berührend, ernst und komisch zugleich
Yael wollte einen Schlussstrich ziehen, doch der Versuch ging schief. Nun findet sie sich mit ihrer Schwester Liora bei einer Therapeutin wieder und darf unter dem Versprechen, die Therapie wegen ihrer ...
Yael wollte einen Schlussstrich ziehen, doch der Versuch ging schief. Nun findet sie sich mit ihrer Schwester Liora bei einer Therapeutin wieder und darf unter dem Versprechen, die Therapie wegen ihrer Depression ernst zu nehmen und die Medikamente zu schlucken, zurück in ihre eigene Wohnung. Doch erst als eine Freundin sie mit in ein Frauenschwimmbad nimmt und sie dort auf die Rentnerin Shirley trifft, kehrt ihr (Über-)Lebenswille langsam zurück und hilft ihr, sich den Traumata ihrer Vergangenheit zu stellen.
Die Autorin hat sich hier keinem einfachen Thema gewidmet. Wer selbst an psychischen Beeinträchtigungen leidet, sollte dringend beim Lesen auf sich aufpassen, denn das Buch ist aus Yaels Perspektive geschrieben und ihre Gefühle sind beim Lesen spürbar. Dabei blitzt — anfangs nur ab und zu, später häufiger — Yaels spezieller Humor hervor, der der Geschichte eine gewisse Leichtigkeit verleiht und Yael sympathisch macht.
Mir ist das Buch unter die Haut gegangen. Es fühlte sich nahbar und echt an, Yael auf ihrer Reise aus dem Abgrund zu begleiten. In mehreren Rückblenden werden Gründe für ihre Situation genannt. Auch das Trauma ihrer jüdischen Familie spielt eine Rolle und wird geschickt in die Geschichte verwoben. Gerade auch etwas von dem Alltag einer jüdischen Familie zu erfahren, konnte mir neue Einblicke gewähren.
Wie sie es durch ein weiteres trauriges Ereignis schafft, nach vorne zu blicken und gute Gründe zu finden, gibt Hoffnung und hat mich mit einem weinenden und einem lächelnden Auge zurück gelassen.
Die anderen Charaktere sind allesamt starke Figuren mit eigener Persönlichkeit und bilden Yaels Rettungsnetz. Wie die beiden Schwestern Yael und Liora durch das Ereignis sogar zusammen wachsen, war Zentrum der Geschichte.
Etwas irritiert hat mich der Handlungsstrang rund um einen Ex-Partner. Es fügte sich nicht stimmig in die Erzählung ein und wirkte zu gewollt und geläufig.
„Gute Gründe“ ist berührend, ernst und komisch zugleich und hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich vergebe 4,5 Sterne für ein Buch mit wichtigen Themen.