"Starke" Frauen?
Der erste Teil „Die Telefonistinnen – Stunden des Glücks“ von Nadine Schojer bildet den Auftakt zu einer Frauenromanreihe, die in der Nachkriegszeit in Köln spielt. Im Jahr 1948 wollen die Menschen nach ...
Der erste Teil „Die Telefonistinnen – Stunden des Glücks“ von Nadine Schojer bildet den Auftakt zu einer Frauenromanreihe, die in der Nachkriegszeit in Köln spielt. Im Jahr 1948 wollen die Menschen nach dem Hungerwinter endlich wieder nach vorn schauen, und so soll die Deutsche Mark endlich den wirtschaftlichen Aufschwung bringen.
Die vier Hauptfiguren Gisela, Hanni, Julia und Erna werden nach und nach in die Geschichte eingeführt, wobei man jedoch nur mehr von Gisela und Hanni erfahren kann. Die anderen beiden bleiben doch nur Randfiguren. Später stößt auch noch Charlie, die Nichte eines der Geschäftsführer der Versicherung Pering, zu der Truppe.
Gisela arbeitet als Telefonistin bei der Versicherung und hofft zusammen mit ihrem Sohn Peter auf die Rückkehr ihres Mannes aus dem Krieg. Die meisten Kriegsheimkehrer sind angekommen, doch Giselas Mann Heinrich gilt als vermisst. Und nachdem ihr Sohn Peter einen schweren Schicksalschlag erleidet, wird das Leben für Gisela noch herausfordernder.
Hanni, Giselas beste Freundin und Kollegin, ist eine junge Frau mit vielen Begabungen. Sie hat ein besonderes Talent für Mode und schneidert ihre Kleider alle selbst und häkelt wunderschöne Handschuhe. Gleichzeitig scheint sie die Versorgerin der Familie zu sein, denn wenn ihr trinkfreudiger und gewalttätiger Vater, der einen Zeitungskiosk betreibt, mal wieder „krank“ ist, muss sie neben der Arbeit in der Versicherung auch noch die Kiosk führen.
Julia stößt als neue Kollegin zu den Telefonistinnen. Sie ist noch sehr jung, hat die Schule abgebrochen und ist sehr gewitzt. Man erkennt, dass sie sich während des Krieges oftmals alleine durchschlagen musste. Besonders Hanni bekommt von ihr die richtigen Denkanstöße, wie sie aus ihrem Talent mehr machen kann.
Und Erna erlebt man als die „Nachrichten“ der Versicherung, Klatsch und Tratsch aus der Firma sind bei ihr gut aufgehoben. Sie hofft jeden Tag auf die Heimkehr ihres Sohnes. Ansonsten erfährt man von ihr nicht viel.
Charlie lernt man zunächst als verwöhntes Mädchen kennen, doch schnell merkt man, dass hinter der Fassade noch etwas anderes steckt.
Man kann die Herausforderungen im Leben der Frauen, ohne ihre Männer spüren, jedoch scheint die gesamte Atmosphäre nur Nebengeschichte zu sein. Und immer wieder schwebt über allem diese Ungewissheit, ob die Männer noch zurückkehren werden.
Jedoch erlebt man bei allem eine Frauenfreundschaft zwischen Figuren, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Und doch versteckt jede ein Geheimnis...
Erst mit der Zeit waren die Figuren greifbarer für mich, leider bleibt das ganze Geschehen doch etwas oberflächlich und vorhersehbar. Was mir jedoch fehlt, sind die selbstbewussten und eigenständigen Frauen, die das Cover und der Klappentext versprechen. Sollen es etwa die Männer sein, die ihr Leben nur glücklich machen können? Im ersten Band bekommt man zumindest den Eindruck.
Insgesamt hätte ich mir mehr von dem Auftakt dieser Geschichte erhofft. Mir fehlt es an den „starken“ Frauen und an der Tiefe der Figuren und der Geschichte. Auch stell ich mir die Frage, was die Geschichte gerade für Köln spezifiziert, oder ob es nicht auch so hätte an einem anderen Ort stattfinden können. Mir fehlt irgendwie der „Kölsche“ Charme! Der Roman hat definitiv noch durchaus Potenzial nach oben, und bei Gelegenheit werde ich auch zum zweiten Teil greifen.