, weil ich eine passionierte Zitatesammlerin bin, sondern auch weil ich mit allen davon etwas anfangen/mich damit identifizieren konnte.
Dies ist ein wirklich wundervoller Roman zum Abtauchen, für ruhige Stunden, einfach zum Nachdenken und Genießen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Guter Roman

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Bei den Vorschusslorbeeren, die „Auch das wird vergehen“ von Milena Busquets erhalten hat ist es gar nicht mehr so einfach unbefangen das Buch in die Hände zu nehmen. Eine moderne Françoise Sagan sieht ...

Bei den Vorschusslorbeeren, die „Auch das wird vergehen“ von Milena Busquets erhalten hat ist es gar nicht mehr so einfach unbefangen das Buch in die Hände zu nehmen. Eine moderne Françoise Sagan sieht “El Mundo” aus Spanien am Werk. Das kann nur Übertreibung sein, dachte ich mir und begann zu lesen. Die „Ich“ Erzählerin Blanca, die nie daran gedacht hat einmal vierzig Jahre alt zu werden steht am Grabe der Mutter und sieht die Fäden ihre Lebens in Katalonien zusammenlaufen. In Cadaqués, der Sommerresidenz der Familie trifft sie auf ihre Exmänner und einen Haufen Erinnerungen, die die Gegenwart mit der Vergangenheit vermählen. Blanca liebt das Leben, die Sinnlichkeit heißer Nachmittage, den Sex, den Weißwein, die weißgetünchten Häusern des Südens und das türkisfarbene Meer. Und noch mehr liebt sie die Männer, jedenfalls für den Moment, der Tod und Leben außer Kraft zu setzen scheint. Warum auch nicht? Trauer und Lebensgier sind Geschwister erkennt Blanca und versucht an sich selbst anzudocken. Kein leichtes Unterfangen für eine seelisch Schiffbrüchige. Doch dieses Kunststück zu zeigen ist Milena Busquets gelungen. Sie zeichnet eine erfrischend moderne Frau, voller Intelligenz und grandioser Beobachtungsgabe, eine emanzipierte Frau, ohne Schuldgefühle, aber mit der Hingabe einer Südländerin, die mehr nimmt, als gibt und auf die Meinung anderer pfeift. Blanca weiß, sie lebt nur einmal und damit ist sie ein Kind ihrer Zeit. Dank der Autorin kommt Blanca äußerst echt rüber. Bis in die letzte Pore macht sie Blanca fühlbar. Genau diese Authentizität hat das Buch für mich sehr spannend gemacht, auch wenn ansonsten gar nicht so schrecklich viel passiert. Der Roman tritt auf der Stelle, wie eine Generation von Frauen auf der Stelle tritt, getrieben von den hohen Ansprüchen, die an sie gerichtet werden. Und der Erkenntnisgewinn? Er gleicht einem Tropfen Wasser in der Wüste. Vielmehr gibt das Leben in diesem Jahrtausend einfach nicht her. Besonders hervorstechen tun eine Vielzahl von unglaublich klugen Sätzen, die mich manchmal ganz Baff gemacht haben. Hinkt der Vergleich mit der Sagan? Nun ja... „Auch das wird vergehen“ ist mit Bonjour Tristesse inhaltlich vielleicht nicht ganz auf Augenhöhe. Das Ding hat schließlich Meilenstein Status... Dafür schreibt Milena Busquets noch besser.

Veröffentlicht am 12.05.2020

Stets gültiger Satz

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Der Titel des Romans geht zurück auf eine Geschichte um einen chinesischen Kaiser, der seine Ratgeber beauftragte, ihm einen Satz zu nennen, der unter allen Umständen immer gültig ist. Dieser Satz lautet ...

Der Titel des Romans geht zurück auf eine Geschichte um einen chinesischen Kaiser, der seine Ratgeber beauftragte, ihm einen Satz zu nennen, der unter allen Umständen immer gültig ist. Dieser Satz lautet "Auch das wird vergehen". Für mich birgt er gleichzeitig Hoffnung (in schlimmen Zeiten) als auch allergrößten Schrecken (weil man alles, egal wie sehr geliebt, irgendwann verliert), und ist daher wirklich beeindruckend gewählt. Sehr berührt hat mich auch die Art, wie die vierzigjährige Ich-Erzählerin Blanca die Trauer um ihre kürzlich verstorbene Mutter schildert. Manches ist so realistisch, dass ich es aus eigenem Erleben kenne, etwa das Gefühl, bei jeder Beerdigung im Grunde innerlich die eigene Mutter erneut zu Grabe zu tragen. Überhaupt alles in diesem kleinen Roman ist unglaublich feinsinnig, fast sezierend, beobachtet und eloquent geschildert.
Für Blanca ist das Gegenteil des Todes nicht das Leben, sondern Sex. Sie kennt leider nur dieses eine Mittel, um die Trauer zu verarbeiten. Überhaupt gibt es sehr viele Männer in ihrem Leben, zwei Ex-Ehemänner, von denen sie mit einem noch sexuell verkehrt trotz dessen neuer Beziehung, einen verheirateten Liebhaber und unzählige Flirtpartner, nach denen sie in der flirrenden Hitze Spaniens unaufhörlich auf der Suche ist. Blanca führt ein unglaublich priviligiertes Leben. Um ihre beiden Söhne kümmert sich eine Kinderfrau, obwohl man nicht erfährt, dass sie selbst je gearbeitet hätte. Ihrer Trauer kann sie sich im wunderbaren Strandhaus der Mutter so richtig hingeben. Um den Haushalt kümmert sich eine Freundin. Als diese ihr vorwirft, Blanca täte nichts anderes als von Zinsen zu leben, hatte ich großes Verständnis für diese Freundin, zumal sie - nicht ganz unberechtigt - das Gefühl hatte, dass die bekiffte Blanca nun sogar mit ihrem Freund anbandeln wollte.
Trotz allem Mitempfinden mit Blancas Trauer gewann ich daher im Lauf der Geschichte immer mehr Abstand zu ihr als Protagonistin. Wenn der Verlust auch tief empfunden wirkte, erweckte Blanca dennoch auf mich irgendwann einen sehr oberflächlichen und eindimensionalen Eindruck und verlor daher einen Teil meiner Sympathien. Deshalb, und weil das schmale Bändchen vorbeirauschte wie ein Sommertag, reicht es trotz der hervorragenden Stilkunst nur zu vier Sternen.

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Veröffentlicht am 19.10.2018

Auch das wird vergehen

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In dem Buch lernt man Blanca kennen, die das Buch aus der Ich-Perspektive schreibt. Das Buch beginnt bei der Beerdigung von Blancas Mutter. Blanca ist in tiefer Trauer über den Verlust und landet mit ihrem ...

In dem Buch lernt man Blanca kennen, die das Buch aus der Ich-Perspektive schreibt. Das Buch beginnt bei der Beerdigung von Blancas Mutter. Blanca ist in tiefer Trauer über den Verlust und landet mit ihrem Exmann im Bett. Dieser meint dann zu ihr, dass sie doch in ihr Haus in Cadaqués fahren soll, was das Sommerhaus der Familie ist und Blanca nun von ihrer Mutter geerbt hat. Sie packt ihre Kinder ins Auto und fährt mit Freundinnen und Kindermädchen nach Cadaqués. Auch ihre beiden Exmänner sind mit von der Partie.

Ich fand das Buch sehr schön geschrieben, es hatte schon etwas poetisches, den Gedanken von Blanca zu folgen und auch den Gesprächen mit ihrer Mutter, die sich durch das ganze Buch ziehen. Die ganze Zeit denkt sie an die Mutter, was ja nach so einem Verlust auch normal ist, aber ich muss sagen, dass ich das in so einem recht dünnen Buch doch etwas zu viel fand. Es ging nur um die Mutter und um Männer, die Blanca bereits hinter sich gelassen hat oder die sie neu kennenlernt.

Und genau das stört mich auch etwas an dem Buch, dass es sehr viel um Blancas Männergeschichten geht und auch um Drogen und Alkohol. Das macht sie nicht gerade zu einer sehr sympathischen Protagonistin. Sie ist sehr auf sich selbst bezogen und selbst ihre Kinder scheinen von ihr nicht sehr liebevoll behandelt zu werden. Zumindest gewinnt man in dem Buch den Eindruck, dass Blanca ihre Söhne nur zu gerne dem Kindermädchen überlässt und sich kaum mal selber um sie kümmert und das sogar im Urlaub.

Auf dem Umschlag sind einige sehr begeisterte Stimmen zu lesen, was ich so nicht ganz unterschreiben kann. Das Buch ist solide geschrieben und man möchte schon die ganze Zeit wissen, wie es weiter geht, aber so richtig viel passiert in dem Buch dann auch wieder nicht. Das Cover wirkt sehr geheimnisvoll und so fällt dieses Buch im Buchhandel sicher auch auf.