Lässt mich ratlos zurück...
Marc Southwood ist verzweifelt, denn seine Frau Alexandra ist spurlos verschwunden. Sie führten 12 Jahre lang eine harmonische Beziehung und sind Eltern von Charlotte und Lizzie. Nun ist Alex von einem ...
Marc Southwood ist verzweifelt, denn seine Frau Alexandra ist spurlos verschwunden. Sie führten 12 Jahre lang eine harmonische Beziehung und sind Eltern von Charlotte und Lizzie. Nun ist Alex von einem Tag auf den anderen weg. Da auch ihr Pass fehlt, geht die Polizei davon aus, dass Alex untergetaucht ist. Diese Vermutung scheint grundlegend falsch zu sein, denn nach ihrem Verschwinden wird ihre Kleidung, voller Blut, am Fluss gefunden.
Die Geschichte um das Verschwinden von Alexandra und die Nachforschungen nach ihrem Verbleib sind so aufgebaut, dass sich Kapitel in der Gegenwart abwechseln mit Kapiteln aus der Vergangenheit. Die Zeitebenen sind zwar klar deklariert, wurden aber innerhalb der Kapitel oft wirr und chaotisch aufgebaut. Da ist zum Beispiel die Gegenwart, in der Marc endlos zitiert wird, wie sehr er Alex vermisst und wie sehr ihm das alles zu Herzen geht.
Glaube ich ja.
Ginge mir genauso.
Doch leider ist es nicht gerade prickelnd, mit etlichen Wiederholungen wieder und wieder dasselbe in endlosen Varianten zu lesen. Dazu kommt, dass kurze Sequenzen Alex erwähnen und die in Beobachterperspektive erzählt, was sich bei ihrer Familie zuträgt und wie die ihren Verlust verkraften.
Diese Mischung aus Erzählung und Ich Perspektive der Verschwundenen hat mir nicht gefallen. Ich empfand das als seltsam und wirr. Im Klappentext wird erwähnt, dass Alexandra „verzweifelt auf Videos ansehen muss, wie sich ihre Familie quält“. Dass Alex ihre Familie anhand von Videos beobachten kann, wirft bei mir Fragen auf. Wie soll denn das gehen? Woher hat sie diese Videos? Zumal sich nicht alle Szenen zu Hause abspielen. Dazu kommt, dass diese Erwähnung auf dem Klappentext nicht unbedingt mit der Handlung übereinstimmt.
Dann erfährt man, wie sich Marc und Alex kennenlernen, sich verlieben und zu einer Familie werden. Diese Vergangenheit empfand ich als gut erklärt, da man instinktiv spürt, dass sie wichtig ist für das Verschwinden in der Gegenwart. Hier wurden auch ab und zu Briefe von einer Schlüsselfigur eingesetzt. Die habe ich meist grob überflogen, da sie nichtssagend und langweilig sind. Diese Schlüsselfigur interessiert sich sehr für Kunst und hier wurde ich positiv überrascht. Denn sehr schnell fragt man sich, wo die Grenze von Kunst ist und wo Verantwortung für einen einmal gefällten Entscheid beginnt.
Sehr gefallen hat mir hingegen die Botschaft, die hinter all dem steckt. Erwartungen in das Leben und die Gestaltung rund um Ehe, Familie, Beruf, Unabhängigkeit, aber auch eine Spur Feminismus, lassen im Nachhinein die beschriebene Vergangenheit, sowie die Gegenwart, in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Der Schreibstil hat mich nicht überzeugen können. Die langen Sätze haben oft etwas Einschläferndes. Denn die Hälfte des Erzählten hätte die Autorin weglassen und sich auf das Wesentliche konzentrieren können.
Ratlos lässt mich die Geschichte zurück, denn ich denke nicht, dass ich die Gründe für Alexandras Verschwinden so richtig verstanden habe.