Cover-Bild Zusammenkunft
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 113
  • Ersterscheinung: 14.02.2022
  • ISBN: 9783518430460
Natasha Brown

Zusammenkunft

Roman
Jackie Thomae (Übersetzer)

Nach oben kommen. Das war immer der Plan. Seit Jahrhunderten. Dafür hat sie, dafür haben alle vor ihr gekämpft. Und als Schwarze Frau stand ihr letztlich nur ein Weg offen: Völlige Verausgabung, Oxbridge, Londoner Hochfinanz, ein Freund mit Geld so alt und dreckig wie das Empire. Doch als sie endlich eingeladen wird, Mitglied einer Familie, Angehörige einer Klasse, Teil eines Landes zu werden, muss sie am eigenen Körper erfahren, dass die erlittenen Ungerechtigkeiten tiefere Wurzeln geschlagen haben. Wie kann sie sich retten? Wie mit dem Erbe der Geschichte leben?

Mit Zusammenkunft ist Natasha Brown die literarische Sensation gelungen: ein virtuoser, verdichteter Roman über die Anstrengungen der Gegenwart und die toxische Wirkung der Vergangenheit in unseren Worten, Werten, Besitztümern. Natasha Brown stürzt Schuld und Schönheit und Menschlichkeit ununterscheidbar ineinander, mit elektrisierenden Folgen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2022

Gedankensammlung

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Inhalt:

Die namenlose Ich-Erzählerin ist eine Schwarze Frau, die sich in der Londoner Finanzwelt mit harter Arbeit nach oben kämpfen will. Die stetige Belastung ihrer Arbeit, ihre eigenen Ansprüche ...


Inhalt:

Die namenlose Ich-Erzählerin ist eine Schwarze Frau, die sich in der Londoner Finanzwelt mit harter Arbeit nach oben kämpfen will. Die stetige Belastung ihrer Arbeit, ihre eigenen Ansprüche an sich selbst und die zahllosen Mikroaggressionen, denen sie tagtäglich ausgesetzt ist, spaltet sie sich immer weiter von ihrem eigenen Selbst ab, nimmt ihre Umwelt nur noch von außen wahr. Als sie die Diagnose Brustkrebs erhält, sieht die Erzählerin deshalb keine Sinn eine Therapie aufzunehmen und fährt stattdessen mit ihrem weißen Freund zu dessen wohlhabenden Eltern aufs Land.

Meine Meinung:

„Zusammenkunft“ hat von allen Seiten viel Lob erhalten und das ganz bestimmt zurecht. Das Buch ist es besonders, weil es schafft auf sehr wenigen Seiten unwahrscheinlich viele und komplexe Themen abzuhandeln. Das tut es auf eine poetische, manchmal undurchsichtige, aber immer aufrichtige und vor allem aufrüttelnde Art und Weise.

Die Zustände innerhalb der britischen Gesellschaft, die hier beschrieben werden, sind sicher in vielerlei Hinsicht auf Deutschland übertragbar, wenn mir auch nicht alle Zusammenhänge abschließend klar geworden sind. Genau das ist auch mein einziger, wenn auch nicht ganz unbedeutender Kritikpunkt am Buch. Aufgrund der Knappheit und Dichte des Textes, geht für mich an manchen Stellen wichtige Information verloren, die in meinen Augen nötig gewesen wäre, um die Geschichte besser verständlich zu machen. Ich verstehe, dass es mit Sicherheit nicht die Absicht der Autorin gewesen sein kann, ein rundum nachvollziehbares und detailliert ausgestaltetes Buch geschrieben. Sonst wäre „Zusammenkunft“ nicht die poetische und einhomogene Ansammlung an Textfragmenten, die es ist. Das Buch spricht allerdings so wichtige Themen an, dass ich diesen an der ein oder anderen Stelle mehr Raum gewünscht hätte.

Nichtsdestotrotz ist Natasha Brown ein besonderer Text in einer besonderen Sprache gelungen, der es lohnt gelesen zu werden. „Zusammenkunft“ porträtiert eine noch junge Frau, die an ihrem eigenen von einer feindselig eingestellten Gesellschaft bestimmten Ansprüchen zu zerbrechen droht. Die Ich-Erzählerin schleicht dabei immer wieder um eine Art passiven Todeswunsch als kurzfristigen Ausweg herum. Ihr eigenes Leben scheint ihr nichts mehr Wert zu sein. Auch an dieser Stelle, hätte ich es schön gefunden, wenn die Autorin in irgendeiner Form zu verstehen gegeben hätte, dass es sich bei der Denkweise ihrer Protagonistin um Gedanken handelt, die von einer psychischen Erkrankung geprägt sein müssen. So wird der Leser dahingehend im Unklaren gelassen.

Fazit:

„Zusammenkunft“ ist ein ganz besonderes Stück Prosa. Ein Buch, das man gelesen haben sollte, eben weil es thematisch so nah am gesellschaftlichen Puls des Jahres 2022 ist und weil es eine Thematik aufgreift, die von der Gegenwartsliteratur viel zu lange größtenteils ignoriert worden ist.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Die Gesellschaft formt uns

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Zusammenkunft von Natasha Brown, erschienen im Suhrkamp Verlag am 14. Februar 2022.

Alle ihre Vorfahren haben hart gearbeitet, sind nach dem Zweiten Weltkrieg aufgefordert worden aus der britischen Kolonie ...

Zusammenkunft von Natasha Brown, erschienen im Suhrkamp Verlag am 14. Februar 2022.

Alle ihre Vorfahren haben hart gearbeitet, sind nach dem Zweiten Weltkrieg aufgefordert worden aus der britischen Kolonie Jamaika nach England zu kommen, um dort die fehlenden Arbeitskräfte zu ersetzen. Niemand aus ihrer Familie ist so weit gekommen wie sie. Sie arbeitet im Finanzsektor, erzählt kleinen Kindern, dass jeder es mit harter Arbeit soweit schaffen kann und hat einen Freund dessen Familie alte Wurzeln mit sehr viel Geld hat. Nun ist sie eingeladen aufs große Landgut der Familie, um sich dort zum ersten Mal für eine Familienfeier zu treffen.

Wir reisen im Kopf der Ich-Erzählerin mit durch diese Tage, manchmal etwas sprunghaft. Dadurch sind wir reduziert auf ihre Perspektive die ohne Emotionen zum Leser zu bringen an all die Situationen, wo sie zum Objekt degradiert, wurde als schwarze Frau, als Frau und als Nachkomme jener, die die britische Regierung über Jahre ausgegrenzt hat, die Versprechungen niemals eingehalten haben und gerade in den letzten Jahren daran arbeiten, die Helfer, die sie eins gerufen hat, zu illegalen Migranten zu machen.

Ich hatte wohl schon von der Situation der Jamaikaner in Großbritannien gehört, was es mir teilweise erleichterte die Zusammenhänge zu verstehen. Im letzten Teil des Buches half mein Halbwissen dann auch nicht weiter und diese Emotionslosigkeit der Protagonistin hat bei mir keine Sympathie zu ihr aufbauen können und deshalb hat mich das was ich darüber in diesem Buch nicht verstanden habe nicht zur Internetrecherche bringen können. Das ist leider eine verpasste Chance, aber britische Leser werden wissen worauf angesprochen wird.

Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig und wechselt zwischen einem Essay, prosaisch und poetisch. Dabei geht die Geschichte nicht linear vor. Wie jeder das kennt, beginnt das Gehirn zu arbeiten, sobald es nicht beschäftigt ist, und so springen wir manche Themen öfter an und erfahren so stückweise, worum es geht. Vieles, worüber man liest, hat man als Frau auch ähnlich erlebt, aber so krass natürlich nicht, da im Gegensatz zur Protagonistin, die dahin erzogen worden ist nicht aufzumucken, hat man sich sowas nicht gefallen lassen.

Gut geschrieben bekommen wir Einblicke in Finanzwelt und wie eine Kolonialmacht bis in die heutige Zeit ihre Kolonien und ehemalige Kolonien ausbeutet und dass man sich solches Gebaren mal näher anschauen sollte.

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Veröffentlicht am 15.02.2022

Starke Momente ohne Abfolge

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Schwarze Frauen, die erfolgreich sind ist momentan ein aktuelles Thema in der Buchwelt. Manifesto von Bernardine Evaristo und Misfits von Michaela Coel sind ebenfalls wie dieses Buch kürzlich erschienen. ...

Schwarze Frauen, die erfolgreich sind ist momentan ein aktuelles Thema in der Buchwelt. Manifesto von Bernardine Evaristo und Misfits von Michaela Coel sind ebenfalls wie dieses Buch kürzlich erschienen. Im Gegensatz zu den erwähnten Büchern, die eher im kulturellen Bereich angesiedelt sind, geht es hier um die Karriere einer schwarzen Frau in der Finanzwelt. Um so erstaunlicher, dass gerade dieses Cover sehr künstlerisch gestaltet ist und auch wohl eine Aussage dahinter steht.
Natasha Brown hat in diesem Buch, wie auch die beiden anderen hier erwähnten Autorinnen sehr viel autobiographisches einfliessen lassen.
Ein wenig Vorurteil hatte ich leider im ersten Augenblick. Ist das ein Zufall, dass schwarze Frauen mehr oder weniger zeitgleich ein Thema veröffentlichen, weil es gerade sich gut verkauft? Leider, für die Bewertung dieses Buches, habe ich Misfits und Manifesto vor Zusammenkunft gelesen. Ein wenig überfrachtet daher das Thema für mich.
Dennoch finde ich die Sprache von Natasha Brown sehr gelungen und prägend. Wie sie zum Beispiel ausführlich die desolate Lage in Krankenhäusern ihrer Erinnerung ausführlich beschreibt und die jetzige Möglichkeiten für Sie im Krankheitsfall auf Schnittblumen, Einzelzimmer und Espresso reduziert. Sehr eindringlich.
Was mich sehr stört ist, dass kein Lesefluss entsteht. Die einzelnen Abschnitte haben eine grosse Intensität, aber keinen erkennbaren Zusammenhang. Das gehört natürlich zu diesem Buch, erschwert aber das Lesen sehr.

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Veröffentlicht am 07.02.2022

Ein unglaublich kraftvoller Roman

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Mich interessiert immer wieder, wie kurze Bücher mit so brillanten Inhalten auf so wenige Seiten passen. Natasha Browns Debütroman hat das hervorragend hinbekommen. Zusammenkunft gibt eine ehrliche Untersuchung ...

Mich interessiert immer wieder, wie kurze Bücher mit so brillanten Inhalten auf so wenige Seiten passen. Natasha Browns Debütroman hat das hervorragend hinbekommen. Zusammenkunft gibt eine ehrliche Untersuchung der britischen Gesellschaft, der Rasse, des Klassensystems, des Reichtums und der Frauenfeindlichkeit.
Im Vorfeld einer Dinnerparty, an der unsere ungenannte Hauptfigur teilnimmt und die von den Eltern ihres Freundes organisiert wird, bewegen wir uns zwischen verschiedenen Zeitlinien und blicken zurück auf die Geschichte und die vergangenen Erfahrungen unserer Protagonistin. Wir sehen, wie sich ihr Leben in einer fragmentierten Erzählung entfaltet, während sie anfängt zu hinterfragen, wie sie weitermachen und ihr eigenes Leben in die Hand nehmen kann. Es gibt mehrere Vergleiche zwischen dem Leben unserer Hauptfigur und dem ihres Freundes, eines weissen, wohlhabenden Mannes, der in Privilegien aufgewachsen ist, der nicht hart arbeiten musste, um zu bekommen, was er wollte oder brauchte. Dies dient dazu, dem Publikum den Kontrast zwischen seinen Kämpfen und denen unserer Hauptfigur zu zeigen und trägt zur wachsenden Frustration über unsere Hauptfigur bei.
Ein unglaublich kraftvoller Roman, wahrscheinlich umso mehr, da nur wenige Seiten nötig waren, um die Botschaft dieses Buches zu vermitteln. Es rief Frustration hervor und zeigte weitere Mängel in einer Gesellschaft auf, die nicht mehr so altmodisch und beunruhigend funktionieren sollte.

Veröffentlicht am 04.02.2022

Thunderbolt and Lightning

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Wie ein Blitz ist dieses Buch. Unglaublich grell. Und schnell vorbei. Viel zu schnell? Nein. Sein Nachhall, der Donner, wirkt lange und laut.

Die Protagonistin arbeitet im Finanzsektor. Hat sich aus ...

Wie ein Blitz ist dieses Buch. Unglaublich grell. Und schnell vorbei. Viel zu schnell? Nein. Sein Nachhall, der Donner, wirkt lange und laut.

Die Protagonistin arbeitet im Finanzsektor. Hat sich aus prekären Verhältnissen hochgearbeitet. Führende Position, Eigentumswohnung in London, keinerlei Sorgen. Finanzieller Art. Denn sie ist eine Frau. Und schwarz. Und somit Opfer von Sexismus und Rassismus. Mal offen und direkt, wie bei einer Begegnung mit einem Betrunkenen in der Bahnstation. Meist versteckt oder (gar-nicht-mal-snett verpackt, in zynischen Bemerkungen von Kollegen oder den Eltern ihres Freundes, die sie eh nur als „die aktuelle Freundin ihres Sohnes“ sehen.

Natasha Brown erzählt ihre Geschichte, aber auch die einer ganzer Generation von Menschen anderer Herkunft, von Frauen, von Rollenbildern und Rollen in diesem Theater, das wir Leben nennen. Ohne etwas vorweg nehmen zu wollen, um den Nachhall dieses Buches nicht zu zerstören: Manche Themen sind in den letzten Jahren publik geworden dank #metoo und BLM, manche sind neu, aber eigentlich auch nur für die Leser:innen, die nicht davon betroffen sind, die diese Erfahrungen nicht gemacht haben.

Brown gelingt dabei eine starke Dramaturgie – von „random Einzelfällen“ (die natürlich keine sind) zum Leben der Protagonistin. Von ihrem Berufsalltag hin zu ihrer Beziehung mit einem Sohn reicher, einflussreicher Eltern und weiter zu ihrer Krebserkrankung, die sie nicht behandeln lassen möchte, da der Krebs der Gesellschaft mehr schmerzt als der in ihrer Brust.

Und obwohl „Zusammenkunft“ so kurz wie eine Novelle erscheint, so steckt auf den 113 Seiten mehr als in manchem 400 Seiten-Roman. Mehr Inhalt, mehr Tiefe, mehr Gewicht. Es ist schnell gelesen. Aber vorbei ist es damit noch lange nicht. Achtet auf den Nachhall – und nehmt etwas davon mit in euer Verhalten!

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